Wetternews: Andauernde Westlage

Westwindlagen – wie sie zurzeit häufig auftreten – führen im Winterhalbjahr generell zu milden und hie und da auch feuchtem Wetter.

Warum dies so ist, wird im heutigen Blog näher beschrieben.

Die Hauptwindrichtung in der Schweiz ist West

In den höheren Luftschichten auf rund 5500 Metern (500 hPa) herrschen sowohl im Winter als auch über das ganze Jahr betrachtet eindeutig die Westwinde vor. Eine Auswertung zwischen 1961 und 2010 ergab, dass in diesem Zeitraum den Monaten Dezember, Januar und Februar im Durchschnitt 26 Tage Westwinde herrschten. Dies sind immerhin 29 % aller möglichen Fälle. Über das ganze Jahr betrachtet wurden im Zeitraum 1961-2010 im Mittel an 120 Tagen Westwinde registriert, was sogar 33 % aller Fälle bedeutet.

Als zweithäufigste Strömungsrichtung sind die Nordwestwinde mit etwa 22 Tagen im Winter und 84 Tagen im Jahr zu nennen, gefolgt von den Südwestwinden mit etwa 16 Tagen im Winter und etwa 70 Tagen im Jahr. Relativ häufig sind noch nördliche Winde, welche im Winter ebenfalls an etwa 16 Tagen auftreten, über das ganze Jahr betrachtet mit 40 Tagen aber bereits deutlich hinter den Südwestwinden zurückstehen. Alle anderen Windrichtungen, das heisst Nordost-, Ost-, Südost- und Südströmungen sowie Hochdruck- und Tiefdruckgebiete, welche ihr Zentrum direkt über der Schweiz haben, sind selten.


Häufigkeit der Strömungs- sowie der Hochdruck- und Tiefdrucklagen auf 500 hPa in den Jahren 1961-2010. Westlagen kamen in den Wintermonaten gesamthaft an etwa 1300 Tagen vor. Dies entspricht durchschnittlich etwa 26 Tagen in jedem Winter. Über alle Jahreszeiten betrachtet wurden in den Jahren 1961-2010 etwa an 6000 Tagen in 500 hPa Westwinde verzeichnet, dies entspricht etwa 120 Tagen pro Jahr. (MeteoSchweiz)

Auswirkungen von winterlichen Westlagen auf unser Wetter

Generell transportieren westliche Winde Luft vom Atlantik in die Schweiz. Da im Winter der Atlantik eine relativ hohe Oberflächentemperatur aufweist, bringen Westwinde meist relativ milde Luft in den Alpenraum. Westlagen können – wie alle anderen Strömungslagen auch – unterschiedlich ausgeprägt sein. Sie können hochdruckbestimmt (antizyklonal), ohne Krümmung oder gestreckt (indifferent) oder aber tiefdruckbestimmt (zyklonal) geprägt sein.

Hochdruckbestimmte Westlagen bringen in der ganzen Schweiz meist sonniges und sehr mildes Wetter, wie es in den letzten Tagen oft beobachtet werden konnte.


Geopotential zwischen dem 20. Dezember 2022 und dem 2. Januar 2023 auf 500 hPa (links) und 850 hPa (rechts). Beide Abbildungen zeigen eine antizyklonal gekrümmte (hochdruckbestimmte) West- bis Südwestlage, welche das milde Wetter in der Schweiz bewirkte. Die schwarzen Pfeile deuten die Windrichtung an. (Reanalysetool der NOAA https://psl.noaa.gov/data/composites/hour/)

Temperaturmittel jeweils vom 20. Dezember bis zum 3. Januar des Folgejahres seit Messbeginn bis Januar 2023. Wie man leicht erkennt, war die soeben vergangene Periode (20. Dezember 2022 bis zum 3. Januar 2023) für Genf mit Abstand die wärmste Periode. Dies hauptsächlich deshalb, weil fast permanent westliche bis südwestliche Winde wehten und sehr milde Luft vom Atlantik herantransportierten. (MeteoSchweiz)

Tiefdruckbestimmte Westlage – eine feuchte Angelegenheit

Demgegenüber bewirken tiefdruckbestimmte Westlagen oft trübe und niederschlagsreiche Witterung. Betroffen davon sind vor allem der Jura sowie der zentrale und westliche Alpennordhang und das Unterwallis. Im Jura beispielsweise bringen 90 % aller zyklonalen Lagen mindestens 1 mm Niederschlag pro Tag. Aber auch weite Teile des Mittellandes und der Alpennordhang westlich des Kantons Uri kommen auf über 80 %. Nach Süden und Osten verringert sich die Niederschlagshäufigkeit deutlich und im Mittel- und Südtessin ist nur noch an 30 bis 40 % aller Tage mit Niederschlag über 1 mm zu rechnen.

Die grössten Niederschlagsummen werden im Jura, im Unterwallis sowie den nördlichen Hochalpen vom Waadtland bis ins östliche Berner Oberland gemessen. Dort bringt eine zyklonale Westlage im Durchschnitt an einem Tag 10 bis 15 mm, lokal sogar gegen 20 mm. Weite Teile des Tessins und Graubündes erhalten hingegen nur 2.5 bis 5 mm.

Bei der Besonnung zeigt sich ebenfalls ein klares Bild. Betrachtet man den Zentralwert aller zyklonalen Westlagen, so fällt auf, dass weite Teile der Schweiz praktisch sonnenlos sind. Mehr als 10 % Sonnenschein erhalten die Region Zermatt- Saas Fee, die Simplonsüdseite, praktisch das gesamte Tessin und die Bündner Südtäler, das Engadin, ferner das Rheinwald, das Schams und die Albularegion. Grosse Teile des Mittel- und Südtessins und des Puschlavs kommen sogar auf 20 bis 30 %.


Niederschlagsmengen in mm (links) und Niederschlagshäufigkeit in % (rechts) aller Tage mit zyklonalen Westlagen in den Wintermonaten Dezember, Januar und Februar in den Jahren 1961-2010. (MeteoSchweiz)

Zentralwert der relativen Sonnenscheindauer [%] aller Tage mit zyklonalen Westlagen in den Wintermonaten Dezember, Januar und Februar in den Jahren 1981-2010. Mit etwas Sonnenschein ist einzig in Teilen des Wallis und Mittelbündes sowie im Engadin und auf der Alpensüdseite zu rechnen. Die Alpennordseite bleibt im Wesentlichen sonnenlos. (MeteoSchweiz)

Titelbild: In der Surselva wirken sich tiefdruckbestimmte Westlagen oft durch dichte Bewölkung, aber eher selten durch kräftige Niederschläge aus. Heute brachte in Laax eine Nordwestlage ausgedehnte Bewölkung, ganz ähnlich sieht es aber auch oft bei Westlagen aus.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz
Titelbild: K. Röösli

MEHR LESEN