Wetternews: Staulage am Alpennordhang - kühl und nass

Eine Nordstaulage tritt auch im Sommer ziemlich oft auf und bringt in der Schweiz je nach Region ganz unterschiedliche Wetterbedingungen.

Wir werfen im heutigen Meteoblog einen Blick auf diese spannende Wetterlage.

Nordstaulage – nicht geeignet für Wanderferien am Alpennordhang

Nordstaulagen bringen den Nordalpen auch im Sommer wolkenverhangenes, trübes und niederschlagsreiches Wetter. Die Wolkenbasis ist meist tief und liegt gewöhnlich zwischen 1100 und 1400 Metern. Mit der Fernsicht ist es also in höheren Lagen im wahrsten Sinne des Wortes nicht weit her, sie beträgt nämlich infolge des Nebels etwa 2 bis 10 Meter. Bessere Sicht herrscht in den tieferen Lagen, weil die Luft, welche ursprünglich vom hohen Norden stammt, meist sehr sauber ist. Nichtsdestotrotz ist der Anblick der tiefliegenden Wolkendecke nicht unbedingt das, was man sich unter Ferienwetter vorstellt.


Auf dem Jäntelboden im Göschener Tal brachte heute die Nordstaulage – wie gewohnt – graues und wolkenverhangenes Wetter. (https://www.swisswebcams.ch/webcam/1)

Niederschlagshäufigkeit [%] bei Tagessummen des Niederschlags von mindestens 1 mm aller zyklonalen Nordwestlagen im Sommer (142 Fälle, Bild links) und aller zyklonalen Nordlagen im Sommer (47 Fälle, Bild rechts) in der Zeitperiode 1961-2010. Während die Alpensüdseite kaum 10 % Niederschlagshäufigkeit aufweist, bringen am zentralen und östlichen Alpennordhang 70 bis 80 % aller Tage mit Nordwest- oder Nordlagen mehr als 1 mm Niederschlag. Der Gotthard zeichnet sich dabei als markante Wetterscheide aus. (MeteoSchweiz)

Nordstaulagen bringen immer mal wieder tiefe Schneefallgrenze

Die bei Nordstaulagen einströmende Polarluft ist für Sommerverhältnisse typischerweise recht kalt, und deshalb sinkt die Schneefallgrenze hie und da auf 2000 Meter, wodurch die Alpenpässe nicht selten eine dünne Schneedecke aufweisen. In besonderen Fällen kann die Schneefallgrenze sogar auf unter 1500 Meter sinken.


Median der täglichen Niederschlagsmenge [mm] aller zyklonalen Nordwestlagen im Sommer (die Hälfte der 142 Fälle weisen kleinere Mengen auf, Bild links) und aller zyklonalen Nordlagen im Sommer (die Hälfte der 47 Fälle weisen kleinere Mengen auf, Bild rechts) in der Zeitperiode 1961-2010. Von den östlichen Urner Alpen bis zum Alpstein fallen durchschnittlich 5 bis 8 mm pro Tag, während die Alpensüdseite trocken bleibt. (MeteoSchweiz)

Temperaturen auch tagsüber im kühlen Bereich

Da es bei Nordstaulagen am Alpennordhang oft sonnenlos ist, steigen auch die Temperaturen kaum an, es gibt speziell in Glarus hie und da Tage mit einem Tagesmaximum von nicht einmal 15 Grad.


Median der relativen Sonnenscheindauer [%] aller zyklonalen Nordwestlagen im Sommer (die Hälfte der 86 Fälle weisen kleinere Werte auf, Bild links) und aller zyklonaler Nordlagen im Sommer (die Hälfte der 21 Fälle weisen kleinere Werte auf, Bild rechts) in der Zeitperiode 1981-2010. Neben dem zentralen und östlichen Alpennordhang weist auch Nord- und Mittelbünden kaum Sonne auf, ganz im Gegensatz zum Mittel- und Südtessin. (MeteoSchweiz)

Auf der Alpensüdseite völlig andere Verhältnisse

Wer durch oder über den Gotthard in den Süden fährt, ist oft überrascht vom raschen Wetterwechsel. Während sich das Wetter in Göschenen noch grau und nass präsentiert, ist die Bewölkung in Airolo auf der anderen Seite des Gotthardtunnels bereits stark aufgelockert und die Sonne zeigt sich schon recht oft. Südlich von Faido ist es bereits oft fast wolkenlos und im Mittel- und Südtessin wölbt sich ein stahlblauer Himmel. Die Luft ist ausserordentlich klar. Auf den Berggipfeln des Südtessin, zum Beispiel auf dem Monte Generoso, kann man problemlos den fast 200 km entfernten Appenin erkennen. Auch die Westalpen, welche sich sogar in über 200 km Entfernung befinden, sind klar erkennbar.


Wie nicht selten bei zyklonalen Nordlagen war heute in Airolo die Bewölkung bereits stark aufgelockert, und die Sonne kam hie und da zum Vorschein. (Meteomeldungen/app)

In den Niederungen der Alpensüdseite tagsüber sommerlich warm

Durch die trockenadiabatische Erwärmung beim Abstieg von den Alpenpässen erreicht der Nordwind die Niederungen der Alpensüdseite als warmer Fallwind. Dieser Effekt wird tagsüber durch die hohe Sonneneinstrahlung noch verstärkt. So kommt es nicht selten vor, dass am Nachmittag in Locarno oder Lugano Temperaturen von deutlich über 25 Grad gemessen werden, hie und können sogar gegen 30 Grad erreicht werden. Der Temperaturunterschied zu den tiefen Lagen am Alpennordhang kann 15 Grad erreichen. Während also etwa in Glarus oder Altdorf Frösteln angesagt ist, kommt man in windgeschützten Lagen im Südtessin auch ohne Anstrengung ins Schwitzen.


In Scudellate im Valle di Muggio – dem südlichsten Schweizer Tal – erinnerte heute gar nichts mehr an die trüben Verhältnisse des Alpennordhangs, denn die Sonne schien von früh bis spät bei strahlend blauem Himmel und sehr klarer Luft. (Meteomeldungen/app)

Typisch Nordstaulage am Alpennordhang – wolkenverhangener Himmel über dem Schächental, die Berge sind sogar bis 2000 Meter hinunter schneebedeckt.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Staulage am Alpennordhang – kühl und nass – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: www.bielkinzig.roundshot.com/weissenboden.

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