Molekulare Diagnostik sichert virenfreies Kartoffelpflanzgut

Was wird benötigt, um hohe Ertragszahlen und eine hohe Qualität der Kartoffelernte zu sichern? – Die Garantie, dass nur zertifiziertes und virenfreies Kartoffelpflanzgut für die Produktion eingesetzt wird.

Agroscope ersetzt nun den seit drei Jahrzehnten eingesetzten immunologischen Test durch eine molekularbiologische Methode. Sie ist schneller, genauer und flexibler einsetzbar. Beim  Auftreten neuer Krankheiten, die für die Kartoffelkulturen gefährlich werden könnten, lässt sich diese neue Methode ebenfalls verwenden.

Jahr für Jahr kontrolliert Agroscope fast 300’000 Kartoffelknollen. Eine Voraussetzung für die Zertifizierung des Pflanzguts, das für die Schweizer Produktion vorgesehen ist, ist der Nachweis, dass es frei von Viren ist. Künftig erfolgt diese Kontrolle durch einen molekularbiologischen Test – mit Real-time RT-PCR – direkt nach der Ernte bei ruhenden, noch nicht gekeimten Knollen. Die neue Methode ist schneller, ohne dass dabei höhere Kosten für die Analyse anfallen. Ausserdem müssen die Knollen für die Analyse nicht mehr chemisch behandelt werden, um die Keimruhe zu durchbrechen.

Knollen können pro Tag in Massen analysiert werden

Die Untersuchung des genetischen Materials von fast 300’000 Knollen in nur einigen Wochen ist eine Herkulesaufgabe. Um diese zu bewältigen, muss jede Etappe des Prozesses – von der Entnahme bis zur Interpretation des Ergebnisses – minutiös geplant werden. Die neu entwickelte Analyse beruht auf den fortschrittlichsten molekularbiologischen Technologien.

Die an Zuckern und Tanninen reiche Kartoffelknolle ist eine komplexe Matrix. Zudem ist die RNA, das genetische Material der Pflanzenviren, sehr empfindlich und zerfällt leicht. Deshalb wurde bei Agroscope in Changins ein halbautomatisches Labor mit modernster technischer Ausrüstung eingerichtet – sozusagen als Herzstück einer angewandten, praxisorientierten landwirtschaftlichen Forschung. Dort werden jährlich Dutzende von Tonnen von Kartoffelknollen durchgeschleust.


Agroscope ersetzt nun den seit drei Jahrzehnten eingesetzten immunologischen Test durch eine molekularbiologische Methode. (Bild: © AGROSCOPE)

Kontrolle und Qualität mit System

Die Saat- und Pflanzgut-Verordnung schreibt für das gesamte bei Agroscope eingehende Pflanzgut systematische Kontrollen gegenüber dem Kartoffelvirus Y und dem Blattrollvirus vor. Bei bestimmten Kategorien des Pflanzguts wird gegenüber vier weiteren Viren getestet. Es gibt allerdings zahlreiche weitere Krankheiten, die Kartoffelkulturen befallen können. Die molekulare Diagnostik ist nicht nur schnell, sondern auch flexibel einsetzbar. Bei Bedarf werden sich auch weitere Viren, welche die Erntequalität beeinträchtigen können, nachweisen lassen, ebenso wie vermutlich bald Bakterien oder auch durch Pilze verursachte Krankheiten.

Eine Qualitätskontrolle der Analysen mit Hilfe neuester genetischer Sequenzierungstechnik ermöglicht die Suche nach neu auftretenden Krankheiten und stellt den Nachweis neuer Virenstämme beim gesamten in der Schweiz eingesetzten Kartoffelpflanzgut sicher.

Im Vergleich keine höheren Kosten

Die molekulare Diagnostik zur Kontrolle des Kartoffelpflanzguts hat keine nennenswerten Auswirkungen auf die Analysekosten. Mit dieser Innovation stellt Agroscope der Praxis ein leistungsfähiges Werkzeug zur Verfügung, das den höchsten Anforderungen an die Kontrolle des Gesundheitszustands von Pflanzgut genügt. Diese fortschrittliche Lösung wird einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung neuer Herausforderungen in der Landwirtschaft des 21. Jahrhunderts leisten.

 

Artikel von: AGROSCOPE
Artikelbild: © mythja – shutterstock.com

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