Kinderschutz Schweiz fordert baldmögliche Wiedereröffnung der Schulen

In der aktuellen Corona-Krise sind Kinder stark von den behördlichen Massnahmen betroffen. Seit fast drei Wochen sind die Schulen geschlossen und organisierte Freizeitaktivitäten abgesagt.

Für viele Kinder ist die Schule ein Ort, wo man lernt und sich mit anderen trifft.

Für Kinder aus Familien mit Gewalterfahrungen, bietet die Schule eine schützende Umgebung. Das Leben der Kinder spielt sich nun im engen Kreis der Familie ab. Gleichzeitig steigt mit den gesundheitlichen und wirtschaftlichen Unsicherheiten sowie dem Unterricht zu Hause auch der Druck auf die Familien. Dieser Druck kann sich vermehrt in Gewaltausbrüchen entladen. Kinderschutz Schweiz fordert, dass die Schulen, sobald nach dem aktuellen Wissensstand möglich, schrittweise wieder öffnen.

Fachleute und Erfahrungsberichte aus anderen Ländern gehen übereinstimmend davon aus, dass die aktuelle Situation zu einem Anstieg von Fällen häuslicher Gewalt und somit zu mehr gewaltbetroffenen Kindern führen wird. Kinder, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, haben seit den bundesrätlichen Massnahmen zur Bewältigung der Corona-Krise alle Verschnaufpausen ausserhalb der Familie verloren (Kindergarten, Schule, Tagesschule/Hort, Fussballtraining oder Pfadi fallen weg).

Risiko von Kindeswohlgefährdungen steigt

Die Corona-Krise und die Schulschliessungen setzen die Familien unter Druck: Eltern erfahren keine Entschleunigung, sondern meistern mehrere Jobs gleichzeitig (Homeschooling, Homeoffice, Kinder- und Jugendarbeit in den eigenen 4 Wänden und Krisenmanagement zu Hause). Gleichzeitig müssen sie mit ihren eigenen Ängsten und möglichen Existenzängsten klarkommen. Dieser Druck kann sich in innerfamiliäre Gewalt entladen.

Schrittweise Wiedereröffnung der Schulen schützt Kinder vor Gewalt

Kinder müssen auch in dieser Ausnahmesituation konsequent vor Gewalt geschützt werden. Deshalb müssen alle behördlichen Massnahmen das Kindeswohl vorranging berücksichtigen. „Eine schrittweise Wiedereröffnung der Schulen in Kleingruppen, ab dem 19. April 2020 oder sobald nach aktuellem Wissensstand möglich, schützt Kinder vor Gewalt.“, so Yvonne Feri, Stiftungsratspräsidentin von Kinderschutz Schweiz.

Die traurige Statistik zeigt: jüngere Kinder sind von Gewalterfahrungen innerhalb der Familie besonders stark betroffen. Anders als Jugendliche und Erwachsene können sie sich nicht mit technischen Mitteln eine Unterstützung der Aussenwelt organisieren. „Sie sind deshalb angewiesen auf Aussenkontakte, wie die Lehrkräfte, welche das stille Leiden sehen, hören und Unterstützung einleiten“, meint Regula Bernard Hug, Leiterin der Geschäftsstelle Kinderschutz Schweiz. Vor allem Kindergärten und Primarschulen sollen deshalb wieder schulische Zeitfenster schaffen. Gleichzeitig verlangt Kinderschutz Schweiz, dass Beratungs- und Unterstützungsangebot für gewaltbetroffene Kinder und deren Familien konsequent weitergeführt und noch weiter ausgebaut werden.

Weitere Informationen

Zur weiteren Sensibilisierung lanciert Kinderschutz Schweiz ab nächster Woche die Social-Media-Kampagne „Gewaltfrei miteinander“.

Mit der Sensibilisierungskampagne „Starke Ideen – Es gibt immer eine Alternative zur Gewalt“ appellieren wir gerade in Zeiten wie diesen noch mehr für eine gewaltfreie Erziehung.

 

Quelle: Kinderschutz Schweiz
Titelbild: altanaka – shutterstock.com

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