Schulbildung – wer ist zuständig?
von Olaf Hoffmann
Die Fragestellung aus der Überschrift sollte sich eigentlich von selbst beantworten. Für die Schulbildung müsste die Schule zuständig sein. Allerdings mutieren immer mehr Mütter und auch Väter besonders aus der Mittelschicht zu Freizeit-Nachhilfelehrern.
Wie sich die Bildungschancen in den unterschiedlichen Schichten mangels einer gerechten und vorurteilsfreien Bildungspolitik umverteilen, beschreibt dieser Beitrag. Auf eine vollständige Bewertung der Ergebnisse der Überlegungen wird bewusst verzichtet.
Unterschicht mit schlechten Chancen
Kinder, die aus der Unterschicht der Gesellschaft stammen, haben erfahrungsgemäss auch in der Schulbildung die schlechtesten Erfolgs- und Aufstiegschancen. Oftmals entstammen auch die Eltern sogenannten bildungsfernen Schichten, sind unterprivilegiert, nicht selten Migranten und verfügen oftmals auch nur über einen einfachen Bildungsabschluss. Zwar wünschen sich solche Elternhäuser auch für ihre Kinder einen besseren Bildungsabschluss, können hier aber meist nicht helfend eingreifen. Der Mangel an Hilfsangeboten im häuslichen Umfeld beispielsweise bei der Erledigung der Hausaufgaben führt letztlich auch im direkten Schulalltag zu schwächeren Leistungen und Ergebnissen.
Mittelschicht als Ersatzschule
Kennzeichnend für die Schüler aus der Mittelschicht ist, dass auch hier die Freizeit oftmals sehr verschult wird. Die Eltern, besonders Mütter, profilieren sich als Hobbylehrer im Kinderzimmer und unterstützen mehr oder weniger gut die schulische Entwicklung ihres Nachwuchses. In aller Regel verfügen die Eltern in der Mittelschicht über mittlere und höhere Bildungsabschlüsse und können so den Kindern eine gute Stütze im Bildungserwerb sein. Damit haben diese vergleichsweise bessere Chancen auf höhere Bildungsabschlüsse als die Klassenkameraden aus der Unterschicht.
Oberschicht kauft Bildung
Für die Kinder aus der Oberschicht scheint der Bildungsweg von vornherein festgelegt. Ohne Matura geht hier gar nichts. Es sei denn, die Heranwachsenden sind von Grund auf weniger begabt, stinkfaul oder grundsätzlich ablehnend zur höheren schulischen Bildung. Die Eltern aus der Oberschicht unterstützen den schulischen Entwicklungsweg der Sprösslinge vor allem durch den Zukauf von Bildungsangeboten. Oftmals werden Privatschulen den öffentlichen bevorzugt, teure Nachhilfelehrer ergänzen das schulische Lernen und eine allgemein hochwertige technische Ausstattung sowie das soziale Umfeld unterstützen den Bildungsweg. Ausserdem werden Schüler aus der Oberschicht bereits von den Lehrern gern bevorzugt und besonders gefördert.
Und was macht die Schule?
Die öffentliche Schule hinkt auch nach Lehrplan 21 ihrem eigentlichen Bildungsauftrag deutlich hinterher. Im Wesentlichen ist es nämlich die Schule selbst, die eine Allgemeinbildung der Schüler unabhängig von ihrer sozialen Herkunft sicherzustellen hat. Diesem Bildungsauftrag kann die öffentliche Schule allerdings aufgrund sozialer und politischer Verwerfungen nur bedingt nachkommen. Hier herrscht dringender Handlungsbedarf, auch aus der Sicht heraus, dass auch in der Schweiz die Mittelschicht einen deutlichen Schwund zu beklagen hat. Das könnte zu einer letztlich klaren Zweiteilung der Bildungschancen führen, in der Kinder aus der Unterschicht nur dann „überleben“, wenn sie ausserordentlich intelligent und begabt und dazu auch noch überdurchschnittlich fleissig sind.