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Unbegrenzte Smartphone-Nutzung gefährdet Gesundheit

08.01.2017 |  Von  |  News

Ohne dass die Öffentlichkeit gross Notiz davon nimmt, wird momentan in parlamentarischen Kommissionen und mit entsprechender Lobby-Arbeit versucht, die Grenzwerte für Mobilfunkanlagen in der Schweiz zu erhöhen.

Dem gegenüber wachsen die Bedenken, dass unbegrenzte Mobilfunknutzung insbesondere für Kinder und Jugendliche eine Gefahr für die Gesundheit und für ihr Wohlbefinden darstellen, wie die Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU) dokumentieren. Sie fordern u. a. einen Verzicht auf die Grenzwerterhöhungen.

Ein vom Bundesrat eingesetztes Expertenteam stellte in einem Bericht vom Juni 2014 fest, dass bei der alltäglichen Smartphone-Nutzung die Hirnströme beeinflusst werden. Zudem bestehen Hinweise für eine Beeinflussung der Gehirndurchblutung, eine Reduktion der Spermienqualität und für eine Destabilisierung der Erbinformationen.

Des Weiteren zeigen Studien Auswirkungen auf die Genexpression, den programmierten Zelltod und den oxidativen Zellstress. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft hochfrequente elektromagnetische Strahlung, wie sie der Mobilfunk nutzt, seit 2011 als möglicherweise krebserregend (Klasse 2b) ein.

Besondere Gefährdung für Ungeborene, Säuglinge, Kinder und Jugendliche

Insbesondere über die Wirkung der Langzeitnutzung mobiler Funktechnologie sind viele Fragen offen. Dabei sind Ungeborene, Säuglinge, Kinder und Jugendliche besonders sensibel gegenüber Umwelteinflüssen, weil ihr Körper und insbesondere ihr Gehirn noch in Entwicklung begriffen sind. Die ersten Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Veränderung der Lebensgewohnheiten und den dadurch hervorgerufenen negativen gesundheitlichen Effekten sind besorgniserregend.

Smartphone-Nutzung auch nachts

Kinder und Jugendliche nutzen die Mobiltechnologie immer stärker, insbesondere mit Smartphones. Oft stellen sie die Geräte nachts nicht ab, nehmen sie mit ins Bett und verschicken bzw. empfangen auch Nachrichten in der Nacht.

Als Folge treten vermehrt Kopfschmerzen, Müdigkeit, Erschöpfbarkeit und vermindertes Wohlbefinden auf. Je mehr sich Jugendliche mit Mobilfunk belasten, umso schlechter funktioniert ihr Kurzzeitgedächtnis. Eine Basler Studie zeigt, dass abendliche Elektroniknutzung mit kürzerer Schlafdauer, vermehrten Schlafstörungen und depressiven Symptomen verbunden ist. Eine breit angelegte, internationale Bevölkerungsstudie zeigt Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Übergewicht und Handynutzung.

Parlamentarische Debatte: Wo bleibt der Gesundheitsschutz?

In diametralem Gegensatz zu diesen beunruhigenden Fakten und Fragen zum Einfluss von Mobilfunk auf die Gesundheit steht die aktuelle parlamentarische Diskussion: Trotz der zahlreichen gesundheitlichen Bedenken will sie die Grenzwerte für Mobilfunkantennen erhöhen. Zudem soll das Bewilligungsverfahren für Mobilfunkanlagen vereinfacht und beschleunigt werden. Das aber widerspricht dem Vorsorgeprinzip und torpediert den Ausbau und die Nutzung des gesundheitlich unbedenklicheren Glasfasernetzes.



Die AefU fordern:

  • Keine Erhöhung der Grenzwerte bei Mobilfunkanlagen.
  • Umfassende Information der NutzerInnen über gesundheitliche Risiken, insbesondere von Kindern und Jugendlichen.
  • Reduktion der Strahlenbelastung aller Geräte, Netzwerke und Anlagen, die bei mobiler Kommunikation eingesetzt werden.
  • 10% des Erlöses aus den Funkkonzessionen muss zweckgebunden in unabhängige Forschung investiert werden. Das Gesetz soll entsprechend angepasst werden.

Eine ausführliche Dokumentation u. a. über die Wirkung von Smartphone & Co auf Kinder und Jugendliche finden Sie auf www.aefu.ch im OEKOSKOP 1/16, der Fachzeitschrift der AefU.

 

Artikel von: Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU)
Artikelbild: © DisobeyArt – Shutterstock.com