LED-Leuchten in der Strassenbeleuchtung – sinnvoll oder nicht?
von Tobias Wolf
Wer beim Namen Niederhaslistrasse an eine gewöhnliche Kantonsstrasse denkt, irrt gewaltig. Auch wenn der Name besagter Strasse in Regensdorf nicht gerade auf zukunftsweisende Technologien hindeutet, so finden sich hier doch Strassenlaternen der neuesten Generation. Mit Radarsensoren messen sie nicht nur die Geschwindigkeit herannahender Fahrzeuge, sondern sie kommunizieren auch untereinander und sogar mit Satelliten.
Stromersparnis von bis zu 30 %
Ins Leben gerufen wurde dieses Pilotprojekt von der kantonalen Baudirektion sowie den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich (EKZ), um das Energiesparpotenzial der neuesten Beleuchtungstechnologie auf öffentlichen Strassen zu überprüfen. Zu diesem Zweck wird zu jenen Nachtzeiten, zu denen sowieso kaum jemand auf der Strasse unterwegs ist, die Beleuchtungsstärke der Strassenlaternen automatisch von der integrierten Elektronik reduziert. Seit Juni dieses Jahres befinden sich die LED-Lampen entlang der einen Kilometer langen Teststrecke in der Nähe von Zürich daher die meiste Zeit im Sparmodus und leuchten nur mit halber Stärke. Nähert sich allerdings ein Fahrzeug den Lampen, so wird das von den Sensoren erkannt und die Leuchten werden automatisch auf volle Leistung geregelt.
Damit der Helligkeitswechsel nicht zu abrupt erfolgt und damit man auch weit genug sehen kann, messen die integrierten Sensoren zudem die Geschwindigkeit des herannahenden Fahrzeugs. Bei einem Auto werden dadurch beispielsweise gleichzeitig die nächsten fünf Lampen heller, während es bei einem Fahrrad nur etwa die nächsten beiden tun. Hat das Fahrzeug eine Lampe passiert, so schaltet sich diese nach kurzer Zeit wieder zurück in den Sparmodus. Im Optimalfall soll durch diese Methode eine Energieersparnis von bis zu 30 % erreicht werden können. Ob sich dieser Wert allerdings auch im realen Einsatz bestätigt, wird sich erst im Mai 2015 zeigen, wenn die EKZ die Resultate des Pilotprojekts veröffentlichen.
Hohe Anschaffungskosten
Stromsparen wird heutzutage auch in der Schweiz grossgeschrieben. Ob die dafür notwendigen Massnahmen allerdings immer sinnvoll sind, steht auf einem ganz anderen Blatt. So bietet die Anlage an der Niederhaslistrasse zwar ein hohes Einsparungspotenzial beim Strom, dem gegenüber stehen allerdings hohe Material- und Installationskosten. So sind die speziellen Leuchten nicht nur um ein Drittel teurer als gewöhnliche LED-Leuchten, sie müssen auch aufwendig auf die jeweiligen lokalen Gegebenheiten eingestellt werden. Hier solle nun der Pilotversuch zeigen, wie gross sich dieser Aufwand gestaltet und ob sich ein Einsatz im grösseren Stil überhaupt lohnen würde, so Jörg Haller, Leiter öffentliche Beleuchtung der EKZ.
Herkömmliche LED-Lampen werden im Bereich der öffentlichen Beleuchtung hingegen schon in grossem Umfang eingesetzt. Auch im Kanton Zürich ist man von der neuen Technologie überzeugt und setzt dort LED-Leuchten in mehr als 50 % der Gemeinden ein. Das Stromsparpotenzial der LED-Technologie gibt diesem Vorgehen natürlich recht, allerdings lohnt es sich in vielen Fällen, etwas genauer hinzusehen, denn nicht überall ist der Einsatz auch wirklich sinnvoll.
Wirft man einen Blick auf die Auswertungen der EKZ, so zeigt sich, dass der Einsatz von LED-Lampen bei Quartierstrassen und Fusswegen durchaus lohnenswert ist. Im Vergleich zu herkömmlichen Lampen lassen sich dort beispielsweise knapp 50 % an Energie einsparen. Allerdings sorgen die hohen Anschaffungskosten dafür, dass sich die LED-Leuchten erst nach 20 bis 25 Jahren amortisieren. Diese Dauer entspricht auch etwa der Lebensdauer der Lampen, die somit in finanzieller Sicht keine wirklichen Vorteile bringen. Sollten die derzeit günstigen Strompreise zudem in den kommenden Jahren stark ansteigen, wären die LED-Leuchten im Endeffekt sogar teurer als herkömmliche Strassenbeleuchtungen.
Kein Standard für LED-Leuchten
Bei Hauptverkehrsstrassen oder anderen stark befahrenen Strecken sieht die Bilanz für LED-Lampen noch schlechter aus. Da heute im Kanton Zürich bereits mehrheitlich die sparsamen Natriumdampfleuchten im Einsatz sind, könnten durch den Wechsel auf LED-Leuchten lediglich 15 bis 20 % Strom eingespart werden. Nach Aussage der EKZ wäre dies nicht lohnenswert, da sich die Amortisationszeit in diesem Fall auf über 40 Jahre belaufen würde.
Beim Einsatz von LED-Leuchten müssen zudem noch gewisse ökologische und wirtschaftliche Abstriche gemacht werden, da bis heute kein Industriestandard existiert. Sollte eine Lampe also einmal ersetzt werden müssen, so muss mitunter nicht nur die Birne, sondern gleich der ganze Lampenkopf getauscht werden. Da für die Herstellung der Aluminiumgehäuse viel Energie und Ressourcen aufgewendet werden müssen, wirkt sich diese Tatsache auf die ökologische Bilanz der Lampen durchaus negativ aus.
Die EKZ raten zur Besonnenheit
Neben diesen Überlegungen gibt es aber zusätzlich noch einige bis heute unvorhersagbare Variablen. So ist beispielsweise noch nicht sicher geklärt, wie hoch die Lebensdauer von LED-Lampen im realen Einsatz ist. Man rechnet zwar mit einer Haltbarkeit von 15 bis 20 Jahren, wirklich garantieren kann dies bis heute aber niemand, da noch keine Erfahrungswerte vorliegen. Auch steht noch in den Sternen, ob für bestimmte Lampentypen auf lange Sicht Ersatzteile erhältlich sein werden.
Allen Vorteilen von LED-Leuchten zum Trotz – und zum Leidwesen des Parlaments – raten die EKZ daher zur Besonnenheit beim Einsatz der neuen LED-Technologie. So empfehlen sie Haller zufolge auch den Gemeinden, die neue LED-Technologie nur dort einzusetzen, wo deren Nutzen eindeutig erwiesen ist.
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