Schiesserei in Tattooladen: Drogensumpf in Basel?

Was steckt hinter der Schiesserei in einem Basler Tattoo-Studio, bei der eine 16-Jährige lebensgefährlich verletzt wurde? Wirft die schreckliche Tat ein grelles Schlaglicht auf einen Szenesumpf aus Drogen und Minderjährigen-Prostitution?

Die Zeitung „20 Minuten“ zitiert Berichte von Zeugen und Szene-Insidern, die diesen Schluss nahe legen.

Am vorletzten Sonntagabend war einem 16-jährigen Mädchen im Basler Tattoo-Studio „Cadaphy“ ins Gesicht geschossen worden. Das Opfer liegt laut letzter Meldung derzeit im künstlichen Koma. Ein 23-jähriger Angolaner ist inzwischen als dringend tatverdächtig verhaftet worden. Laut einer Freundin der Angeschossenen ergibt sich folgendes Tatgeschehen:

Das Opfer Lea (16), ihre beste Freundin Jenni (18) und der Schütze Pablo (23, alle Namen geändert) hätten sich häufiger im Tattoo-Studio an der Feldbergstrasse zum „Chillen“ getroffen. Am besagten Abend habe sich Pablo aggressiver und anders als sonst verhalten, so Jenni. Der 23-Jährige habe mit einem Mal angefangen, die beiden jungen Frauen mit einer Pistole zu bedrohen. Er habe Jenni die Waffe an Kopf und Brust gehalten und gesagt: „Wenn du gehst, knall ich dich ab.“ Pablo habe schliesslich angefangen, die Waffe zu laden.

Schoss der Täter, weil die Mädchen lachten?

Er sei dann in den Nebenraum gegangen und in dem Augenblick zurückgekommen, als die Mädchen gerade lachten. Plötzlich habe er die Waffe gezückt, auf Lea gezielt und geschrieen: „Halt die Fresse!“ Dann habe er dem Mädchen direkt ins Gesicht geschossen. Nachdem er auch Jenni gedroht habe, sei er mit drei Kollegen aus dem Laden gerannt. Schwer geschockt, habe Jenni ihre schwer verletzte Freundin im Arm gehalten und die Polizei und Sanität alarmiert.

Nun hofft Jenni inständig, dass ihre Freundin wieder gesund wird. Die Wahnsinnstat selbst könne sie nicht erklären. Ob der Schütze unter Drogeneinfluss gestanden habe, wisse sie nicht. Sie habe jedenfalls nie Drogenkonsum bei ihm beobachtet. Ein angeblich im „Cadaphy“ gedrehtes Video zeigt allerdings, wie Pablo als Gangsta-Rapper Kokain verherrlicht – unter dem Künstlernamen eines Drogenbosses.

Welche Rolle spielten Drogen für die Gewalttat?

Zudem zitiert „20 Minuten“ einen 19-jährigen Szene-Kenner, der Pablo als dem Koks-Milieu zugehörig bezeichnet. Im Hinterzimmer des Tattoo-Studios sei mit Drogen gehandelt worden. Der Szene-Treff „Cadaphy“ sei hier keine Ausnahme. In Basel würden sich Dutzende von Jugendlichen – statt in die Schule zu gehen oder eine Lehre zu machen – in der Drogenszene bewegen. An mehreren getarnten Orten kämen Jugendliche ab 15 Jahren ohne Ausweise in die Klubs, wo sie sich mit Hasch, Koks, Speed und anderen Drogen versorgen. Die Mädchen würden sich dabei für Drogen prostituieren. Weitere Szene-Kenner bestätigen laut der Zeitung das düstere Bild.

Eine Fülle von Kommentaren im Internet zeigt die grosse Empörung über den Fall. Strittig ist allerdings die Frage, wie relevant das Drogen-Milieu, in dem die Tat offenbar stattfand, in Basel und anderen Schweizer Städten ist. Handelt es sich lediglich um ein Randphänomen oder wurde hier ein soziales Problem, das Jugendliche betrifft, bisher unterschätzt? Userin Amy Winehouse meint zum Beispiel: Was mich am meisten stört an der ganzen Sache, ist, dass die Polizei behauptet, sie hätte davon nichts gewusst… Wer’s glaubt! Ich z. B. habe überhaupt nichts mit dieser Szene zu tun und trotzdem könnte ich mit ziemlicher Sicherheit einige Orte in Basel nennen, an welchen solche Geschehnisse vorkommen. Das ist ja wirklich kein Geheimnis unter den Jugendlichen. Eigentlich traurig. („20 Minuten“, am 28.11.2011)

Andere warnen davor, das Ereignis aufzubauschen und aus Einzelfällen allgemeine Schlüsse auf die Gesellschaft zu ziehen. Warum die Aufregung? Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum daraus so ein Skandal gemacht wird. Ich bin selbst noch ziemlich jung und kenne diese Szene nicht, obwohl ich jahrelang in Zürich in den Ausgang bin. Wahrscheinlich sind es 0.1 % der jungen Mädchen, die sich tatsächlich im Ausgang prostituieren. Die Schweiz ist immer noch eine heile Welt, schreibt Marc B. („20 Minuten“, 28.11.2011). 

Hast du Erfahrungen mit der Klubszene  in Basel oder anderen Schweizer Städten? Sind dort Drogen, Gewalt und Prostitution schon bei Minderjährigen ein relevantes Problem? Berichte hier im Blog!

 

Titelbild: Steve Collender – shutterstock.com

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