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Auf in den Norden: Hier liegen die Seehäfen der Schweiz

23.10.2014 |  Von  |  Beitrag

Als Schweizer Meereshäfen gelten seit jeher die Nordseehäfen Rotterdam und Antwerpen, obwohl sie mehr als doppelt so weit von der Schweiz entfernt liegen wie beispielsweise Genua im Mittelmeer. Warum ist das so?

Die Schweiz besitzt keinen direkten Zugang zum Meer und ist auf Fremdhäfen angewiesen, was an sich kein Problem darstellt. Der Containerverkehr übernimmt den Transport der Im- und Exportgüter von und zu den Überseehäfen, denn das Strassen- und Schienennetz in der Schweiz ist vorbildlich ausgebaut. Auch die Überquerung der Alpen ist dank guter Passstrassen und Eisenbahntunnel heute einfach geworden, obwohl hierüber nur etwa 10 % des gesamten Güterverkehrs abgewickelt werden.

Wo ist das Meer der Schweiz am nächsten?

Die Entfernung von Genf nach Genua beträgt 380 Kilometer, die Entfernung von Genf nach Rotterdam hingegen 920. Der Golf von Genua ist demnach der Schweiz am nächsten. Doch weshalb werden die Waren trotzdem per Container erst durch ganz Europa und über die Alpenpässe an die Nordsee gekarrt, um dann per Schiff für den Überseetransfer wieder um Europa herumgefahren zu werden? Ist das noch wirtschaftlich? Ja, sagen die Verantwortlichen, zumindest für den grossen Güterverkehr, denn hierfür fehlen den kleineren Häfen am Mittelmeer die Kapazitäten.

Die Nordseehäfen, auch jene in Deutschland, haben im Vergleich zu den Mittelmeerhäfen einen Marktanteil von über 80 %. Ein Grossteil des Güterverkehrs zwischen Europa und Übersee wird über diese Gateways abgewickelt. Den Mittelmeerhäfen Italiens und Frankreichs kommt nur eine ergänzende Bedeutung zu. Allein Rotterdam schlägt sechsmal mehr Waren um als Genua, was die statistische Anzahl der abgewickelten Containermengen belegt. Rotterdam und Antwerpen gelten als die „natürlichen“ Seehäfen für den schweizerischen Im- und Export.

Mittelmeer für Warentransfer bedeutungslos

Innerhalb Europas wird verstärkt der Landweg genutzt, in der Schweiz speziell das Schienennetz der neuen Alpentransversalen (NEAT). An dem dennoch relativ geringen alpenquerenden Güterverkehr hat allein Italien einen Anteil von bis zu 50 %. Der Seeweg wird vorwiegend für den Überseetransfer genutzt, wobei die Mittelmeerhäfen den globalen Anschluss aufgrund der Containerisierung in den 90er-Jahren verpasst haben. Die Nordseehäfen stellten sich darauf ein und setzten verstärkt auf die Umschlagsmöglichkeit immer grösserer Containerschiffe. Am Mittelmeer hingegen wurde lieber gestreikt.

 

Oberstes Bild: © Robin Nieuwenkamp – Shutterstock.com

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