Wetter-News: Ab Oktober ist der Föhn wieder häufiger Gast

Der Föhn trat in letzter Zeit wieder häufiger auf und wird auch morgen wieder ein dominierendes Wetterelement sein.

Dies ist Grund genug, um im heutigen Meteoblog einen Blick auf die Häufigkeit des warmen Fallwindes aus Süden zu werfen.

Der Föhn ist hauptsächlich vom Oktober bis Mai häufig

Kräftige Tiefdruckgebiete, welche von Westen her sich den Alpen annähern, sind hauptsächlich ein Phänomen der Wintermonate. Der sich auf der Vorderseite dieser Tiefdruckgebiete oft einstellende Föhn tritt infolgedessen ebenfalls hauptsächlich zu dieser Zeit auf. Dabei ist aber auffallend, dass sich der Föhn besonders im Oktober und November und ganz besonders im April und Mai sehr häufig zeigt, während die Wintermonate Dezember bis Februar und der März etwas weniger häufig Föhn aufweisen.

Für diesen Sachverhalt gibt es mehrere Gründe. Das etwas weniger häufige Auftreten des Föhns im Winter hängt damit zusammen, dass zu dieser Jahreszeit die Höhenwinde im Mittel aus West- bis Nordwest wehen, während südwestliche Winde weniger häufig sind.

Im Frühling und Herbst hingegen treten südwestliche Höhenwinde, welche oft Föhn auslösen, deutlich öfter auf als im Winter. Dies zeigt sich auch noch in einem anderen Wetterphänomen, nämlich dem Südstau auf der Alpensüdseite, welcher häufig gleichzeitig mit dem Föhn auf der Alpennordseite auftritt. Während nämlich der Winter auf der Alpensüdseite die eigentliche Trockenperiode des Jahres darstellt, weisen die Monate Oktober und November sowie April und Mai sehr häufig grosse Niederschlagsmengen auf, dies wegen der vielen Fälle mit Südstau.


Mittleres Geopotential auf 500 hPa (ca. 5500 Meter) vom 1. Januar bis 28. Februar in der Periode 1991-2020 gemäss dem Reanalysetool https://psl.noaa.gov/data/composites/day/. Auf 500 hPa herrschen durchschnittlich eher nordwestliche Winde (blauer Pfeil) vor, was für den Föhn nicht überaus günstig ist. Es ist zu beachten, das es sich um einen Mittelwert handelt, Süd- und Südwestlagen kommen auch vor, aber weniger Häufig als West-, Nordwest- und Nordlagen. (https://psl.noaa.gov/data/composites/day/.)

Mittleres Geopotential auf 500 hPa (ca. 5500 Meter) vom 20. April bis 10. Mai in der Periode 1991-2020 gemäss dem Reanalysetool https://psl.noaa.gov/data/composites/day/. Offensichtlich sind Südwest- und Südlagen in dieser Zeitperiode häufiger als West- , Nordwest- und Nordlagen, so dass sich sogar im Mittel über 30 Jahre ein Südwestwind ergibt (roter Pfeil). Dies begünstigt den Föhn in der Zeit zwischen Ende April und Anfang Mai. (https://psl.noaa.gov/data/composites/day/.)

Föhnmaximum im Spätfrühling

Das Hauptmaximum des Föhns im Frühling hat aber noch einen anderen Grund. Während nämlich im Herbst und besonders im Winter kräftigen Inversionen das Hinabsteigen des Föhns in die Alpentäler verzögert, fördert die im Frühjahr in höher gelegenen Alpengebieten noch vorhandene Schneedecke das Absteigen des Föhns in die Alpentäler. Dies deshalb, weil die Schneedecke einen kühlenden Effekt auf die Föhnluft hat, so dass sie eine höhere Dichte aufweist und aus diesem Grund relativ leicht in die von der Sonne bereits kräftig erwärmten tiefen Lagen der Alpentäler vorstossen kann. Durch die adiabatische Erwärmung ist die ankommende Föhnluft in den tiefen Lagen immer noch wärmer als die zuvor verdrängte Luft, welche von der Sonne bereits kräftig erwärmt wurde. Der Temperaturanstieg bei Föhneinsatz ist aber bedeutend geringer als im Herbst oder Winter. Besonders im Winter kann der Föhneinsatz die Temperatur in den Alpentälern innert kurzer Zeit um 15 Grad und mehr ansteigen lassen. Eine derart viel kältere Luftmasse erfolgreich zu verdrängen schafft nur ein sehr starker Föhn, welcher eben relativ selten auftritt.


Relative Föhnhäufigkeit [%] aufgeschlüsselt nach Stunden und Monaten in der Zeitperiode 1981-2012 in Altdorf im Urner Reusstal. Es ist deutlich erkennbar, dass der Föhn von Oktober bis Mai häufiger auftritt als zwischen Juni und September. (MeteoSchweiz)

Relative Föhnhäufigkeit [%] aufgeschlüsselt nach Stunden und Monaten in der Zeitperiode 1981-2012 in Chur. In Chur ist der Föhn besonders im April und Mai häufig, und dies vor allem um die Mittagszeit. (MeteoSchweiz)

Der Sommer ist fast föhnfrei

Durch die vielen Flachdrucklagen kommt es im Sommer selten zu Föhnlagen, welche zudem meist nur etwa wenige Stunden andauern. Meist stellt sich der Föhn im Sommer bei mässigen südwestlichen oder seltener südlichen Höhenwinden ein, bevor eine Gewitterstörung aus Westen eine markante Abkühlung auslöst und den Föhn wieder beendet.


Durchschnittliche Anzahl der monatlichen Föhntermine in Altdorf für die Klimaperiode 1864 bis 2008. Auf den horizontalen Achsen sind die Monate Januar (1) bis Dezember (12) aufgetragen. Als Föhntermin gilt das Auftreten des Föhns an einem der Beobachtungstermine 07.30 Uhr, 13.30 Uhr und 21.30 Uhr (ab 1971 19.30 Uhr). Wenn sich der Föhn beispielsweise 24 Stunden hält, ergibt dies 3 Termine. Obwohl ab 1981 10-Minuten-Werte zur Verfügung stehen würden, wurden zwecks Vergleichbarkeit auch ab 1981 nur die drei Termine 07.30 Uhr, 13.30 Uhr und 19.30 Uhr betrachtet. Es zeigt sich klar, dass auch über eine doch lange Zeit von über 140 Jahren die Sommermonate Juli und August deutlich föhnärmer sind als die übrigen Monate. (MeteoSchweiz)

Am 19. Oktober 2023 herrschte am Vormittag im Berner Oberland eine typische Föhnstimmung, besonders gut erkenntlich an der Bewölkung über den hohen Berner Alpen. Diese mächtige Bewölkung wird auch Föhnmauer genannt.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Ab Oktober ist der Föhn wieder häufiger Gast – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: https://schilthorn.roundshot.com/birg

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