Starkniederschläge in der Schweiz – abschliessende Bilanz
Gestern Abend liessen die Niederschläge überall rasch nach, das Wetter beruhigte sich.
In der ersten Nachthälfte kam es nur noch zu lokalen Schauern, bei den Regensummen gab es in der Folge nur noch kleine Veränderungen.
Am Freitag lag die Schweiz im Bereich einer südwestlichen Strömung, auf diesem Weg gelangte feuchte und warme Luft zur Alpensüdseite. Im Laufe des Tages intensivierte sich der Regen mehr und mehr, dazu kamen eingelagerte Gewitter. In diesen ersten 24 Stunden fielen im Tessin bereits über 100 mm Regen! Auf der Alpennordseite begann der Tag meist noch trocken, dann aber brachte eine Kaltfront von Nordwesten her ebenfalls zunehmend Regen. Am Abend und der folgenden Nacht war es verbreitet nass, bis zum Morgen klangen diese Niederschläge im Flachland und entlang der Voralpen wieder ab.
Eingebettet in eine straffe Südwestströmung lag am Samstag eine nahezu stationäre Luftmassengrenze über dem Alpenraum, sie trennte warme Luft im Süden und Südosten von kühlerer Luft im Nordwesten. Vor allem im Mittel- und Nordtessin kam es mit nur kurzen Unterbrechungen zu weiteren gewittrig durchsetzten Regenfällen mit zeitweise sehr hohen Intensitäten. Diese erfassten von hier ausgehend auch Graubünden und Teile der Ostschweiz. Im Gegensatz dazu regnete es vom Genfersee bis in die Nordwestschweiz nur selten. Die Schneefallgrenze lag sehr hoch, meist im Bereich von 2800 bis 3200 Metern. Dadurch gelangte sehr viel Wasser in den Abfluss und wurde nicht in Form von Schnee gebunden. Die Bach- und Flusspegel stiegen dadurch stark an, es kam zu ersten Schäden durch Überflutungen und Erdrutschen.
Gestern Sonntag befanden wir uns zunächst noch auf der Vorderseite eines Genuatiefs, die Höhenströmung drehte auf Süd und führte erneut feuchtmilde Luft in den Alpenraum. Auf der Alpennordseite drehte die Strömung in den unteren Niveaus auf Nord, kühlere Luft begann einzusickern. Dadurch ergab sich für einige Stunden eine sogenannte Gegenstromlage.
Entlang der Grenzfläche dieser beiden Luftmassen kam es nun auch im Norden zu grossflächigen und zum Teil intensiven Niederschlägen. Die Schneefallgrenze begann zu sinken, in der Regel auf 1800 bis 2300 Meter. Durch die über Stunden anhaltend hohen Intensitäten kam es aber in einigen Alpentälern zu einer ausprägten Niederschlagsabkühlung, so schneite es beispielsweise im Berner Oberland vorübergehend bis unter 1500 Meter. Um die Mittagszeit erfasste noch einmal eine starke Gewitterlinie das Tessin, auf ihrer Rückseite begann sich dann aber das Wetter zu beruhigen. Im Norden und Osten regnete es dagegen noch bis zum Abend teilweise stark, viele Flüsse führten Hochwasser. Besonders kritisch wurde es vorübergehend an der Thur, an der Pegelstation Halden näherte sich der Abfluss der 1000-Kubikmeter-Marke. Dies entspricht einem 10 bis 20 jährigen Hochwasser! Zwischen Mitternacht und Montagmittag ist es nun aber trocken, die Pegelstände sind inzwischen schon stark gesunken. Am Nachmittag bilden sich dann zwar wieder neue Schauer, die Lage sollte sich dadurch aber nicht mehr verschärfen.
Insgesamt fielen im Tessin verbreitet 200 bis 250 mm Regen, Spitzenreiter ist Cevio mit 293 mm. Dies sind allerdings nur die tatsächlich an einer Station registrierten Werte. Die Analyse der Radarbilder legt nahe, dass es punktuell um 350 mm Regen gab (in Teilen des Maggia- und Verzascatals)! Zwischen Graubünden, dem Glarnerland und dem Bodensee ergaben sich ebenfalls grosse Mengen zwischen 100 und 150 mm, in den ans Tessin angrenzenden Talschaften zum Teil auch mehr.
Grafiken und eine Tabelle finden sich hier.
Quelle: MeteoNews AG
Titelbild: Symbolbild © Brian A Jackson – shutterstock.com