Steuer auf Spareinlagen – wie sicher ist das Geld auf dem Bankkonto?

Nach Zypern greift jetzt auch Spanien die privaten Ersparnisse seiner Bürger an. Andere Länder könnten diesem Beispiel ebenfalls folgen, falls sich die Eurokrise erneut verschärfen sollte. In der Schweiz ist ein solches Szenario derzeit zwar kaum denkbar, die indirekten Folgen dieser ausländischen Aktionen könnten aber auch negative Auswirkungen auf die Ersparnisse der Schweizer Bevölkerung haben.

Eine Steuer in Höhe von 0,03 % auf alle Spareinlagen: Diesen Beschluss verkündete die spanische Regierung Anfang Juli dieses Jahres. Das gesamte Vorhaben soll ein Mehr an Steuereinnahmen von umgerechnet 485 Millionen Franken einbringen, welche zur Unterstützung spanischer Regionen eingesetzt werden sollen. All dies ruft böse Erinnerungen an die Geschehnisse in Zypern vom März 2013 wach, als dort ein Grossteil des Bankensystems zusammenzubrechen drohte. Zur Sanierung der maroden Finanzinstitute zog die Regierung dort die privaten Sparguthaben auf den Bankkonten heran, die oberhalb der Einlagensicherungsgrenze lagen.

Schweizer lassen ihr Geld auf dem Konto

Für Schweizer scheinen solche Szenarien in weiter Ferne zu liegen. Hierzulande sind die öffentlichen Finanzen schliesslich in Ordnung und Einlagen bei Banken werden als beliebte „Geldanlage“ genutzt. Dies bestätigte im November 2013 auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) bei der Präsentation ihrer Statistik zu den Vermögen der privaten Haushalte in der Schweiz. Laut dieser beliefen sich die Einlagen der Schweizer Sparer bei den Banken im Jahr 2012 auf insgesamt 666 Milliarden Franken.

Neuere Daten liegen bisher nicht vor, aber es ist davon auszugehen, dass es seit 2012 kaum zu Veränderungen gekommen ist. Schliesslich bleibt der Anlagennotstand, der durch die Niedrigzinspolitik ausgelöst wurde, weiterhin bestehen und macht es in Kombination mit der niedrigen bzw. negativen Inflationsrate besonders attraktiv, das eigene Geld einfach auf dem Konto liegen zu lassen. Auch wenn viele Schweizer dadurch die steigenden Kurse an den Aktienmärkten verpasst haben, fuhren Sie mit dieser Taktik nicht schlecht, da sie zumindest keine Verluste erlitten haben. Sollte es zudem zu einem erneuten Crash wie im Jahr 2008 kommen, dann stehen diese passiven Sparer in gewisser Weise sogar auf der Gewinnerseite.

Da viele Marktbeobachter angesichts der stark gestiegenen Aktienkurse bereits die nächste Finanzkrise voraussagen, scheint es also eine gute Strategie zu sein, sein Geld einfach auf dem Konto liegen zu lassen. Zudem sehen viele Anleger, angesichts der extrem niedrigen Zinsen von gerade einmal 0,51 %, keinen Sinn darin, ihr Geld in Schweizer Staatsobligationen zu investieren. Da bei der Geldanlage zusätzlich Kommissionen und Gebühren anfallen, würde man bei diesem niedrigen Zinssatz ausserdem schnell Gefahr laufen, im Minus zu landen.


Das Geld gehört den Banken. (Bild: Capricorn Studio / Shutterstock.com)
Das Geld gehört den Banken. (Bild: Capricorn Studio / Shutterstock.com)


Das Geld gehört den Banken

Die Stuttgarter Vermögensberater und Autoren Matthias Weik und Marc Friedrich raten trotzdem davon ab, das Geld einfach auf dem Konto liegen zu lassen. Durch die Einzahlung des Geldes auf ein Konto habe man nämlich nur noch eine Forderung gegenüber der Bank und werde so zu ihrem Gläubiger. Nur wenn man das Geld in physischer Form in der eigenen Hand halte, gehöre es einem tatsächlich, so die Autoren. Liege es dagegen auf einem Konto, so habe der Staat eine einfache Möglichkeit, auf das Sparguthaben der Bürger zuzugreifen. Wie schnell dies gehen kann, haben die Fälle Spanien und Zypern eindeutig gezeigt.

Der Schuldenkrise in der Eurozone kann sich aber auch die Schweiz nicht gänzlich entziehen, zumal im September von der SNB eine Mindestgrenze von 1,20 Franken gegenüber dem Euro eingeführt wurde. Trotzdem können Schweizer Anleger deutlich entspannter auf die Entwicklungen der Eurozone blicken, denn Bankeinlagen in Schweizer Franken dürften deutlich sicherer sein als in anderen Währungen. Dieser Überzeugung ist auch Christoph Schaltegger, Wirtschaftsprofessor an der Universität Luzern. Allerdings könnte eine neue Verschärfung der Krise auch die Bilanz der SNB negativ beeinflussen und dadurch den Wert der Vermögenswerte mindern, so der Professor.

Wird das Bargeld abgeschafft?

Unternehmensberater und Buchautor Daniel Stelter geht ebenfalls davon aus, dass das Geld von Schweizer Sparern auf Bankkonten deutlich sicherer ist als in den Ländern der Eurozone. Allerdings gibt er auch zu bedenken, dass sich die Vorschläge von Regierungen häuften, mittels zusätzlicher Steuern und Vermögensabgaben gegen die Krise vorzugehen. In diesem Zusammenhang führt er vor allem die Publikation „Fiscal Adjustment in an Uncertain World“ an, welche vom Internationalen Währungsfonds (IMF) im April 2013 veröffentlicht wurde. Diese diskutierte die Möglichkeit einer einmaligen Vermögensabgabe für alle Privatvermögen in Höhe von 10 %.

In diesem Zusammenhang verweist Stelter auch auf Äusserungen des ehemaligen US-Finanzministers Larry Summers. Auf einer IMF-Veranstaltung soll dieser angeregt haben, den Einsatz von Bargeld vollständig abzuschaffen. Für den Unternehmensberater stellt diese Idee nur einen Vorwand dar, um das Geld in die Bankensysteme zu zwingen und so stärker unter die Kontrolle des Staates zu bringen. Auf diese Weise könnte vom Staat leichter auf das Vermögen von Privatpersonen zugegriffen werden, denn Steuern wie in den Fällen von Zypern oder Spanien liessen sich einfacher durchsetzen.

 

Oberstes Bild: © JJ Studio – Shutterstock.com

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