Schweizer Tierschutz – Umsteuern beim Milchpreis!
Der Schweizer Tierschutz STS fordert ein grundlegendes Umdenken beim Milchvieh und der Milcherzeugung. Die Entwicklung laufe in die völlig falsche Richtung. Als Folge einer fehlgeleiteten Agrarpolitik werde Melken trotz moderner Technik immer unrentabler. Gleichzeitig würden die Tiere unter den Effzienzsteigerungen leiden.
Laut Umfragen wäre eine grosse Mehrheit der Schweizer bereit, 50 Rappen mehr pro Liter Milch zu bezahlen (also rund CHF 2.-), wenn das Geld denjenigen Bauern zugutekäme, die ihren Kühen viel Weide, Auslauf und einheimisches Futter ohne Gentechnik anbieten. Der Schweizer Tierschutz STS fordert in diesem Sinne einen fairen Milchpreis. Weiter meint er:
Milchpreis deckt die Kosten nicht
„Mehr als 4 Milliarden Liter Milch melken Schweizer Bauern in einem Jahr (Agrarbericht 2015). In den vergangenen 30 Jahren unternahmen Landwirte alles, um die von Ökonomen angemahnte Produktivitätssteigerung und Kostensenkungen zu erreichen. So setzte man auf einseitige Hochleistungszucht und konnte die pro Kuh erzeugte jährliche Milchmenge von 4’500 auf 7’000 Liter steigern. Obwohl der Kuhbestand zwischen 1985 und 2015 um 30% abnahm – von 860’000 auf 590’000 Tiere, stieg die Gesamtmilchproduktion um 10%.
Das heisst: Die Produktivität je Milchkuh stieg um 60%! Lieferte 1985 ein Durchschnittsbetrieb 52’000 Liter Milch im Jahr ab, sind es heute 140’000 Liter. Die Hälfte der Milchbauern wurde verdrängt, damit die verbliebenen mehr und noch billiger produzieren konnten. Genutzt hat es den Bauern nichts. Der aktuelle durchschnittliche Milchpreis von rund 50 Rappen je Liter deckt die Kosten bei weitem nicht mehr.
Industrie und Handel profitieren
Profiteure waren und sind hingegen die milchverarbeitende Industrie und der Handel. Blieben vor 30 Jahren von einem Konsumentenfranken beim Kauf von Pastmilch im Laden dem Bauern 60%, sind es heute nur mehr etwa 33%. Industrie und Handel gelingt es, immer mehr in die eigene Tasche zu stecken. Der Konsument hingegen bezahlt rund CHF 1.50 für einen Liter Pastmilch – damals wie heute.
Für Kühe, Rinder und Kälber bedeuten die Produktivitätssteigerungen und Kostensenkungen häufig nichts Gutes. Bei grossen Schweizer Milchbetrieben wird zunehmend – wie im Ausland – auf Weidegang verzichtet und ganzjährige Stallhaltung praktiziert. Durch die extremen Milchleistungen sinkt die Nutzungsdauer der Kühe, während der Einsatz von Antibiotika steigt.
Männliche Kälber solch einseitiger Milchrassen können kaum mehr rentabel gemästet werden und werden deshalb häufig ,entsorgt‘. Und weil Hochleistungskühe wenig Fleisch ansetzen, fehlen in der Schweiz abertausende Tonnen Kuhfleisch, mit dem Resultat, dass dieses aus dem Ausland importiert werden muss.“
Artikel von: Schweizer Tierschutz STS
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