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Mehr Schutz für Pferde

15.12.2015 |  Von  |  News

Pferde sind zwar hierzulande von der Schinderei früherer Zeiten befreit: Dennoch würde wohl niemand, der die heutige Haltungs- und Nutzungspraxis kennt, mit einem Pferd tauschen wollen. Auf einer Medienkonferenz in Zürich hat der Schweizer Tierschutz STS verschiedene Aspekte der Pferdehaltung und -nutzung beleuchtet und klare Forderungen für mehr Pferdeschutz gestellt.

Statt viel Bewegung, Weiden und vertraute Artgenossen bestimmt Einzelhaft in engen Boxen den Alltag der Mehrzahl der Schweizer Pferde. Nur gerade eines von sieben Pferden in der Schweiz lebt permanent in einem Sozialverband. Den Grund für diese unbefriedigende Situation sieht der Schweizer Tierschutz STS in der stiefmütterlichen Förderung der Gruppenauslaufhaltung durch den Bund.

An Information über diese tierfreundliche Haltungsform fehlt es nicht. Schweizweit Dutzende dem STS-Pferdelabel angeschlossene Betriebe beweisen das. Allerdings wird der tierschutzbedingte Mehraufwand den Landwirten kaum abgegolten. Der gesetzlich verankerten Auflage zur Förderung tierfreundlicher Haltungsformen durch wirtschaftlich lohnende Beiträge wird nicht Rechnung getragen.

Tierfreundliche Pferdehaltung ist Unfallprävention

Jährlich verunfallen in der Schweiz über 8000 Personen beim Pferdesport. In ihrer 2014 veröffentlichten «Sicherheitsanalyse zum Pferdesport» kommt die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) zum Schluss, dass das Verhalten des Pferdes durch nicht artgerechte Haltung oder nicht respektvollen Umgang negativ beeinflusst wird.

D.h. tierfreundliche Pferdehaltung ist auch Unfallprävention und die beste Versicherung für den Reiter. Vor diesem Hintergrund geben die bisherigen Resultate einer laufenden STS-Recherche in fünfzehn Reitschulen zu denken: Bei zwei Drittel aller Betriebe muss hinter die Qualität der Tierhaltung ein grosses Fragezeichen gesetzt werden.

Rollkurverbot nicht beachtet

An neun Pferdesportveranstaltungen hat der Schweizer Tierschutz STS die Einhaltung des seit zwei Jahren geltenden Verbots der sogenannten Rollkur überprüft. An praktisch allen Reitturnieren, ob Springreit-, Dressur- oder Westernveranstaltungen, wurden die erzwungenen engen Kopf-Halsstellungen beobachtet – trotz Verbot und ohne dass Offizielle eingriffen.

Das unnatürliche «Einrollen» des Halses verbanden etliche Reiter mit starkem Zügelziehen und grobem Sporeneinsatz. Eine Umfrage bei den Kantonstierärzten ergab lediglich eine einzige Klage zum Rollkurverbot und das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV bestätigte gegenüber dem STS, dass dem Amt seit Inkrafttreten des Rollkurverbots wie auch des Verbots des «Barrens» keine Verstösse gegen die Bestimmungen angezeigt wurden.



Kulturgut Freiberger

Grund zu vorsichtigem Optimismus gibt es in Bezug auf die viel kritisierte Freibergerzucht. Zwischen dem Schweizerischen Freibergerverband (SFV) und dem Schweizer Tierschutz STS wurde ein Dialog etabliert basierend auf dem Konsens, dass Pferde der Freiberger Rasse ein förderungswürdiges Schweizer Kulturgut sind. Dabei hat der Freibergerverband dem STS versichert, dass seitens der Züchter ein vitales Interesse besteht, Fohlen zur Nutzung aufzuziehen, während die Mastfohlenproduktion abgelehnt wird.

 

Artikel von: Schweizer Tierschutz STS
Artikelbild: © Elya Vatel – shutterstock.com