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Honig: Wie rein ist das süsse Gold der Bienen?

22.11.2014 |  Von  |  Beitrag

[vc_row][vc_column][vc_column_text]Rund 40’000 Flugkilometer legen Bienen für einen Liter Nektar zurück – daraus gewinnen Imker gerade einmal 150 Gramm Honig. Schade, wenn dieses kostbare Gut verunreinigt ist. Eine Untersuchung des SRF brachte beunruhigende Ergebnisse ans Licht.

Der sprichwörtliche Fleiss der Honigbienen kommt nicht von ungefähr. Ein Bienenvolk produziert pro Jahr rund 12 bis 15 Kilogramm des süssen Goldes. Als gesundes Süssungsmittel schmeckt Honig besonders gut auf dem Frühstücksbrot und verfeinert erlesene Speisen ebenso wie Tee und Milch.

Die Apotheke der Natur 

Nicht umsonst wird Honig gemeinhin als Apotheke der Natur bezeichnet. So enthält er Mineralstoffe, Spurenelemente und lebenswichtige Vitamine. Als leicht verdaulicher Energiespender stärkt er das Immunsystem und fördert damit unsere Gesundheit.

Wie entsteht Honig?

Nektar ist das Sekret aus den Nektardrüsen von Blütenpflanzen. Als Honigtau bezeichnet man die zuckerhaltige Ausscheidung von manchen Insekten, zum Beispiel Schildläuse. Während Blütenhonig aus Nektar entsteht, ist Honigtau die Grundlage für Waldhonig. Wenn die Biene von Blüte zu Blüte fliegt, saugt sie mit ihrem Rüssel Honigtau oder Nektar auf. Im Bienenstock wird der Inhalt des Honigmagens an die Stockbienen übergeben, die den süssen Saft 15 bis 20 Minuten lang aus ihrer Honigblase pumpen und ihn gleich wieder aufsaugen.

Im Stock herrschen Temperaturen von bis zu 35 Grad Celsius, daher verdunstet das Wasser. Die Stockbienen befördern den mit Enzymen angereicherten halb reifen Honig in die Wabenzellen. Durch das ständige Fächeln mit den Bienenflügeln reduziert sich der Wassergehalt des Sekrets weiter. Nach etwa drei Tagen werden die Wabenzellen mit Wachsdeckeln verschlossen. Sobald diese Deckel einfallen, kann der Honig geerntet werden.

Honig als Lifestyle-Produkt

Bienenhonig hat wie einige andere Lebensmittel in den vergangenen Jahren die Entwicklung vom Alltags- zum Luxusprodukt durchgemacht. So werden in schicken Spezialgeschäften erlesene Sorten zu teuren Preisen abgegeben. Die Kreativität der Hersteller findet dabei keine Grenzen. Ziemlich begehrt sind etwa aromatisierte Honige, verfeinert beispielsweise mit echten Vanilleschoten oder kandierten Veilchen. Doch auch im Lebensmitteldiscounter hat man die Qual der Wahl. Mehr als 100 verschiedene Honige sind in den heimischen Regalen erhältlich.

Mikroplastik im Honig?

Alarmiert von Berichten über die Kontaminierung von Lebensmitteln durch Plastikteilchen hat das SRF eine umfassende Untersuchung in Auftrag gegeben. Im Frühjahr 2014 wurden 20 in- und ausländische Honigsorten chemisch analysiert. Das erschreckende Ergebnis: In allen Proben wurden Plastikteile nachgewiesen – am meisten sogar in den heimischen Honigsorten.

Wie kommt Plastik in unsere Lebensmittel? Diese nicht ganz unberechtigte Frage stellen sich nun die Konsumenten. Die Erklärung kling logisch: Einerseits wird Mikroplastik als Schleifmittel in Kosmetikartikeln wie Duschgels, Lotionen und Zahnpasta verwendet und gelangt dann über das Abwasser in die Kanalisation und damit in die Natur. Andererseits schaffen es auch Rückstände von Plastikfasern unserer Kleidungsstücke über das Waschen und Trocknen in die Umwelt. Die Bienen nehmen die winzig kleinen Partikel auf den Feldern und Blumen auf und bringen sie in den Bienenstock.

Bleibt noch die Frage, warum Schweizer Honig höher belastet ist als jener aus dem Ausland. Das erklärt sich durch die Tatsache, dass die heimischen Imker ihr Produkt grobmaschiger sieben. Dadurch soll der Blütenstaub im Honig bleiben, was eine besonders hohe natürliche Qualität verspricht. Während also durch diese Technik wichtige Bestandteile im kostbaren Gelee verbleiben, um eine besonders gesundheitsfördernde Naturreinheit zu erreichen, schlüpfen andererseits kleine Plastikteilchen durch das Sieb.
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Honig wird nicht umsonst als Apotheke der Natur bezeichnet. Untersuchungen brachten allerdings Beunruhigendes ans Licht. (Bild: Nikolay Litov / Shutterstock.com)

Honig wird nicht umsonst als Apotheke der Natur bezeichnet. Untersuchungen brachten allerdings Beunruhigendes ans Licht. (Bild: Nikolay Litov / Shutterstock.com)

[/vc_column_text][vc_separator color=“grey“][vc_column_text]Besteht Grund zur Sorge?

Anhand der derzeitigen Datenlage kann das Gesundheitsrisiko einfach nicht seriös abgeschätzt werden. Während das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit keine Gesundheitsgefährdung erkennen kann, trauen sich namhafte Umweltmediziner kein Urteil darüber zu. Plastik in grossen Mengen ist eindeutig gefährlich; inwieweit es in geringer Konzentration gesundheitsschädigend sein könnte, ist relativ umstritten.

Entwarnung aus Österreich

Auch im benachbarten Österreich sind die Konsumentenschützer auf den Plan getreten. Aus diesem Grund wurden insgesamt 20 verschiedene Honigprodukte aus ganz Europa penibel untersucht. Alle Sorten wurden auf Rückstände von Antibiotika geprüft – diese werden nämlich oft gegen Baum- und Bienenkrankheiten eingesetzt. Ebenso wurde auf Pestizide sowie auf den Anteil gentechnisch veränderter Pollen getestet. Weiters auf der Fahndungsliste: Schadstoffe wie die Schwermetalle Kadmium und Blei. Das Resultat dieser Analyse: viel gesucht – nichts gefunden. Sämtliche Honigprodukte wiesen nur extrem geringe bis gar keine der gesuchten Inhaltsstoffe auf. Ein beruhigendes Ergebnis, das aufgrund der ähnlichen klimatischen und geografischen Bedingungen und der ähnlichen Marktlage wohl auch für die Schweiz abgeleitet werden kann.

Bienen – eine bedrohte Art

Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigt das Bienensterben Wissenschaftler in aller Welt. Allerdings wird dieser Aufwand nicht wegen des Honigs betrieben. Da rund ein Drittel aller Lebensmittel auf der Erde von Blütenbestäubung abhängig ist und diese zu 80 % von Bienen übernommen wird, herrscht Alarmstufe Rot. So verenden auch in der Schweiz jährlich bis zu 50 % aller Bienenvölker. Zahlreiche Experten machen dafür neben der Varroamilbe auch die immer stärker werdende Belastung durch Umweltgifte, wie zum Beispiel Pestizide, verantwortlich. Es ist also höchste Zeit zu handeln, um nicht unsere eigene Lebensgrundlage zu zerstören.

 

Oberstes Bild: © Geanina Bechea – Shutterstock.com[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

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