Chancengleichheit zahlt sich aus – eine HEKS-Kampagne
Migranten aus Ländern ausserhalb der EU sind in der Schweiz oft arbeitslos oder müssen sich auf einfache, völlig fachfremde Tätigkeiten beschränken – und das, obwohl sie über eine gute Qualifikation verfügen. Die Schweizer Wirtschaft und Gesellschaft könnten nur gewinnen, wenn die vorhandenen fachlichen Kompetenzen besser genutzt würden. Davon ist das HEKS – Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz – überzeugt.
Mit der Kampagne „Chancengleichheit zahlt sich aus“ will das Hilfswerk gut qualifizierten Fachkräften aus Drittstaaten ein konkretes Gesicht geben und damit eine bessere Wahrnehmung in der Öffentlichkeit erzeugen. Die Kampagne soll dabei unterstützen, wertvolles berufliches Knowhow einzubringen zu können.
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Mario Ramohavelo aus Madagaskar
Zum Beispiel Mario Ramohavelo: er kommt ursprünglich aus Madagaskar und hat dort eine Ausbildung als Umwelttechniker und Reiseführer im ökologischen Tourismus absolviert. In seiner Heimat arbeitete er zehn Jahre lang als wissenschaftlicher Assistent in den Bereichen Biologie, Primatologie und Fortwissenschaften. 2008 kam er aus Liebe zu seiner Schweizer Frau hierher. In der Schweiz arbeitete er in unterschiedlichen Branchen – als Zeitungsausträger, Bauarbeiter, Asbestsanierer, Hilfsmaurer, Landschaftsgärtner und Dachdecker.
Mario Ramohavelo besuchte Kurse zur beruflichen Integration, absolvierte verschiedene Praktika und bewarb sich für zahlreiche Stellen in den Bereichen Umwelt und Tiere. Aber trotz seiner Ausbildung und langjährigen Berufserfahrung erhielt er bisher keine Stelle, die seinen fachlichen Kompetenzen entspricht. „Meine Arbeitserfahrung in Madagaskar wird in der Schweiz nicht anerkannt“, sagt er. Zudem fehlt ihm ein Schweizer Berufsdiplom. Auch die Sprache sei eine grosse Herausforderung.
Arbeitsmarkt-Hürden überwinden
So wie Mario Ramohavelo geht es zahlreichen qualifizierten Migranten in der Schweiz. 70 Prozent der Zuwanderer aus Ländern ausserhalb der EU haben einen Hochschul- oder Berufsabschluss oder verfügen über langjährige Berufserfahrung. Dennoch sind sie dreimal häufiger als Schweizer von Erwerbslosigkeit oder Dequalifikation betroffen.
Migranten haben mit vielen formellen und informellen Hindernissen zu kämpfen: Das Anerkennungsverfahren für ausländische Diplome ist langwierig und teuer, Deutschkurse für Fortgeschrittene können sich nur die Wenigsten leisten. Zudem ist ihnen der hiesigen Arbeitsmarkt wenig vertraut, sie haben kein soziales Netzwerk, einen unsicheren Aufenthaltsstatus oder sehen sich mit Vorurteilen seitens der Arbeitgeber konfrontiert.
Gewinnchancen nutzen
HEKS ist überzeugt: Würde das Potenzial von Mario Ramohavelo und anderen qualifizierten Migranten besser genutzt, könnten Schweizer Wirtschaft und Gesellschaft – nicht zuletzt angesichts des Fachkräftemangels – nur gewinnen.
Zur Integration brauche es eine erleichterte und einheitliche Praxis bei der Anerkennung ausländischer Diplome, Angebote für Unternehmen wie interkulturelle Vermittlung, Training oder Mentoring-Programme sowie weniger Bürokratie. Auch Unternehmen selbst hätten Möglichkeiten, Hürden abzubauen: Sie könnten Sprachkurse und mehrwöchige Praktika zur vertieften Eignungsprüfung anbieten und sich bei Bewerbungsverfahren kritisch mit bestehenden Vorurteilen auseinandersetzen.
Artikel von: HEKS – Hilfswerk der Evang. Kirchen Schweiz
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