Sucht Schweiz legt Studie zu Cannabismarkt und -konsum in der Schweiz vor

Der Cannabismarkt und -konsum in der Schweiz hat mehr Ähnlichkeit mit der Situation in lateinischen als der in den deutschsprachigen Nachbarländern. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Sucht Schweiz, die das Bundesamt für Gesundheit in Auftrag gegeben hatte.

Die aktuellen Monitoringsysteme reichen nicht aus, um den Cannabismarkt und den problematischen Konsum dieser Substanz besser zu verstehen. Das ist das Fazit der ersten regionalen Analyse.

Frankreich führend im Cannabiskonsum

Frankreich meldet europaweit eine der höchsten aktuellen Konsumprävalenzen (bezogen auf die 30 Tage vor der Erhebung), die Schweiz und Italien verzeichnen hohe, Deutschland mittlere und Österreich niedrige Vergleichswerte. In der Schweiz sowie in den vier Nachbarländern wird eine Stabilisierung oder ein in jüngster Zeit bisweilen zunehmender Cannabiskonsum beobachtet.

In erster Linie ein Phänomen der Jugend

Cannabiskonsum ist nach wie vor ein für Jugendliche und junge Erwachsene typisches Phänomen, auch wenn ein Viertel der aktuell Konsumierenden in Frankreich und der Schweiz über 35 Jahre alt sind. Die Männer sind deutlich zahlreicher vertreten als die Frauen, besonders bezogen auf regelmässigen Konsum.

Ein Fünftel bis ein Viertel der aktuell Konsumierenden unter 35 Jahren konsumieren täglich oder fast täglich Cannabis, dies entspricht 1 bis 2 Prozent dieser Altersgruppe in der Schweiz, in Italien und in Deutschland.

Die in den Erhebungen eingesetzten Diagnoseinstrumente legen nahe, dass die cannabisinduzierten Störungen nicht nur täglich Konsumierende betreffen, sondern auch Personen mit einem weniger häufigen Konsum. Hoher Konsum und Einstieg in den Cannabiskonsum in jungen Jahren sind nach wie vor die zentralen Indikatoren für konsumbedingte Störungen.

Schwieriges Feld

Wie bei unseren Nachbarn ist es schwierig, Eigenarten und Umfang des Cannabismarkts in der Schweiz zu erfassen. Eine Schätzung geht mittlerweile von einem Volumen von 1.300 Tonnen für die gesamte Europäische Union aus (EBDD-2016, „UE Drug markets report“, EBDD, Lissabon).

Aus den polizeilichen Daten lässt sich schliessen, dass die Verkaufspreise in den fünf untersuchten Ländern stabil sind und die THC-Werte des Cannabis auf dem Markt steigen. Die Zunahme der Beschlagnahmungen von Marihuana verweist auf die wachsende Verbreitung des Produkts, von dem zumindest ein Teil vor Ort produziert werden dürfte.

Gesetzesverstösse nehmen zu

In allen untersuchten Ländern bestehen neben Strafverfolgungen mit schärferen Sanktionen auch vereinfachte Verfahren und ein geringeres Strafmass (Bussen, Verwarnung), ohne dass immer zu erkennen wäre, wann und weshalb welche Sanktion zur Anwendung kommt. In allen Ländern ist ausserdem eine steigende Anzahl registrierter Gesetzesverstösse zu beobachten, wobei die Anzahl der Verstösse in der Schweiz insbesondere verglichen mit Deutschland und Frankreich hoch ist.

Verstehen erfordert anspruchsvolle Methodik

Aufgrund dieser ersten regionalen Analyse lassen sich Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen der Schweiz und ihren Nachbarländern feststellen. Sie belegt auch die Lücken in den Monitoringsystemen zum besseren Verstehen des problematischen Konsums sowie von Struktur und Volumen des Cannabismarkts – zweier gewichtiger Variablen, wenn man eines Tages die Auswirkungen von Änderungen in der Cannabispolitik messen will.

 

Quelle: Sucht Schweiz
Artikelbild: © Jakub Strnad – shutterstock.com

MEHR LESEN