Umsetzung der Strategie Antibiotikaresistenzen ist auf gutem Weg
Zwei Drittel der in der Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR) definierten 35 Massnahmen sind schon in Angriff genommen worden. Der Ausbau der Datenerhebung, das Formulieren von Verschreibungsrichtlinien und Präventionsmassnahmen zur Vermeidung von Infektionen, damit Antibiotika gar nicht erst eingesetzt werden müssen, sind dabei von zentraler Bedeutung. Einige exemplarische Projekte zur Eindämmung der Resistenzen sind nun ein Jahr nach Verabschiedung der Strategie in Bern vorgestellt worden.
Die nationale Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR) zeigt auf, wo in der Schweiz Handlungsbedarf besteht, welche Ziele erreicht werden sollen und welche Massnahmen für die Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen nötig sind. Ihr Ansatz ist umfassend; das Problem betrifft die Humanmedizin ebenso wie die Tiermedizin, die Landwirtschaft und die Umwelt. Rund zwei Drittel der StAR-Massnahmen sind in den letzten Monaten angegangen worden, in enger Zusammenarbeit mit den betroffenen Akteuren.
Häufige Resistenzen bei Mensch und Tier werden systematisch und landesweit erfasst; die Daten der Jahre 2014 und 2015 werden erneut in einem gemeinsamen Bericht publiziert. Ein nationales Referenzlaboratorium im Humanbereich ermöglicht zudem die Früherkennung und Überwachung neuer Resistenzformen. Damit kann die Situation in der Schweiz besser eingeschätzt und wenn nötig mit geeigneten Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung reagiert werden.
Im Rahmen der Strategieumsetzung wurden Standesorganisationen und Experten beauftragt, Richtlinien zum sachgemässen Antibiotikaeinsatz in der Chirurgie, der Hausarztpraxis oder in der tierärztlichen Praxis zu erarbeiten. Damit soll sichergestellt werden, dass antibakterielle Wirkstoffe bedarfsgerecht und zielgerichtet eingesetzt werden.
Zusätzlich wurde mittels einer Verordnungsanpassung die Abgabe von Antibiotika an Landwirte eingeschränkt. Dies soll unter anderem bewirken, dass die Entscheidung für die prophylaktische Anwendung und den Einsatz kritischer Antibiotika durch die Tierärzteschaft gefällt wird.
In der Schweine-, Geflügel- oder Kälbermast liessen sich durch präventive Massnahmen viele Erkrankungen vermeiden und damit die Menge an eingesetzten Antibiotika reduzieren. Dazu braucht es jedoch tiefgreifende, strukturelle Änderungen unter Einbezug aller Akteure – von der Tierzucht über eine optimierte Fütterung bis hin zur verbesserten Haltung.
Zusätzlich wird ein grundlegendes Umdenken bei der veterinärmedizinischen Versorgung angestrebt: weg vom symptomatischen Behandeln ganzer Gruppen hin zu Einzeltierbehandlungen nach einer systematischen Diagnostik sowie eine Bestandesbetreuung. Entsprechende Projekte wurden gestartet.
Die Bundesämter für Gesundheit (BAG), Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), Landwirtschaft (BLW) und Umwelt (BAFU) setzen die Strategie Antibiotikaresistenzen in Zusammenarbeit mit den betroffenen Akteuren schrittweise um. Nur wenn alle einbezogen werden, kann StAR in der Schweiz erfolgreich umgesetzt werden.
Eine wesentliche Rolle spielt dabei auch die Forschung. Die Verantwortlichen des Nationalen Forschungsprogramms 72 „Antimikrobielle Resistenz“ (nfp72.ch) haben kürzlich bekannt gegeben, welche Forschungsprojekte durchgeführt werden sollen, um Wissenslücken zu füllen und damit zur erfolgreichen Umsetzung von StAR beizutragen. Forschungsprojekte sind geplant in den drei Modulen „Entstehung von Resistenzen“, „Neue Wirkstoffe und Diagnosemethoden“ und „Verbesserung des Antibiotikaeinsatzes“.
Der 18. November ist nicht nur der Jahrestag der Strategieverabschiedung durch den Bundesrat. An diesem Tag findet auch der jährliche europäische Antibiotikatag statt. Diese Initiative der Europäischen Union findet im Rahmen der „Antibiotic Awareness Week“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO) statt. Ziele sind, auf die Gefahren zunehmender Resistenzen hinzuweisen und das Bewusstsein für einen umsichtigen Einsatz von Antibiotika zu schärfen.
Artikel von: Bundesamt für Gesundheit
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