Steigende Spritpreise: Benzinklau auf dem Vormarsch
von Agentur belmedia
Mit den gestiegenen Preisen für Benzin und Diesel ist auch der dreiste Spritklau an den Zapfsäulen auf dem Vormarsch. Tankstellenbetreibern bleibt ein kostspieliges, aber wirksames Mittel, um sich zu wehren: Videoüberwachung.
„Das Phänomen, als Drive-off bekannt, hat seit Anfang 2012 zugenommen. In unseren 163 Tankstellen registrieren wir eine Zunahme des Benzindiebstahls um 15 Prozent“, bestätigt Bertrand Cornaz, Sprecher von Esso Schweiz, gegenüber „Le Matin“. „Der Anstieg des Literpreises um 5 Prozent im Gefolge der Iran-Krise hat damit viel zu tun.“
Statistisch ist der zunehmende Benzinklau nur schwer messbar, zumal Tankbestellenbetreiber häufig auf eine Anzeige verzichten. Werden Benzindiebe anhand der Nummernschilder gefasst, begnügen sich die Betreiber oft damit, dass im Nachhinein gezahlt wird. Beliebte Ausrede der beim „Gratis-Tanken“ Erwischten dabei: Sie hätten einfach „vergessen“ zu bezahlen.
Gegen Monatsende „Blackout“ der Tankstellenkunden besonders häufig
Davon ein Lied zu singen weiss Jean-Daniel Boulaz, Betreiber einer Autogarage in Chavannes (Kanton Waadt). Er registriert im Schnitt ein bis zwei solcher Diebstähle pro Woche. Im Jahr 2011 verlor er dadurch 3000 Franken – doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Eine besondere Diebstahl-Versicherung hat der Waadtländer nicht abgeschlossen, da die Prämien mehr kosten würden als der Verlust durch den Benzinklau. Um sich gegen den Spritdiebstahl zu wehren, liess er schliesslich mit grossem Aufwand ein Videoüberwachungssystem installieren.
Dass dies das einzig wirksame Mittel ist, um Gelegenheitsdiebe abzuschrecken und zu schnappen, beweist auch sein Kollege Fernando Traversa aus La Tour-de-Peilz (VD). Anfang Februar stattete er seine Tankstelle für 25’000 Franken mit einem Videoüberwachungssystem aus. „Schon am nächsten Morgen wurden wir Opfer eines ersten Diebstahls“, erzählt er. „Dank der Überwachungsbilder konnte der Dieb anhand des Nummernschildes identifiziert werden. Auf die Androhung einer Anzeige hin bezahlte er noch am selben Abend, wobei er erklärte, er habe sein Fahrzeug einem Freund geliehen.“
Diese Behauptung gehört zu den Klassikern unter den Ausreden der Spritdiebe – neben der angeblichen „Vergesslichkeit“. Ob Männer, Frauen, Arme oder Reiche – Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft beteiligen sich am „Volkssport“ Spritklau. Ein nicht unerheblicher Teil sind schliesslich auch Durchreisende, wie Jean-Daniel Boulaz erklärt. „Andere Täter sind offenbar einfach blank, wie die Tatsache beweist, dass die Benzindiebstähle gegen Monatsende auffällig oft passieren.“
Quelle: Le Matin
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