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Berufswelt im Umbruch

14.01.2015 |  Von  |  Beitrag

[vc_row][vc_column][vc_column_text]Blättert man in einschlägigen Ratgebern zum Thema Beruf, wird man von der unglaublichen Vielfalt an Ausbildungsberufen beinahe erschlagen. Neben den beliebten klassischen Berufen sind auch moderne oder antiquierte Berufsfelder zu finden, manche muten sogar exotisch an.

Die Berufswelt wandelt sich, daher sah ein Berufsratgeber vor 30 Jahren mit Sicherheit komplett anders aus als die aktuellen. Manche Berufe, insbesondere im Handwerk, gibt es inzwischen nicht mehr oder sie sind vom Aussterben bedroht. Darüber hinaus sind etliche Tätigkeitsfelder in ihrer Existenz gefährdet, da sich die Technologien verändert haben.

Nicht mehr gefragt: Radmacher & Co.

Einen Radmacher, der sich darauf versteht, aus Holz und Eisen Räder für Handkarren, Kutschen und Gespanne zu fertigen, dürfte kaum jemand kennen. Höchstens in Adressverzeichnissen ist heutzutage ein solcher Rademacher noch zu finden. Einst markierte das Holzrad einen Meilenstein in der Menschheitsgeschichte, doch dann traten Stahlräder mit Gummibereifung an seine Stelle und schliesslich Alufelgen, die erheblich weniger Gewicht haben und höherer Belastung standhalten. Sucht man einen Experten für die Reparatur, Herstellung oder Restauration von Holzrädern, wird man allerhöchstens in spezialisierten Werkstätten oder Restaurationsbetrieben fündig.

Schon lange verschwunden ist auch der legendäre Goldgräber aus der Zeit des Goldrauschs in Nordamerika. Gold wird zwar auch heute noch gefördert, im Normalfall kommen dabei jedoch spezialisierte Fachkräfte und moderne Technik zum Einsatz. Sogar der Beruf des Bergmannes gehört in manchen Gegenden bereits der Vergangenheit an, weil dort nichts mehr abgebaut und gefördert wird. Als Inbegriff dessen gelten in Ostdeutschland die Regionen mit Uranbergbau oder im Westen das Ruhrgebiet, wo ganze Industrien einbrachen.

Dass Berufe und Tätigkeitsbereiche von der Bildfläche verschwinden und durch neue abgelöst werden, kann langsam oder schnell vonstatten gehen. Die einzelnen Betroffenen wie auch die ganze Gesellschaft müssen daher eine gewisse Flexibilität aufweisen. Etliche Zeitungsverlage haben diesen Wandel zum Beispiel verpasst, weil sie nicht rechtzeitig reagiert haben, nachdem sich insbesondere durch das Internet die Lesegewohnheiten und der Medienkonsum verändert haben. Zeitungsredakteure werden allmählich durch Online-Redakteure ersetzt und sind somit vom Aussterben bedroht. Bedauerlich ist, dass Verlage oftmals nur wenig Wert auf speziell ausgebildete Online-Redakteure legen, d.h. auf Fachleute, die ihr Handwerk tatsächlich verstehen. Stattdessen beauftragt man eine der vielen Agenturen, die im Zuge der sich schnell wandelnden Arbeits- und Medienwelt kurzerhand auch mal einen Quereinsteiger als Redakteur präsentieren.

Moderne Technik als Bedrohung

Häufig liegt es an der modernen Technik, dass bestimmte Tätigkeitsfelder weitgehend wegfallen. Davon sind zum einen traditionelle Berufe bedroht, zum anderen aber auch solche Tätigkeiten, die auf den ersten Blick zeitlos erscheinen. Stromableser werden beispielsweise überflüssig, wenn der Verbrauch mit modernen technischen Verfahren online oder drahtlos übermittelt wird. Der Bedarf an Finanzbeamten sinkt in den Ländern, wo vereinfachte Steuergesetze, Online-Steuererklärungen und automatisierte Besteuerungsverfahren eingesetzt werden. Der Zeitungsausträger wir zur seltenen Spezies, wenn immer mehr Menschen statt der gedruckten Tageszeitung online lesen. Die Reihe existenziell gefährdeter Berufe liesse sich weiterführen, was aber nicht nötig ist.

Neue Berufe setzen sich durch

Stirbt ein Tätigkeitsfeld aus, wird es meist schnell durch ein anderes ersetzt. Seitdem zum Beispiel das Internet seinen weltweiten Siegeszug antrat, stellte es einerseits zwar für viele Gruppe eine Bedrohung dar, andererseits jedoch hat es eine ganze Reihe neuer Berufe und Tätigkeitsfelder hervorgebracht. Wer suchte vor drei oder vier Jahrzehnten schon IT-Spezialisten oder Online-Redakteure? Genauso wenig kamen damals Telefonanbieter auf die Idee, Kommunikation auch via Internet anbieten zu müssen. Zu jener Zeit tummelten sich in diesem Metier allenfalls Exoten, die sich mit einfachen Netzwerken oder Programmiersprachen auskannten. Für einen System-Administrator hatte man schlichtweg keine Verwendung.
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Um dem Mangel an Fachkräften entgegenzuwirken, müssen Schulen und Ausbildungsstätten schneller auf Veränderungen reagieren. (Bild: chanpipat / Shutterstock.com

Um dem Mangel an Fachkräften entgegenzuwirken, müssen Schulen und Ausbildungsstätten schneller auf Veränderungen reagieren. (Bild: chanpipat / Shutterstock.com

[/vc_column_text][vc_separator color=“grey“][vc_column_text]Was sich in Schule und Ausbildung ändern muss

Auch zukünftig wird in der Wirtschaft für manche Berufe eine immer geringere Nachfrage bestehen, anderen hingegen eine wahre Hochkonjunktur bevorstehen. Darunter werden sicherlich einige Berufe und Tätigkeitsfelder sein, die wir derzeit noch nicht einmal erahnen können. Ob schnell oder langsam, die Entwicklung bringt einen steten Wandel mit sich. Bereits heute mangelt es auf der ganzen Welt an Fachkräften, weil weder die Schule noch berufliche Ausbildungsstätten schnell genug auf solche Entwicklungen reagieren. Deutlich erhöht ist schon jetzt und sicher auch in Zukunft etwa der Bedarf im Bereich der Datensicherheit. Wir brauchen Spezialisten und eine zeitgemäss ausgerichtete Strafverfolgung, mit der sich effektiv gegen die Internetkriminalität vorgehen lässt.

Neben den schulischen müssen besonders die universitären und beruflichen Ausbildungsstätten darauf vorbereitet werden, den Umbrüchen in Gesellschaft und Wirtschaft wesentlich schneller Rechnung tragen zu können. Ein fundiertes Allgemeinwissen und allem voran eine deutlich früher beginnende Spezialisierung bilden eine gute Basis, um auf Veränderungen zügig reagieren zu können. Darüber hinaus werden die Unternehmen ihre Experten zukünftig immer häufiger selbst ausbilden müssen, wenn sie effektiv gegen den Fachkräftemangel vorgehen wollen. Anstatt Arbeitslosigkeit nur zu verwalten, empfiehlt es sich, auch mal über den Tellerrand hinauszublicken: Welche bereits gut ausgebildeten Fachleute sitzen derzeit im erzwungenen Ruhestand? Mit massgeschneiderten Bildungsmassnahmen könnten sie die Lücken der Wirtschaft womöglich gut ausfüllen.

 

Oberstes Bild: © chanpipat – Shutterstock.com[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

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