Altersfrage: Welches Haustier passt zu meinem Kind?
von Claudia Göpel
Vorsichtigen Schätzungen und Verbraucherbefragungen von Tiernahrungsherstellern zufolge leben in 60 % der Schweizer Haushalte etwa 3,8 Millionen Haustiere, Doppelnennungen und Überschneidungen sind möglich. Genaue Zählungen gibt es nicht, weil nur Tiere, die gemeldet werden (in der Regel Hunde), statistisch erfasst werden können. Doch selbst hier ist die Dunkelziffer gross. 490’000 Hunde sind in der Schweiz registriert, etwa noch einmal so viele Hunde sind nicht gemeldet.
Einmal Tier, immer Tier – ein Tierleben lang
Eins vorweg: Tiere sind keine Dinge, die man in ein Paket packt oder mit einer grossen Schleife als Spielzeug verschenkt. Tiere können auch nicht wie ein nicht funktionierendes Handy wieder umgetauscht werden. Sie haben Bedürfnisse, müssen artgerecht gehalten werden und kosten je nach Tierart ordentlich Geld. Neben der Frage, ob Sie sich ein Haustier leisten können, muss in erster Linie beantwortet werden, ob die Familie genügend Zeit für die Haltung, Betreuung und Pflege aufbringen kann. Vor allem bei kleineren Kindern bleibt die Versorgung von Hund, Katze & Co. sehr oft an den Eltern hängen, weil die Kinder schnell die Lust an ihrem Kuschelkameraden verlieren. Dann ist das gewählte Haustier vielleicht nicht das richtige. Wer sich unbedingt einen Hund wünscht, wird mit einem Hamster als Ersatz nicht zufrieden sein.
Gesunder Nebeneffekt: Tiere machen glücklich
Dennoch: Mit einem Tier zusammenzuleben macht glücklich, stärkt das Selbstwertgefühl und schult das Verantwortungsbewusstsein. Irgendwann stehen die meisten Eltern ihrem Nachwuchs gegenüber, der sie mit grossen, bettelnden Augen anschaut und den Wunsch nach einem eigenen Haustier äussert. Doch nicht alle Tiere sind gleichermassen für Kinder jedes Alters geeignet.
Kleinere Hunde sind generell gute Begleiter und Spielkameraden für den Nachwuchs; man sollte beide aber, wenn das Kind noch keine fünf, sechs Jahre alt ist, nicht unbeaufsichtigt lassen. Katzen hingegen passen gut in Familien mit Kindern, wobei auch eine Katze nicht mit einem kleinen Kind allein gelassen werden sollte. Ziervögel und Aquarienfische sind für Kinder ab dem zehnten Lebensjahr geeignet, stehen auf der Wunschliste jedoch ziemlich weit unten. Hier müssen die Eltern bei der Säuberung von Vogelkäfig oder Aquarium Hilfestellung leisten.
Meerschweinchen und Kaninchen gelten allgemein als gute „Einsteigertiere“. Eine Aussage, die grundsätzlich mit Bedacht getroffen werden muss, denn gerade Kaninchen sind nicht zwangsläufig die Kuscheltiere, als die sie gern angepriesen werden. Viele Zwergkaninchen lassen sich ungern streicheln und sind daher erst ab einem Alter von fünf bis sechs Jahren geeignet. Meerschweinchen können hingegen schon ab einem Kindesalter von vier Jahren angeschafft werden, doch sollte man auch hier bedenken, dass diese niedlichen Tierchen ihre Rückzugsmöglichkeit benötigen und nicht pausenlos auf dem Arm herumgetragen werden wollen.
Ausserdem muss man bei Meerschweinchen und Kaninchen daran denken, dass sie sich in der Gesellschaft von Artgenossen am wohlsten fühlen. Es sollten also immer mindestens zwei Tiere derselben Art gehalten werden. Kaninchen und Meerschweinchen brauchen darüber hinaus Auslauf und dürfen nicht ausschliesslich in kleinen Käfigen im Kinderzimmer gehalten werden.
Beim Kauf eines Hundes ist zu bedenken, dass dieser regelmässigen Auslauf und Bewegung braucht – bei Regen, Wind und Schnee, nicht nur bei Sonnenschein. Das tägliche Gassigehen ist je nach Alter des Kindes meist Aufgabe der Eltern, selbst dann, wenn ein Kind bei der Anschaffung noch so sehr verspricht, diesen Job täglich zu erledigen. Schule und Hobbys machen dies vielfach gar nicht möglich.
Zudem setzt der Umgang mit einem Hund ein gehobenes Verantwortungsgefühl und etwas Erfahrung voraus. Grosse Hunde können und sollten von Kindern unter zwölf Jahren nicht geführt werden. Eine Katze hingegen ist, was die Beschäftigung angeht, pflegeleichter. Entweder können die Samtpfoten selbstständig in den Garten oder sie erledigen ihr tägliches Geschäft auf ihrer Katzentoilette, wenn sie als reine Hauskatze gehalten werden.
Mit Einschränkung geeignet sind natürlich auch Tiere, die grundsätzlich in Käfigen oder Terrarien leben. Mäuse und Goldhamster oder Geckos und Schlangen sind in erster Linie Beobachtungstiere und keine Kuscheltiere. Eine Zwischenstellung nehmen die gelehrigen Farbratten ein, die zwar ebenfalls mindestens zu zweit gehalten werden sollen, aber eine enge Bindung zu ihrem menschlichen Besitzer aufbauen können. Einige Kleinnager sind nachtaktiv und können daher durch Knabbern, Rascheln und übliche Tiergeräusche die Nachtruhe von Kindern stören. Deshalb ist ein Platz im Kinderzimmer nicht der geeignete Ort für das Gehege, weil die Tiere tagsüber Ruhe brauchen. Ausserhalb des eigenen Zimmers geraten Kleinnager jedoch oft in Vergessenheit und werden vernachlässigt.
Haustiere gehören nicht unter den Weihnachtsbaum! Die Anschaffung sollte im Familienrat beschlossen, das Für und Wider abgewogen werden. Tiere aus dem Tierheim sind besonders dankbar. Tierzubehör, Leinen, Näpfe, Spielzeug hingegen sind willkommene Weihnachtsgeschenke für Kinder und ihre geliebten tierischen Gefährten.
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