Asiens Boom bedroht den Lebensraum der Tiger
Asiens Volkswirtschaften boomen und beanspruchen immer mehr Platz. Durch massive Infrastruktur-Pläne wird der traditionelle Lebensraum des Tigers bedroht. Neuere Erfolge beim Tigerschutz werden dadurch akut gefährdet. Wenn die Tiger überleben sollen, ist dem WWF zufolge jetzt eine nachhaltige Planung für den Infrastrukturausbau in den 13 sogenannten „Tigerstaaten“ notwendig.
Gigantische acht Billionen Dollar sollen laut Asiatischer Entwicklungsbank zwischen den Jahren 2012 und 2020 in Asien in Infrastruktur-Projekte fliessen. Alleine 11’000 Kilometer Strassennetze und Eisenbahnlinien sind geplant, ergänzt durch Pläne für Kanäle, Öl-, Gas- und Stromleitungen.
Infrastruktur-Projekte durchschneiden Habitate
Werden diese Infrastruktur-Projekte realisiert, durchschneiden sie wertvolle Tiger-Habitate und heizen Wilderei und Konflikte mit der Bevölkerung an. Dies zeigt der neueste vom WWF publizierte Report “The Road Ahead: Protecting Tigers from Asia’s Infrastructure Development Boom”.
Beim Tigergipfel in St. Petersburg vor sechs Jahren verpflichteten sich die Regierungen der 13 Tigerstaaten zur Verdoppelung der Tigerbestände bis 2022. „Die globale Zusammenarbeit der Tigerstaaten hat dem Tiger eine Überlebenschance gegeben“, sagt Doris Calegari, Verantwortliche Artenschutz beim WWF Schweiz. 2010 lagen die Bestände noch bei 3’200 Tigern. Heute gibt es wieder geschätzte 3’890 Tiger in freier Wildbahn.
Kernzonen müssen frei von Infrastruktur bleiben
Infrastrukturbauten sind wichtig für Asiens Entwicklung, doch müssen sie nachhaltig sein. „Die Regierungen müssen bei der Planung der Infrastrukturbauten enger mit der lokalen Bevölkerung zusammenarbeiten und deren Bedürfnisse berücksichtigen. Übergänge für Menschen sowie Wildtierbrücken müssen sorgfältig geplant sein, damit sie auch wirklich etwas nützen. Nur so können wertvolle Lebensräume erhalten werden, in denen Tiger und andere Wildtiere ihren Platz finden“, so Calegari.
Dafür müssen die Staaten kritische Tigerhabitate und Migrationskorridore identifizieren und Kernzonen frei von Infrastrukturbauten halten. Die gute Nachricht ist, dass es noch nicht zu spät ist und Lösungsansätze bestehen. Doch handeln die Tigerstaaten jetzt nicht professionell, scheitern sie an ihren eigenen Zielen, die Tigerpopulationen weltweit zu erhalten.
Negativ-Beispiel Mekong-Region
Ein Beispiel in der Mekong-Region veranschaulicht die Entwicklung: Zwischen Bangkok und Dawei in Myanmar sind eine zwei- bis vierspurige Autobahn, eine Bahnlinie, Gas-, Öl- und Hochspannungsleitungen mitten durch die Dawna Tenasserim Region geplant. Letztere ist der wichtigste Lebensraum für 200 der noch 250 lebenden Tiger der Mekong-Region. Alleine für die Autobahn sollen 18 Quadratkilometer Wald gerodet werden. Diese physische Barriere wird Menschen und Tiere trennen sowie bisher abgelegene Gebiete für Raubbau und Wilderei von aussen öffnen.
Artikel von: WWF Schweiz
Artikelbild: © Alex Walsh / WWF