Deklaration entlarvt skrupellose Läden voller Qualpelz
Der Zürcher Tierschutz kritisiert mit der Kampagne „echt Pelz – echt grausam“ seit 2014 gewissenlose Schweizer Modehäuser. Seine neue Ladenrecherche zeigt: 87% der Pelzartikel waren zumindest teilweise deklariert, doch bei 31% war die Gewinnungsart verschleiert. Marderhund-Pelz lag im Vergleich zu 2017 fast doppelt so oft vor, die Hälfte davon kam aus China.
Profitgierige Firmen wie Fashion Stylers oder Kofler überfluten die Schweiz mit solch brutalem Qualpelz aus engsten Käfigen.
Nach 2014 und 2017 hat der Zürcher Tierschutz im November 2019 eine neue Ladenrecherche durchgeführt. In Zürich, Bern, Luzern, St. Gallen und Spreitenbach wurden in 18 Läden insgesamt 307 Pelzartikel wie Jackenkrägen, Bommelmützen und andere Accessoires hinsichtlich der gesetzlichen Deklarationspflicht von Tierart, Herkunft und Gewinnungsart untersucht.
Deklarationsmängel als Folge von Überforderung oder Ignoranz
Der Anteil deklarierter Pelzartikel ist gestiegen: Während 2017 ganze 29% der untersuchten Artikel undeklariert waren, trugen 2019 noch 13% keine gesetzeskonforme Deklaration. Es fand sich aber kein Laden ohne Deklarationsmängel – de facto Gesetzesverstösse! Die Geschäfte sind trotz Bemühungen überfordert, vor allem bei grossem Pelzangebot – oder ignorieren in manchen Fällen wohl die Deklarationspflicht bewusst, um den Profit zu steigern.
Trotz vermehrter Deklaration keine Transparenz
Skandalös: Die gesetzlich erlaubte Bezeichnung „Kann aus Fallenjagd, Jagd ohne Fallen oder jeder Haltungsart, insbesondere auch aus der Käfighaltung, stammen“ fand sich bei 31% aller Pelzartikel und damit viel häufiger als 2017 (9%)! „Dank“ solcher Deklarationen bleibt die Gewinnungsart der Pelze im Dunkeln, es ist von schlimmster Käfighaltung auszugehen. Besonders intransparent waren die Pelzprodukte bei Grieder in Zürich: 70% der geprüften Artikel trugen diesen „Wischi-Waschi-Text“. Der Zürcher Tierschutz fordert daher in der laufenden Revision der Pelzdeklarationsverordnung, dass derart nebulöse Angaben und damit der Verkauf von Pelz unbekannter Gewinnungsart oder Herkunft verboten werden.
Weniger Monsterfüchse, mehr Marderhunde, mehr Europa
Die neuen Daten deuten auf Verschiebungen im Pelzangebot hin: Von den in Finnland zu Fettmonstern hochgezüchteten Polarfüchsen wurden nur noch wenige gefunden (2% vs. 10% 2017). Grieder etwa hat Wort gehalten und Monsterfüchse ausgelistet – als Ersatz dient Pelz von Rot- bzw. Silberfüchsen aus Rumänien oder Polen. Deren Haltung in Gitterkäfigen ist aber ebenso tierquälerisch! Der grösste Teil der 307 geprüften Artikel stammte jedoch von Marderhunden: Mit 49% lag der Anteil hier fast doppelt so hoch wie vor zwei Jahren (25%), rund die Hälfte davon war aus China (Käfighaltung). Hingegen kamen Kaninchenpelze statt aus China vermehrt aus Europa, oft aus Spanien – dort sind Umgang und Tötung zwar weniger brutal, doch leiden die sozialen Tiere ebenso unter der Einzelhaltung in engsten Gitterkäfigen.
Die Skrupellosesten: Fashion Stylers mit haarsträubenden Lügen
Seit 2014 verkauft Fashion Stylers, ein internationaler Online-Shop mit Stores in Spreitenbach, Egerkingen und Bern, massenhaft Qualpelz aus China. Zu Spottpreisen ab 150 Franken werden hier hunderte von Winterjacken mit Pelzkragen, meist Marderhund, seltener Kojote verscherbelt. Pikant: Gemäss Website duldet die Firma „…keine vorsätzlichen Misshandlungen, Vernachlässigungen oder Handlungen, die böswillig zu übermässigem Leiden der Tiere führen“. Reihenweise mit „Marderhund, China, Käfighaltung mit Gitterböden“ deklarierte Pelze entlarven das online-Statement als haarsträubende, irreführende Lüge!
Kofler trotz Qualitäts-Gefasel mit viel Pelz aus China
Kofler in Luzern ist gemäss Firmen-Website „sehr qualitätsbewusst“, fiel jedoch schon 2018 durch beharrliches Ignorieren der Deklarationspflicht negativ auf. Weder ein Shitstorm auf Facebook noch Kritik von Tierschutz- und Medienseite, sondern erst die Kontrollen des Bundes schufen Abhilfe. Die nun angebrachte Deklaration entlarvt: Keine Spur von Qualitätsbewusst- sein, oft billigste Qualpelze aus Gitterkäfigen in China! Zudem hängen Echt- und Kunstpelz- Jacken wild durchmischt an den gleichen Ständern – Konsumententäuschung pur!
Die Ewig-Gestrigen…
Während renommierte Modehäuser wie Globus, Jelmoli, Modissa, Loeb und bald auch PKZ von Echtpelz absehen, profitieren gewissenlose Unternehmen von diesem Verzicht. Anspruchsvollere Läden setzen dabei eher auf Käfigpelz aus Finnland bzw. Europa, die extrem skrupellosen bevorzugen chinesische Billigware aus brutalsten Zuchtfarmen – da ist der Profit am höchsten! Klar ist: Nur Ewig-Gestrige halten noch an tierquälerischem Echtpelz fest. Um diese Machen- schaften zu beenden, braucht es ein Importverbot für tierquälerische Pelzprodukte, welche die Schweizer Gesetzgebung unterlaufen.
Quelle: Zürcher Tierschutz
Titelbild: Igor Batenev – shutterstock.com
Weitere Bilder: Zürcher Tierschutz