Schweizer Lebensstandard im europäischen Vergleich ganz oben

Macht Geld doch glücklich? Es ist zumindest einer der Schlüsselfaktoren für Zufriedenheit. So das Ergebnis einer Erhebung über die Einkommen und Lebensbedingungen (SILC), die das Bundesamt für Statistik (BfS) für 2013 durchgeführt hat. 

Das BfS wertet für die Erhebung jährlich die Daten von mehr als 30 Ländern aus. Ziel ist eine fortlaufende Darstellung von Indikatoren wie Armut, Verteilung der Einkommen, Lebensumstände oder soziale Ausgrenzung. Für die Schweiz hat das BfS rund 7000 Haushalte mit gut 17’000 Personen nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und befragt.

Bürger sind überwiegend zufrieden

Von den Schweizer Einwohnern ab 16 Jahren sind 72,3 Prozent mit ihrem Leben sehr zufrieden. Trotz des leichten Rückgangs zum Vorjahr (76,4 Prozent) liegt die Schweiz in puncto Zufriedenheit auf Platz 2 innerhalb Europas (Platz 1: Dänemark).

Hier zeigt sich auch, dass Menschen mit geringem Einkommen wesentlich unglücklicher sind: Vom reichsten Fünftel der Bevölkerung gaben mehr als 80 Prozent an, glücklich zu sein. Beim ärmsten Fünftel waren es nur gut 60 Prozent. Insgesamt hat sich das verfügbare Einkommen erhöht, was gleichzeitig zu einem Anstieg der finanziellen Zufriedenheit von 52,8 auf 55 Prozent führte.

Neben genügend Geld gehört die Freizeit zu den wichtigsten Faktoren für Glück. 47,7 Prozent sind mit ihrer Work-Life-Balance zufrieden, im Vorjahr waren es noch 58,6 Prozent.

Weiter fällt auf, dass in der Schweiz lebende Ausländer nur zu 63 Prozent, Einheimische zu 75 Prozent zufrieden sind. Dies liegt vermutlich an den geringeren Einkünften und Mitbestimmungsrechten für Eingewanderte.

Besonders glücklich sind die meisten Schweizer mit ihrem Sozialleben: 80 Prozent gaben an, ein angenehmes Arbeitsklima und gute persönliche Beziehungen mit Partner, Freunden und Verwandten zu haben.

Verfügbares Einkommen: Platz 3 in Europa 

Der Schweizer Lebensstandard gehört, trotz des Preisniveaus, nach wie vor zu den höchsten in Europa. Lediglich die Luxemburger und Norweger konnten uns in diesem Punkt überholen.

Den Schweizern steht 1,7 mal mehr Geld zur Verfügung als den Italienern und 1,3 mal mehr als den Franzosen und Deutschen. Nach Abzug von Steuern und anderen obligatorischen Abgaben liegt das verfügbare Einkommen bei 51’282 Franken jährlich. Das BfS hat diesen Wert nicht als Durchschnitt, sondern als Median ermittelt: Die Hälfte der Bürger hat ein niedrigeres Einkommen als diesen Betrag, bei der anderen Hälfte liegt es darüber.

Hinsichtlich der gerechten Verteilung der Einkommen hat sich die Schere leicht geschlossen. Um den Wert zu ermitteln, hat das BfS die Einkommenssummen von den reichsten und ärmsten Bürgern gegenübergestellt. Die 20 Prozent der Schweizer mit dem höchsten Einkommen können über 4,2 mal mehr Geld verfügen als die 20 Prozent auf dem unteren Einkommensniveau. 2012 lag der Faktor bei 4,4. Der europäische Durchschnitt liegt bei 5. Die grösste Ungerechtigkeit herrscht in Rumänien, Griechenland und Bulgarien, wo der Faktor jeweils 6,6 beträgt.

Trotz des hohen Lebensstandards hätten rund 20 Prozent der Schweizer Probleme, für unerwartete Ausgaben spontan 2500 Franken aufzubringen. Andererseits können es sich lediglich 8,7 Prozent nicht leisten, für eine Woche im Jahr in den Urlaub zu fahren (Rumänien: über 70 Prozent). Materielle Entbehrungen mussten 4 Prozent hinnehmen, der EU-Durchschnitt liegt bei 19,5 Prozent. Dennoch sind 13,3 Prozent der Bevölkerung von Armut bedroht, da ihr verfügbares Einkommen unter 60 Prozent des Medians liegt. Davon sind hauptsächlich alleinerziehende und allein lebende Eltern betroffen, ausserdem gering qualifizierte Schweizer und Zuwanderer aus dem aussereuropäischen Ausland.

 

Oberstes Bild: © juniart – shutterstock.com

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