Schweizer Unternehmen setzen auf klassische Werbeformate
Die Schweiz bleibt auch in der Werbung eher traditionell. So lässt es zumindest eine aktuelle Studie des Marktforschungsinstitutes Media Focus verlauten.
Danach flossen ganze 44 % der Werbeetats im Jahr 2013 an die Printmedien. Das Internet ging da mit mageren 9% eher leer aus.
Während fleissige Marktforscher grübeln, woran diese Entwicklung liegt, blättern die Schweizer selbst lieber weiter in ihren Zeitungen und holen sich dort nicht nur regionale Informationen und die neuesten Nachrichten aus der Welt und vom Sport, sondern eben auch die werblich aufgemachten Anregungen für die nächsten grossen und kleinen Investitionen.
Vertrauen in die Printmedien macht Werbeanzeigen weiterhin sinnvoll
Die Konzentration vieler Schweizer Unternehmen auf die klassische Werbung in den Printmedien hat einen guten Grund. Der ist vor allem im hohen Vertrauen der Schweizer in ihre Zeitungslandschaft zu finden. Während in den USA und dem restlichen Europa eher ein Zeitungssterben zu konstatieren ist, bleiben die Eidgenossen ihren gedruckten Medien treu. Das erklärt auch, warum Tageszeitungen, Zeitschriften und Magazine fast die Hälfte der Werbegelder für sich beanspruchen können. Damit liegt die Schweiz deutlich ausserhalb der Trends anderer industrieller Wirtschaftsnationen. Wenngleich das Internet neben Radio und Fernsehen quasi überall verfügbar ist, kommt hier gerade einmal ein Zehntel der Werbeetats an. Die Gründe dafür sind recht unterschiedlich zu bewerten.
Zurückhaltung in der Internetnutzung
Im Vergleich zu den Deutschen und zu den Amerikanern sind die Schweizer im Umgang mit dem Internet deutlich zurückhaltender. Das mag auch ein Grund dafür sein, dass sich für viele Schweizer Unternehmen die Schaltung von Online-Werbung (zumindest vorerst) nicht lohnt. Dabei steigt auch in der Schweiz die Bedeutung des Internets als Werbeplattform kontinuierlich an. Als weiterer Grund für die Zurückhaltung bei der Internet-Werbung gilt die recht wenig spezialisierte Ausprägung der technischen Reife vieler Schweizer Werbeagenturen. Die setzen lieber und nicht ohne Erfolg nach wie vor auf Werbung in den Printmedien, im Radio und im Fernsehen. Dazu kommt, dass der doch recht überschaubare Werbemarkt in der Schweiz bei international agierenden erfolgreichen Online-Marketern eher auf schwaches Interesse stösst. Kritisch ist daneben auch anzumerken, dass sich besonders kleinere und mittlere Unternehmen längst nicht intensiv genug mit den so genannten neuen Medien als Werbeplattform beschäftigen. Davon ausgehend, dass Facebook und Twitter in der aktuellen Werbestatistik der Schweizer aussen vor geblieben sind, lässt sich jedoch vermuten, dass die statistischen Zahlen für Online-Werbung doch über 9 % liegen.
Internet gleichberechtigt in der Medienlandschaft
Einen vorsichtigen Ausblick wagend lässt sich vermuten, dass auch in der Schweiz das Internet künftig deutlicher in den Fokus der Werbetreibenden rücken wird. Nicht nur einfache Bannerwerbung oder das Online-Marketing mit Google Adwords und vergleichbaren Programmen wird im Stellenwert deutlich weiter nach oben rücken. Auch komplexere Online-Werbeformen und spezialisierte Kanäle werden weiter um das Interesse der Verbraucher ringen. Dafür steht auch das Projekt, in dem Sie sich gerade selbst bewegen.
Dennoch werden die klassischen Medien auch bezüglich der Werbung längst nicht solche Einbrüche erleben wie beispielsweise in Deutschland. Dort hat das Zeitungssterben seine Ursache auch in den schwindenden Werbeeinnahmen der Verlage. Für die Schweiz lässt sich hier eher ein harmonischer Mix prognostizieren, vorausgesetzt die Printmedien verlieren in der Schweizer Bevölkerung nicht das Vertrauen, auf das sie seit Jahrzehnten bauen können.
Vorsicht Falle
Weiterdenkende Zeitgenossen warnen allerdings vor einer zu einseitigen Gewichtung von Information und Werbung zugunsten des Internets. Eine solche ungleichmässige Verteilung führt letztlich dazu, dass das Internet von einem klaren Zuviel an Werbung überfrachtet wird. Dann weichen viele User wieder auf klassische Medien aus, um einer Werbeschwemme zu entkommen. Das spielt den Schweizer Unternehmen in die Hand, die schon jetzt auf einen gesunden Marketingmix setzen.
Ein solcher Mix an Werbemöglichkeiten schliesst alles ein, was zum angestrebten Marketingziel passt und gewichtet die Anteile entsprechend der anvisierten Kundschaft. Für viele Werbetreibende hat sich die zu einseitige Konzentration auf Online-Werbung schon als Falle erwiesen. Letztlich muss die Werbung beim potentiellen Kunden auch ankommen und das tut sie am besten immer noch dort, wo sich der Kunde auch bewegt.
Damit sind einzelne Werbekanäle genauso gemeint, wie der nicht zu unterschätzende regionale Bezug. Für viele vorschnelle Werbepropheten könnte der Run auf das Internet als dominante Werbeform auch schnell zum Reinfall werden. Nämlich dann, wenn an der Kundschaft vorbei geworben wird. Die ist in der Schweiz nach wie vor ihren Printmedien sehr treu und baut lieber auf verlässlich gedruckte News als auf schnell wechselnde Informationen im Netz.
Die Sonderstellung der Schweiz im internationalen Vergleich hat aber auch weitaus einfachere Gründe. Als relativ kleiner Staat mit dreisprachiger Ausrichtung konzentriert sich ein Grossteil der Unternehmen auf die regionale Kundschaft. Und die lässt sich in Zeitungen und Zeitschriften oftmals gezielter und wirkungsvoller ansprechen, als mit der Werbung via Online-Schaltungen. Auch das ist ein Faktum, das die Entwicklung des Schweizer Werbemarktes hinsichtlich der Werbung im Internet deutlich beeinflussen wird. Dass dabei eine gewisse Engstirnigkeit nicht immer die schlechteste Wahl ist, beweisen die Zahlen. Auch ohne eine grossartig boomende Internetwerbung bleibt die Schweizer Wirtschaft stabil auf Wachstumskurs.
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