Marco Solari für Verhüllungsverbot im Tessin

Seit dem 1. Juli ist im Tessin das für den öffentlichen Raum geltende Verhüllungsverbot in Kraft. Marco Solari, Präsident des Filmfestivals von Locarno, hat sich jetzt für diese Massnahme ausgesprochen. Es gehe um einheimische Werte, sagte Solari in einem Interview. In der Schweiz zeige man das Gesicht und gebe anderen die Hand. „Wenn Leute zu uns kommen, sollen sie sich an unsere Regeln halten“, sagte er am Dienstag der Zeitung „Blick“.

Diese Position sei nicht illiberal, so Solari. Man könne im Namen des Liberalismus nicht die Unterdrückung der Frau akzeptieren. Er erinnert daran, dass der Kanton Tessin 1830 „die erste liberale Verfassung Europas“ hatte. Die hohe Zustimmung im Tessin zu der ebenfalls als illiberal bezeichneten Durchsetzungsinitiative (Abschiebung krimineller Ausländer) erklärt er mit dem Lohngefälle zwischen Italien und dem Südkanton.

„Viele Tessiner erleben Lohndumping am eigenen Leib“, sagte der 71-Jährige. Und diese wirtschaftlichen Probleme führten zu Ressentiments. Das Tessin sei „das eigentliche Opfer der Bilateralen“. In einer Abstimmung würde der Kanton die Verträge wohl ablehnen. Solari ist der Meinung, dass man dem Volk die Frage nach einer Kündigung der Bilateralen dennoch stellen sollte.

Etwas milder ist der Filmfestival-Präsident auf das Thema Asyl zu sprechen. Im Tessin gebe es noch kein akutes Asylproblem. Solari hat den Eindruck, dass die Behörden die Situation im Griff haben. „Bern und Bellinzona arbeiten Hand in Hand.“ Man müsse Strenge und Menschlichkeit in Einklang bringen.

Das diesjährige „Festival del film Locarno“ wird am heutigen Mittwoch eröffnet. Es dauert bis zum 13. August.

 

Artikel von: htr.ch
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