Schweizer Armee: Taktische Medizin im Fokus – wie Experten die Ausbildung bereichern

Die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern ist ein zentraler Bestandteil der modernen Armeeausbildung. Zum Beispiel im Bereich Tactical Combat Casualty Care (TCCC), bei dem auch Instruktorinnen und Instruktoren anderer Nationen ausgebildet werden.

Diese Kooperation ermöglicht es, die neuesten internationalen Standards und bewährte Praktiken aus verschiedenen militärischen und zivilen Kontexten in die Ausbildung einfliessen zu lassen. Gleichzeitig fördert sie den Austausch von Wissen und die Stärkung der Kooperation zwischen den beteiligten Ländern.


Die Zusammenarbeit im TCCC-Kurs geht über den rein fachlichen Austausch hinaus. Sie leistet einen wichtigen Beitrag zur Vertiefung der Kooperation zwischen der Schweizer Armee und den Streitkräften anderer Länder.

Tactical Combat Casualty Care (TCCC) ist ein Sanitätskonzept, das auf Einsatzerfahrungen der US-Army basiert. Es wurde in den 1990er-Jahren in den USA eingeführt und seither stetig weiterentwickelt. Seit August 2023 ist das Ausbildungszentrum SWISSINT als Trainingscenter NEAMTi-zertifiziert und bildet in TCCC-Kursen medizinisches Fachpersonal und Einsatzkräfte in der Versorgung von Verwundeten unter erschwerten Bedingungen aus.

Die TCCC-Ausbildung umfasst verschiedene Stufen: Stufe 1 (für sämtliche Angehörigen der Armee) bis zur Stufe 4 (Instruktoren), die allesamt bei SWISSINT ausgebildet werden. Der Kurs der Stufe 3, der Ende November 2024 bei SWISSINT durchgeführt wurde, richtete sich an medizinisches Personal, da hierfür vertiefte medizinische Kenntnisse vorausgesetzt werden. Zielgruppen sind Militärärztinnen und -ärzte sowie Angehörige spezialisierter Formationen. Ausserdem ist der Kurs für internationales medizinisches Personal geöffnet. Als zweites nationales Trainingscenter neben dem Bereich Sanität der Logistikbasis der Armee bildet das Ausbildungszentrum SWISSINT auch internationale Instruktorinnen und Instruktoren aus.



Internationale Kooperation als Mehrwert

Im Zielbild Schweizer Armee der Zukunft lautet eine von drei Stossrichtungen „die internationale Zusammenarbeit verstärken, um von Erfahrungen und Standards anderer Streitkräfte zu profitieren und mit eigenen Fähigkeiten einen Beitrag zur Sicherheit in Europa zu leisten.“ Besonders bei Training und Ausbildung ergeben sich so neue Möglichkeiten:

1. Aktuelle Standards:

Internationale Expertinnen und Experten bringen die neuesten Entwicklungen und Standards im Bereich der taktischen Medizin mit. Da viele Nationen ihre medizinischen Protokolle regelmässig aktualisieren, profitieren die Teilnehmenden in der Schweiz von diesem Wissen.

2. Erfahrung aus Einsätzen:

Instruktorinnen und Instruktoren, die in Echteinsätzen aktiv sind oder waren, bringen wertvolle Einsatzerfahrung mit. Diese Perspektive ergänzt das theoretische Wissen und macht die Ausbildung praxisnäher.

3. Vielfalt in den Lehrmethoden:

Verschiedene Nationen nutzen unterschiedliche Ansätze in der Ausbildung. Die Kombination dieser Methoden hilft, die Lehrinhalte noch effektiver zu vermitteln und den Kurs abwechslungsreicher zu gestalten.

Hauptmann Sebastian ist im Vereinte Nationen Ausbildungszentrum der Bundeswehr als Ausbildner für Militärbeobachter tätig und besuchte den Kurs als Instruktor-Kandidat. „Wir freuen uns sehr, dass wir neben der Kooperation beim Militärbeobachter-Kurs nun auch beim TCCC enger zusammenarbeiten. Für mich persönlich war es eine grossartige Erfahrung, sich mit den Schweizer Kameradinnen und Kameraden auszutauschen und voneinander zu lernen.“

Die internationalen Instruktoren arbeiten eng mit den Schweizer Ausbildnern zusammen. Vor Beginn des Kurses findet jeweils eine intensive Abstimmung statt, um die Ausbildungsziele und die spezifischen Bedürfnisse der Teilnehmenden zu berücksichtigen. Während des Kurses übernehmen die internationalen Expertinnen und Experten Teile des Unterrichts, insbesondere bei Themen wie der Versorgung unter Beschuss oder der Evakuierung in Krisengebieten. Darüber hinaus werden praktische Übungen gemeinsam durchgeführt, bei denen die Teilnehmenden von den verschiedenen Ansätzen und Techniken profitieren können. Oftmals bringen die ausländischen Spezialisten auch andere Ausrüstung oder Simulationsmethoden mit, die das Training realistischer machen.

Fatima Alexander, Lieutenant Paramedic EMS (Emergency Medical Services), hat den Kurs im 2023 als Teilnehmerin mit dem Ziel besucht, neue Strategien und Techniken zu lernen, vor allem für Ereignisse mit einer grossen Anzahl von Verletzten. Im 2024 kam sie zurück, um selbst TCCC-Instruktorin zu werden. „Wir trainieren in den Vereinigten Staaten sehr ähnlich und es ist mir eine Ehre, eine andere Perspektive auf internationalem Level mit nach Hause zu bringen.“

Stärkung der internationalen Beziehungen

Die Zusammenarbeit im TCCC-Kurs geht über den rein fachlichen Austausch hinaus. Sie leistet einen wichtigen Beitrag zur Vertiefung der Kooperation zwischen der Schweizer Armee und den Streitkräften anderer Länder. Der direkte Kontakt fördert das gegenseitige Verständnis und schafft ein Bewusstsein für die Herausforderungen und Perspektiven anderer Nationen.

Zudem stärkt die Zusammenarbeit die Einsatzbereitschaft der Schweizer Armee in multinationalen Missionen. Da die Soldatinnen und Soldaten dort oft mit Partnern aus anderen Ländern zusammenarbeiten, ist es von Vorteil, bereits während der Ausbildung mit deren Methoden und Denkweisen vertraut zu werden. Die internationale Zusammenarbeit im TCCC-Kurs bei SWISSINT ist damit ein gutes Beispiel dafür, wie Wissen und Erfahrung grenzüberschreitend geteilt werden können, um die Qualität der Ausbildung zu steigern.

* National Association of Emergency Medical Technicians

 

Quelle: Schweizer Armee/Text: Fachof Aisha Seitz, Kommunikationsoffizierin Milizstab SWISSINT
Bildquelle: SWISSINT

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