Suchtmittel-Drehscheibe nordafrikanischer Prägung in Wien gesprengt
Ermittlern des LKA Wien – Außenstelle West – ist nach langwierigen Erhebungen ein gezielter und empfindlicher Schlag gegen die organisierte Suchtmittelkriminalität im Bundesland Wien gelungen.
Eine auf nordafrikanische Tätergruppen spezialisierte Ermittlungseinheit konzentrierte sich nach mehreren Hinweisen auf eine kriminell organisierte Gruppierung, die im großen Stil Marihuana an Zwischenhändler verkaufte.
Diese Abnehmer verteilten das Suchtgift wiederum an Straßenverkäufer. Es wurden im Zuge komplexer Ermittlungshandlungen bislang 40 Mitglieder der kriminellen Organisation zugeordnet und festgenommen. Diese teilten sich auf folgende Hierarchie auf:
2 Köpfe: Ein Algerier (35) und seine polnische Freundin (36) organisierten Lieferungen, Unterkünfte, Rekrutierung und Verteilung des Suchtgiftes. Sie lebten in einer Luxuswohnung und hatten erhebliche Geldmittel zur Verfügung.
13 weitere Haupttäter der Führungsebene: Hierbei handelt es sich um Bunkerhalter und Großverteiler. Die Personen sind im Alter zwischen 25 und 49 Jahren (Stbg: Algerien, Polen, Marokko, Syrien).
12 Verteiler der mittleren Ebene, im Alter zwischen 19 und 54 Jahre
(Stbg: Algerien, Marokko, Libyen, Bulgarien).
13 Verteiler der unteren Ebene, im Alter zwischen 21 und 49 Jahren
(Stbg: Algerien, Marokko, Libyen, Ägypten, Irak).
Über sämtliche führende Mitglieder der Organisation wurde die Untersuchungshaft verhängt. Bei allen Festgenommenen handelt es sich, abgesehen von der polnischen Haupttäterin, um Asylbewerber/-berechtigte oder illegal im Bundesgebiet Aufhältige mit teilweise falschen Identitäten und gefälschten Dokumenten sowie einschlägigen Vormerkungen. Bei diversen Amtshandlungen wurden insgesamt 111 kg Marihuana im siebenstelligen Straßenverkaufswert, zwei Pistolen und 70.000 Euro an Bargeld sichergestellt. Die Vernehmungen der teilgeständigen Festgenommenen beschreiben den Verkauf von zumindest 500 kg Marihuana im Bereich Wien, Niederösterreich und Graz seit Anfang 2018. Das Marihuana stammte teilweise aus Albanien, aber auch zu einem erheblichen Teil aus Österreich selbst.
Die Ermittlungen in diesem Fall sind noch nicht abgeschlossen, es ist anzunehmen, dass dieser kriminellen Organisation noch weitere Fakten angelastet werden.
Einige Besonderheiten aus diesem Ermittlungsakt:
Die Ermittler rund um Oberst Georg Rabensteiner berichten von schwierigen und komplexen Erhebungen, da die Organisation besonders konspirativ agierte. Es erfolgten im Laufe der Monate diverse Zugriffe, teilweise in von den Tatverdächtigen gemieteten Luxuswohnungen. Hierbei waren auch andere spezialisierte Einheiten der Polizei beteiligt.
Als Zwischenbunker für das Suchtgift wurden immer wieder diverse PKW verwendet. Einer dieser Bunker-PKW der Dealer-Organisation wurde von drei nichtsahnenden, amtsbekannten Jugendlichen aus Floridsdorf für eine Spritztour entfremdet. Sie wurden in Folge angehalten und festgenommen, das Fahrzeug sichergestellt. Ein anderer Bunker-PKW wurde aufgrund Falschparkens abgeschleppt. Beide Fahrzeuge konnten bislang nicht ausgefolgt werden, da weder Zulassungsbesitzer noch -adresse in der Slowakei existieren.
Ein führendes Mitglied der Organisation wurde im Bereich U-Bahn-Station Nußdorfer Straße angehalten, er führte knapp 50.000 Euro an Bargeld mit. Im Zuge der Bearbeitung der Festgenommenen stellte sich heraus, dass weitere acht Mitglieder der Organisation, die als höchst gewalttätig und bewaffnet galten, bereits im März 2018 festgenommen worden waren.
Quelle: LPD Wien
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