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Weniger ausländische Unternehmensansiedlungen

18.07.2014 |  Von  |  Beitrag

[vc_row][vc_column width=“1/1″][vc_column_text]Die Schweiz verzeichnet eine diametrale Entwicklung der Zuwanderungen. Während der Anteil der ausländischen Mitbürger in der Schweiz in 2013 leicht angestiegen ist, gehen die Ansiedlungen ausländischer Unternehmen spürbar zurück. Ob dies bereits eine Auswirkung der Masseneinwanderungsinitiative ist oder an anderen Justierungen an wirtschaftlichen Stellschrauben liegt, darf diskutiert werden.

Auffällig ist dabei, dass ausländische Unternehmen, die bereits in der Schweiz sesshaft sind, ihr Engagement in Investitionen nicht signifikant zurückgefahren haben. Für bereits ansässige Unternehmen zeichnet sich demnach ein Trend ab, demzufolge die Konkurrenz im jeweiligen Segment nicht grösser werden dürfte. Was die einen freut, ärgert die anderen. Eine geringere Nachfrage nach dem Wirtschaftsstandort Schweiz bedeutet einen Verzicht auf zusätzliche Steuereinnahmen, andererseits dürften sich stabil sesshafte Unternehmen einer übersichtlichen Konkurrenzsituation erfreuen.

Die Vielfalt der Gründe

Wie bereits angerissen, dürfte die Masseneinwanderungsinitiative mit ihren zu erwartenden Entscheidungen nicht der alleinige Grund für den Rückgang der Neuansiedlung ausländischer Unternehmen in der Schweiz sein. Vielmehr ist es ein ganzes Konglomerat an veränderten Variablen, die für den Verzicht auf eine Schweizer Ansiedlung sorgen.

Die Gemengelage der wirtschaftspolitischen Bedingungen ergibt sich demnach aus der Initiative zur Masseneinwanderung genauso wie aus der Ecopop-Initiative oder Veränderungen in der Erbschaftssteuer. Dazu kommen de Unternehmenssteuerreform III und der grassierende Fachkräfte- und Lehrlingsmangel, die hier ihr Unwesen treiben.

Relativiert wird die geringere Nachfrage nach Standorten in der Schweiz durch die Tatsache, dass im vorhergehenden statistischen Zeitabschnitt ein Höchststand der Neuansiedlungen von ausländischen Unternehmen in der Schweiz verzeichnet werden konnte. Einen wirklichen Grund zur Aufregung oder gar Besorgnis gibt es also nicht wirklich. Noch nicht!?

Entwicklung sorgsam beobachten

Der Druck der EU auf die Schweiz auch in gesetzgeberischer Hinsicht wächst genauso, wie die Attraktivität der Schweizer Bankenwelt für ausländische Investoren sinkt. Das ist eine Entwicklung, die sehr sorgsam beobachtet werden muss, da sich auch hier neue Umgebungsvariablen für Unternehmen in der Schweiz abzeichnen. Wirtschaftspolitiker und Ökonomen dürften sich darin einig sein, dass die Schweiz wesentliche Standortvorzüge einbüsst. Von der EU-Wirtschaft dürfte das durchaus gewollt sein, fällt doch damit ein nicht EU-williger Konkurrent inmitten der Wirtschafts-, Währungs- und Politik-Allianz der EU zunehmend ins Hintertreffen.

Was hier ein wenig nach Verschwörungstheorie klingt, hat durchaus einen ernsthaften Hintergrund. Seit der Begründung der EU als Wirtschafts- und Währungsunion war die Schweiz immer ein Dorn im Auge. Das Nicht-EU-Land hat mit günstigen wirtschaftlichen Bedingungen viele Unternehmen und Arbeitsplätze, teils auch ausgewiesene Spezialisten, aus den unterschiedlichen EU-Ländern abgezogen. Das tut Deutschland genauso weh, wie etwa Frankreich oder den Spaniern und Italienern. Mit zunehmendem politischen und wirtschaftlichen Druck soll mit der Sonderrolle der Schweiz innerhalb Europas nun auf lange Sicht gesehen Schluss gemacht werden. In Teilen scheint das bereits zu gelingen. Hier lässt sich das Beispiel des Drucks auf die Bankenwelt hernehmen, der für die Schweiz einen Verlust an Attraktivität bedeutet und in den Folgen noch nicht wirklich abschätzbar ist.

