Schweizer Studie: Kein Sprachzerfall durch SMS-Kommunikation
Gute Nachrichten für Sprachschützer: Die Schweizer Landessprachen sind durch die Kommunikation via SMS nicht bedroht. So verwenden die Schweizer in ihren SMS nur wenige englische Ausdrücke.
Anglizismen werden sogar eher von Deutschschweizern mit höherer Bildung verwendet. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Schweizerischen Nationalfonds SNF geförderte breit angelegte Studie, für die insgesamt 26’000 SMS untersucht wurden.
Englische Ausdrücke sind in schweizerischen SMS selten: Dies zeigt die Auswertung von je 4600 SMS von zumeist jungen Menschen aus der Deutsch- und der Westschweiz. In den schweizerdeutschen SMS waren nur 3,16 Prozent, in den französischen SMS nur 2,34 Prozent aller Wörter oder Wortteile englisch.
Bloss 0,59 Prozent (deutsch) und 0,58 Prozent (französisch) waren „echte“ englische Wörter – also keine Entlehnungen wie „Computer“ oder „Handy“. Am häufigsten werden dabei feste Begrüssungs- und Abschiedsformeln wie „Hi“, „Love you“ oder „Kisses“ verwendet.
Schweizer Kurznachrichten – wenig Englisch, trotzdem mehrsprachig
Obwohl Anglizismen also da sind, bedrohen sie die einheimischen Sprachen nicht, lautet das Resultat der Studie. Die Untersuchung belegt sogar, dass Deutschschweizer SMS-Schreibende mit höherer Bildung eher Anglizismen benutzen. „Anglizismen sind eher ein Hinweis auf Bildung, nicht auf einen Zerfall der deutschen Sprache“, erläutert die Forscherin Elisabeth Stark vom Romanischen Seminar der Universität Zürich.
Sehr wohl macht sich die Mehrsprachigkeit der Schweiz in den SMS bemerkbar. Häufiger als ins Englische wechseln die Schweizer beim Schreiben von Kurznachrichten in eine andere Landessprache oder zwischen Dialekt und Standard. Insgesamt sind rund 24 Prozent aller untersuchten SMS mehrsprachig, enthalten also Fremdelemente wie im Satz „Sehen uns nächsten Mittwoch, je t’aime“. Die Sprachwechsel kommen dabei in Deutschschweizer SMS (28 Prozent) fast doppelt so häufig vor wie in französischen SMS (15 Prozent).
SMS-Nutzer bemühen sich um korrektes Schreiben
Noch etwas zeigt die Studie: Die Schweizer zeigen sich in ihren SMS um eine korrekte Orthographie bemüht. Das mag überraschen, könnte man doch meinen, dass dort, wo schnell kommuniziert wird, orthographische Regeln leichthin über Bord geworfen werden. „Man könnte zum Beispiel ,du komst’ statt ,du kommst’ schreiben. Das wäre kürzer und würde gleich ausgesprochen“, sagt Stark. Die Untersuchung zeigt aber, das solche Nachlässigkeiten nur selten vorkommen. Die Schweizerinnen und Schweizer legen also beim SMS-Schreiben die in der Schule gelernten Regeln nicht ab.
Quelle und weiterführende Informationen: ch-forschung.ch / sms4science.ch
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