Kampagne zum Thema Suizid gestartet

Alle acht Stunden stirbt in der Schweiz ein Mensch durch Suizid. Das sind mehr als 1000 Suizid-Tote jährlich – dreimal so viel wie Verkehrstote. Laut Schätzungen begehen weitere 15’000 bis 25’000 Menschen in der Schweiz jedes Jahr einen Suizidversuch. Mit diesen Zahlen will die Initiative „Lean on me“ wachrütteln.

Durch eine Kampagne will die Initiative dazu beitragen, die Themen Suizid und Depression zu entstigmatisieren und die Schweizer Bevölkerung hierfür zu sensibilisieren. Beabsichtigt ist, ein besseres Wissen im Umgang mit Suizidgefährdeten zu vermitteln und darüber aufzuklären, wie man Freunden und Angehörigen in kritischen Lebenssituationen helfen kann.

Dass Aufklärung offenbar notwendig ist, zeigen verbreitete Fehleinschätzungen zur Suizid-Problematik. Enthüllt wurde das mangelnde Wissen in einer repräsentativen Umfrage, welche das Marktforschungsinstitut Isopublic im Auftrag von „Lean on me“ durchführte. Befragt wurden im April 2012 rund 1000 Personen in der Deutsch- und Westschweiz.

So wusste nur jeder Zweite, dass jährlich mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle sterben. Eine Mehrheit nahm ferner fälschlich an, dass Suizide gut überlegt und von langer Hand geplant seien. Auch Depressionen als wichtigste Ursache für Suizide wurden von vielen verkannt – nur gut die Hälfte der Befragten wusste hierüber Bescheid.

Zudem äusserte eine Mehrheit (65 Prozent) die Fehleinschätzung, dass sich Suizide allein durch Zuwendung und Aufmerksamkeit verhindern liessen. All diese falschen Annahmen überraschen: Schliesslich gab in der Umfrage immerhin jede zweite Person an, im Umfeld einen Menschen zu kennen, der sich das Leben nahm.

Kampagnen-Clip von „Lean on me“:



Die Kampagne möchte solchen falschen Vorstellungen fachliche Informationen entgegensetzen. Der mit Abstand wichtigste Risikofaktor für Suzide sind Depressionen, hält „Lean on me“ fest. Folglich ist es unabdingbar, die Depression professionell und adäquat zu behandeln. „Jeder suizidale Patient gehört in die Hände eines Facharztes“, betont die Initiative.

Für Angehörige und Freunde von Betroffenen gilt es, aufmerksam auf Warnzeichen zu achten. Denn auch die Annahme, dass Suizide ohne Warnung geschehen, ist falsch. Das Problem ist, dass viele Gefährdete ihre Suizidabsichten für sich behalten. Ein Warnzeichen für erhöhte Suizidalität kann sein, wenn sich Menschen bei schweren Lebensumständen aus dem gesellschaftlichen Leben zurückziehen und/oder weniger reden.

Beginnen Menschen, über ihre Suizidabsichten zu sprechen, sollte man dies sehr ernst nehmen. Wichtig ist es, genau zuzuhören und – statt die Person zu verurteilen – dabei seine eigenen Empfindungen auszudrücken. Schliesslich sollte ein Kontakt zu Fachpersonen (Hausarzt, Psychiater, Notdienst und Sozialdienste) hergestellt und der Kranke gebeten werden, sich in der Zwischenzeit nichts anzutun.

 

Homepage von „Lean on me“: leanonme.net/ch
Oberstes Bild: © Frenzel – shutterstock.com

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