Lebensmittelverpackungen beinhalten zahlreiche gesundheitsschädliche Substanzen

Es ist paradox: Verpackungen von Lebensmitteln können auch dann verwendet werden, wenn sie gesundheitsgefährdende Chemikalien enthalten, die auf die verpackten Lebensmittel respektive Esswaren übergehen. Laut einer publizierten Studie der Züricher Stiftung Food Packaging Forum haben Forscher diesbezüglich insgesamt 175 verschiedene Substanzen, die als potenziell schädlich gelten, in den Verpackungen identifiziert.

Viele der in den Verpackungen gefundenen Stoffe werden dabei als schädlich für die Fortpflanzung oder zum Beispiel als äusserst krebserregend eingestuft; andere der von den Forschern gefundenen Substanzen beeinflussen demgegenüber das Hormonsystem negativ. In der Studie mit anhängigem Fachartikel verweisen die Autoren denn auch klar auf die Gefahr, die von Verpackungsmaterialien ausgeht. Sie werden als quasi brisante Brutstätte der Verunreinigung von Nahrungsmitteln angesehen. Insgesamt lassen sich bereits über 6000 derartige Substanzen auf nicht-offiziellen und auch offiziellen Chemikalien-Listen finden.

Zwar liegen für ein Teil dieser Substanzen noch keine exakten Analysen in Bezug auf ihre Schädlichkeit für die Gesundheit bzw. ihre Giftigkeit vor, aber viele dieser Stoffe werden von den Forschern mit chronischen Krankheiten in Verbindung gebracht. Im Rahmen der Studie verfolgten die involvierten Forscher das ganzheitliche Ziel, die Identifikation bekannter Substanzen zu gewährleisten, die als gefährliche respektive besorgniserregende Chemikalien gelten. Da zahlreiche der unerwünschten Substanzen bzw. Stoffe fettlöslich sind, können vor allem stark fetthaltige Esswaren wie zum Beispiel in Öl eingelegtes Gemüse, Wurst, Käse oder Salatsaucen von der Chemikalienwirkung betroffen werden.

Food Package Forum tritt für ein allgemeines Verbot der gefährlichen Chemikalien ein

Dafür sind Listen in Europa sowie in den USA zugelassener Verpackungschemikalien mit entsprechenden Listen potenziell gesundheitsgefährdender und schlichtweg gefährlicher Substanzen (TEDEX-Liste; Substitute it Now) miteinander verglichen worden. Auf diesem Weg konnten eben die 175 Substanzen ermittelt werden, die als potenziell gefährlich bzw. schädlich für den menschlichen Organismus gelten. Ob krebserregend, schädlich für die Fortpflanzung, erbgutschädigend oder störend für das Hormonsystem: Ein Grossteil dieser Substanzen sind nach Aussage der Forscher als äusserst besorgniserregend anzusehen; eine weitere Chemikalien-Gruppe hat sich zudem als schwer abbaubar erwiesen und setzt sich im Körpergewebe ab.

Hierzu gehören zum Beispiel die Weichmacher in Kunststoffen sowie fluorierte Stoffe. Gerade die Weichmacher wirken dabei quasi als endokrine Disruptoren, die den menschlichen Organismus aus dem Gleichgewicht bringen und für zahlreiche Krankheiten, Fehlbildungen an Geschlechtsorganen oder Zeugungsunfähigkeit mitverantwortlich gemacht werden. Auch entsprechende zinnorganische Verbindungen, die über Druckfarben, Klebstoffe und Beschichtungen in die jeweiligen Lebensmittel dringen können, gelten nach dem heutigen Stand der Wissenschaft als gesundheitsschädlich.

Die Forscher sind sich einig, dass – analog den Richtlinien und Vorschriften der bekannten EU-Chemikaliengesetzgebung – einige dieser Kandidaten schnellstmöglich verboten werden sollten. Aber auch dann wären diese Chemikalien lediglich in Farben, Handys und Computern verboten, während sie als Verpackung für Lebensmittel weiterhin zugelassen wären. Allerdings räumte die Züricher Stiftung Food Package Forum ein, dass die Studie keine Grundlage für eine Risikobewertung biete. Schliesslich wurde diesbezüglich nicht untersucht, wie hoch die letztendliche Konzentration der Substanzen in den Verpackungsmaterialien ist.


Die gesetzlichen Vorschriften orientierten sich nicht am aktuellen Wissensstand. (Bild: fotogestoeber / Shutterstock.com)
Die gesetzlichen Vorschriften orientierten sich nicht am aktuellen Wissensstand. (Bild: fotogestoeber / Shutterstock.com)


Kritik: Die gesetzlichen Vorschriften orientierten sich nicht am aktuellen Wissensstand

Dass die Publikation daher nicht zeitnahe politische Konsequenzen nach sich zieht, ist auch den Stiftungsmitgliedern klar. In erster Linie geht es aber auch nicht so sehr um eine entsprechende politische Wirkung. Vielmehr möchte die Züricher Stiftung – quasi nach dem Vorbild der britischen Nichtregierungsorganisation Chem Trust – das themenspezifische Problembewusstsein der Menschen wecken und den diesbezüglichen Dialog fördern.

Trotzdem: Auch die aktuelle Gesetzgebung rückt dabei immer weiter in den Fokus. Denn, und darin sind sich die verschiedenen Organisationen einig, die Gesetzgebung in Bezug auf die Risiken von Chemikalien insbesondere in Lebensmittelverpackungen hinkt deutlich hinterher. Sowohl die Stiftung Food Packaging Forum als auch Chem Trust sind sich diesbezüglich einig, dass hier der Wissensstand bzw. die aktuellen Entwicklungen und die gesetzlichen Regelungen respektive Vorschriften meilenweit auseinanderklaffen.

Gemeinnützige Stiftung aus der Schweiz finanziert sich über Sponsorengelder

Mit der im Juli 2014 im renommierten Fachmagazin „Food Additives and Contaminants, Part A“ veröffentlichten Studie hat die in Zürich ansässige Stiftung Food Packaging Forum dann aber auch einmal mehr bewiesen, dass auch der Konsumentenschutz für die Stiftungsmitglieder eine klare Herzensangelegenheit ist. Dabei stellt die gemeinnützige Stiftung immer wieder klar, dass sie seit ihrer Gründung im Jahr 2012 stets autark agiere und zu jedem Zeitpunkt unabhängig gewesen sei.

Genau dies wurde in der Vergangenheit von verschiedenen Seiten nämlich bemängelt. Da sich die Stiftung nach eigener Aussage ausschliesslich über Spenden und Sponsorengelder finanziert, vermuteten Kritiker eine latente Abhängigkeit der Stiftung von den entsprechenden Geldgebern. Auch in dem Fall der vorliegenden Studie hoben flugs einige Wirtschaftsgrössen den warnenden Zeigefinger. Schliesslich zählen auch die Glasbehälterhersteller Bucher Emhart Glass sowie Vetropack zu den ausgewiesenen Sponsoren der gemeinnützigen Stiftung.

 

Oberstes Bild: © Roman Rybaleov – Shutterstock.com

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