Die Bibelgesellschaft hilft im Südsudan
Von der Weltöffentlichkeit kaum wahrgenommen, spielt sich derzeit im Südsudan – dem jüngsten Staat der Welt – ein grausamer Bürgerkrieg ab. Er fordert viele Tote und verursacht hunderttausende Flüchtlinge in dem bitterarmen Land.
Die jüngste Ausgabe der Zeitschrift „die Bibel aktuell“ (Nr. 3/2016) der Schweizerischen Bibelgesellschaft berichtet über die verzweifelte Lage im Südsudan. Die Bibelgesellschaft verbreitet dort Bibeln und führt Seminare zur Trauma-Bewältigung sowie Alphabetisierungsprogramme durch.
Mehr als Bibeln verbreiten
Die Republik Südsudan hatte sich 2011 nach 22 Jahren Bürgerkrieg vom Norden abgespalten. Seit 2013 herrscht erneut Bürgerkrieg. Die Volksgruppen der Dinka und Nuer liefern sich unerbittliche Kämpfe. Mit bescheidenen Mitteln versucht die Bibelgesellschaft neben der Bibelübersetzungsarbeit und Bibelverbreitung, den Menschen mit Hilfe von Seminaren zur Trauma-Bewältigung zu helfen. Die Seminare sollen seelische Verwundungen mildern, die die erlebte Gewalt hinterlassen hat.
Die Bibelgesellschaft mit Sitz in der Hauptstadt Juba führt mit Hilfe der Kirchen auch Alphabetisierungsprogramme durch. Infolge der jahrelang anhaltenden kriegerischen Auseinandersetzungen hat sich die Bildungslage weiter verschlechtert. Dies drückt sich zum Beispiel in der niedrigen Alphabetisierungsrate von 30 Prozent aus. Bei Frauen ist die Rate noch niedriger: Nur zehn Prozent können lesen und schreiben.
Nach Angaben des Generalsekretärs der nationalen Bibelgesellschaft, Edward Kajivora, wurden 2015 im Südsudan so viele Bibeln und Bibelteile verbreitet wie nie zuvor. „Menschen sehnen sich nach der Bibel in ihrer eigenen Sprache, in Englisch oder Arabisch. Viele von ihnen sind hoffnungslos, weil die Kämpfe nicht enden. Auch Menschen, die bislang nicht gläubig waren oder einer anderen Religion angehörten, bekannten sich zum Christentum und wollten Bibeln kaufen, um sie für sich zu lesen“, so Kajivora.
Überwiegend christliche Bevölkerung
Anders als im mehrheitlich islamischen Sudan bekennt sich die Bevölkerung im Südsudan vorwiegend zu lokalen Religionen oder zum Christentum. Von den rund 12 Millionen Einwohnern sind 76.8 Prozent Christen, 21 Prozent Anhänger indigener Religionen und 2.2 Prozent Muslime. Die Christen sind mehrheitlich römisch-katholisch und anglikanisch. Die Bibelgesellschaft arbeitet mit allen Kirchen zusammen – bei der Bibelverbreitung vor allem mit der römisch-katholischen Kirche, die in Juba einen eigenen Bibelladen unterhält.
Im Südsudan leben 64 Volksgruppen, von denen jede ihre eigene Sprache besitzt. Bisher gibt es nur in zehn einheimischen Sprachen eine Bibelübersetzung. Dies macht auf eindrückliche Weise deutlich, dass auf für die junge Bibelgesellschaft noch viel Arbeit wartet. Zuletzt konnte 2013 eine Bibel in Schilluk veröffentlicht werden, deren Übersetzung interkonfessionell erarbeitet wurde. Zurzeit arbeitet die Bibelgesellschaft – trotz Krieg – an Übersetzungen in den Sprachen Mabaan, Zande und Bari.
Artikel von: Nachrichtenagentur APD Schweiz
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