Selbstlosigkeit ist Kopfsache
Selbstlosigkeit ist im Gehirn verankert. Zu diesem Schluss kommen Forscher der University of California, Los Angeles. Durch die Kombination von zwei Teilstudien haben sie herausgefunden, dass uneigennützige Menschen eine höhere Aktivität in für Empathie verantwortlichen Gehirnregionen aufweisen.
Dem Studienleiter Leonardo Christov-Moore zufolge, können Menschen durch eine Schwächung dieser Regionen somit grosszügiger gemacht werden.
Beleg mittels Gehirnscan
In der ersten Studie ist 20 Probanden ein Video von einer Hand gezeigt worden, die mit einer Nadel gestochen wurde. Danach wurden sie dazu aufgefordert, Fotos zu imitieren, die eine Bandbreite von Emotionen – von glücklich zu traurig bis hin zu wütend oder aufgeregt – zeigen.
Ihre Gehirne wurden zeitgleich mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI) gescannt. Genau unter die Lupe genommen wurden die Amygdala, der somatosensorische Cortex sowie die Inselrinde. Diese Regionen werden mit der Empfindung von Schmerz, Emotionen und dem Nachahmen anderer assoziiert.
Zusätzlich haben die Wissenschaftler noch zwei Teile des präfrontalen Cortex, die für das Kontrollieren von Verhalten und Impulsen verantwortlich sind, untersucht.
Im Rahmen eines Spiels ist den Versuchsteilnehmern eine bestimmte Summe Geld – zehn Dollar für jede von 24 Runden – gegeben worden, die sie entweder behalten oder mit einem Fremden teilen sollten. Anschliessend sind die Entscheidungen mit den Hirnscans verglichen worden.
Jene mit der höchsten Aktivität im präfrontalen Cortex haben sich als am geizigsten herausgestellt. Sie gaben im Durchschnitt nur ein bis drei Dollar pro Runde an andere. Ein Drittel jener, die in den Hirnarealen die grösste Aktivität aufwies, die mit Schmerz, Emotionen sowie dem Nachahmen anderer in Verbindung stehen, zeigte sich als am grosszügigsten. Diese Testpersonen gaben fast 75 Prozent ihres Geldes ab. Diese Tendenz wird von Forschern als „prosoziale Resonanz“ bezeichnet.
Zur Selbstlosigkeit bringen
In der zweiten Erhebung sind 58 Studienteilnehmer für 40 Sekunden lang einem nichtinvasivem Verfahren – der Theta Burst Stimulation (TMS) – ausgesetzt worden, das die Aktivität in spezifischen Hirnregionen schwächt. Dabei wurde entweder der dorsolaterale präfrontale Cortex oder der dorsomediale präfrontale Cortex beeinträchtigt, die in Kombination Impulse verschiedenster Art blockieren.
Laut Christov-Moore können Personen, die grundsätzlich egoistisch sind, aufgrund der Schwächung dieser Hirnareale dazu gebracht werden, selbstloser zu agieren. Die Probanden, deren Hirnaktivität im Rahmen der Studie gestört wurde, waren zu 50 Prozent grosszügiger als jene aus der Kontrollgruppe.
Artikel von: pressetext.com
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