Weltweite Tendenzen wirken sich auch auf die Schweiz aus

Es sind nicht nur hausgemachte Probleme, die das Minus an ausländischen Unternehmensansiedlungen mit sich bringen. Auch globale Entwicklungen gehen nicht an der Schweiz vorbei. So fällt weltweit der Trend des Fachkräftemangels erheblich ins Gewicht.

Sowohl in der Schweiz als auch im Ausland werden Fachkräfte immer knapper, was besonders hochtechnisierten und zutiefst spezialisierten Unternehmen Kopfzerbrechen bereitet. Ein Schwund an ausbildungswilligen und entsprechend vorgebildeten Lehrlingen gesellt sich zu dieser Problematik, die längst ein umfassendes Problem darstellt. Warum beispielsweise sollte ein deutsches Hochtechnologie-Unternehmen in die Schweiz gehen, wenn es dort ebenso an Fachkräften und Auszubildenden mangelt wie in Deutschland selbst?[/vc_column_text][vc_separator color=“grey“][vc_column_text]

Steuerliche Vorzüge und andere günstige Rahmenbedingungen reichen für einen Unternehmensstandort in der Schweiz. (Bild: xtock / Shutterstock.com)

Steuerliche Vorzüge und andere günstige Rahmenbedingungen reichen für einen Unternehmensstandort in der Schweiz. (Bild: xtock / Shutterstock.com)

[/vc_column_text][vc_separator color=“grey“][vc_column_text]Steuerliche Vorzüge und andere günstige Rahmenbedingungen reichen für einen Unternehmensstandort in der Schweiz eben nicht mehr aus und werden ohnehin weiter aufgeweicht. Damit bewegt sich die Schweiz längst in wirtschaftspolitischen Fahrwassern, die denen der EU sehr stark ähneln.

Lösungen gesucht

Noch eher unter vorgehaltener Hand, aber doch zunehmend intensiver wird nach Lösungen für ein Problem gesucht, dass die Schweiz als Ganzes betrifft. Das Ausbleiben weiterer ausländischer Unternehmensansiedlungen im Zusammenhang mit dem Ausstieg einiger Unternehmen aus der Schweiz wird dazu führen, dass die Einnahmen aus der Ansiedlung von Gewerbe und Industrie zunehmend sinken werden.

Diese Entwicklung ist absehbar und führt dazu, dass händeringend nach neuen Lösungsansätzen gesucht wird. Finanzpolitisch und steuerrechtlich scheinen der Schweiz zunehmend die Hände gebunden zu sein. Was sich hingegen durchaus lohnen könnte, wäre ein grösseres Engagement in die Schulausbildung und Spezialausbildung junger Fachkräfte. Auch wenn hier längerfristig gedacht werden muss, dürfte es für viele interessierte Unternehmen den Wirtschaftsstandort Schweiz wieder attraktiv machen.

Allerdings dürfte dann auch damit gerechnet werden, dass sich das Ausland für die jungen Schweizer Spezialisten interessieren wird. Ist jedoch die passende Industrieansiedlung schon da, dann werden sich die meisten Schweizer Jungarbeiter seltener ins Ausland orientieren und lieber in der Heimat bleiben. Allerdings braucht es für einen solchen Paradigmenwechsel doch etwas Zeit. Zeit, in der auch nach schnelleren, griffigen Lösungen gesucht werden muss.

 

Oberstes Bild: © docstockmedia – Shutterstock.com[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

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