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Exotische Schlange gefunden – was tun?

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Stellen Sie sich vor, Sie kommen nach Hause und haben unerwarteten Besuch: Eine Schlange hat es sich in Ihrem Garten oder gar in der Wohnung gemütlich gemacht. Was tun? Wenn Sie das Tier nicht selbst zurück in die freie Natur bringen möchten, rufen Sie Polizei oder Feuerwehr. Das müssen Sie sogar zwingend tun, wenn es sich um ein exotisches Reptil handelt!

Auch falls Sie zu den Menschen gehören, die keine Angst vor Schlangen haben und diese Tiere sogar faszinierend finden, gehen Sie bitte kein Risiko ein.

Gut zu wissen: wenn sich Schlangen verirren

Bei Schlangen, die sich in den Lebens- oder Wohnraum von Menschen verirren, handelt es sich fast immer um einheimische Arten. Ob diese gefährlich sind oder nicht, darüber kursieren die unterschiedlichsten Behauptungen. Richtig ist, dass die meisten der Schweizer Schlangenarten ungiftig sind, aber nicht alle: Bisse von Kreuzottern oder Aspisviper sind giftig. Vor allem bei gesundheitlichen Vorbelastungen können ihre Bisse gefährlich werden. Sie enden aber nur äusserst selten tödlich.

Da die meisten Menschen Angst vor Schlangen haben, ist es für die Polizei beinahe schon Routine, wegen Ringelnatter und Co auszurücken. Gelegentlich treffen die Beamten jedoch auf ein exotisches Tier. Dieses kann seinem Besitzer entlaufen, oder besser gesagt, entschlängelt, oder beispielsweise in einer Bananenkiste in die Schweiz eingereist sein. Leider kommt es auch immer wieder vor, dass ein Reptil seinem Halter lästig ist und deshalb ausgesetzt wird.

Scheuen Sie sich nicht, wenn Sie auf ihrem Grundstück eine Schlange entdecken, Polizei oder Feuerwehr anzurufen. Ebenso sollten Sie sofort die Behörden informieren, wenn Sie auf einem Spaziergang ein Tier entdecken, welches in der Schweiz nicht wild lebend vorkommt.


Königs Phyton

Ungewöhnlich aber nicht vollkommen unmöglich: eine exotische Schlange in der Schweiz
(Bild: DWI YULIANTO – shutterstock.com)


Was tun, wenn ich eine Schlange im Garten oder in der Wohnung finde?

Bevor Sie eine Schlange zurück in die freie Natur bringen, vergewissern Sie sich, ob es tatsächlich eine in der Schweiz heimische Art ist und ob es sich um eine Giftschlange handelt. Im letzteren Fall, der sehr unwahrscheinlich ist, müssen Sie besonders behutsam vorgehen. Kreuzottern und Aspisvipern verirren sich äusserst selten in menschliche Nähe.

Für viele Mieter kommt die Vorstellung, dass durch die Toilette oder ein Abwasserrohr eine Schlange in die Wohnung gelangen könnte, einem Alptraum gleich. Sollte Ihnen dies tatsächlich passieren, bleiben Sie ruhig! Versuchen Sie, das Tier an der Flucht zu hindern, indem Sie eine grosse Schüssel, einen Eimer oder ähnliches darüberstülpen. Das funktioniert natürlich bei einem grossen Exemplar nicht. Verhindern Sie, dass das Tier aus dem Raum gelangen kann, und rufen Sie umgehend Polizei oder Feuerwehr.

Sollten Sie eine ausgeprägte Angst vor Schlangen haben, versuchen Sie trotzdem, Türen und Fenster zu schliessen, bevor Sie das Zimmer verlassen.

Auch im Freien, im Gartenhaus oder in der Garage sollte die Schlange daran gehindert werden, zu fliehen. Gehen Sie aber kein Risiko ein, eine Schlange wehrt sich in der Regel, wenn sie sich bedrängt fühlt, greift aber kaum grundlos an.

Thurgauer Schlangenfänger

Nicht immer rückt der Reptilienspezialist der Polizei selbst aus, wenn eine Schlangenfund von einem Ort, wo das Tier nicht hingehört, gemeldet wird. Im Kanton Thurgau beispielsweise sind die Mitarbeiter vom „Snakeparadise“ offiziell als Schlangenfänger im Auftrag der Kantonspolizei unterwegs. Finden sie eine Schlangenart vor, die nicht in der Schweiz heimisch ist, nehmen sie diese erst einmal mit und versorgen sie. Meldet sich der Besitzer nicht innerhalb von drei Monaten wird für das exotische Reptil ein neues Zuhause gesucht.

Was Schlangenbesitzer wissen müssen

Halten Sie exotische Reptilien, müssen Sie für eine artgerechte und sichere Haltung sorgen. Es kann passieren, dass ein Tier entwischt. Anders als Hund oder Katze wird die Schlange nicht von allein den Weg zurückfinden. Sie sind verpflichtet, sofort nach dem Reptil zu suchen. Finden Sie es nicht innerhalb eines Tages, müssen Sie unverzüglich die Polizei informieren. Das gilt auch für ungiftige Exemplare. Wer eine entwischte Schlange nicht meldet, macht sich auf jeden Fall strafbar!

Polizei und Tierschutz

Tierrettung und Tierschutz gehören für jeden Polizisten und jede Polizistin zum Arbeitsalltag. Seit November 2019 können sie deshalb freiwillig auf der Nationalen Bildungsplattform der Polizei (NBPP) das W-Learning „Polizei und Tierschutz“ absolvieren. Das von Fachexperten zusammengestellte Ausbildungsmodul vermittelt umfangreiches Wissen für gefahrlosen und kompetenten Umgang bei der Arbeit mit Tieren. Dabei geht es nicht nur um entwischte Reptilien. Es werden sämtliche mögliche Bereiche der Polizeiarbeit in Zusammenhang mit Tierschutz behandelt.

Im Kapitel «Persönliche Sicherheit» geht es um Gefahren und den richtigen Umgang mit Tieren. Das Kapitel «Tierhaltung» beispielsweise zeigt auf, wie tierschutzrelevante Situationen erkannt werden und wie das korrekte Verhalten aussieht.

Aussergewöhnliche Schlangenfunde in der Schweiz


Boa auf einer Wiese

Finden Sie eine Boa in der Schweiz, rufen Sie sofort Polizei oder Feuerwehr! (Bild: DarkWildWaters– shutterstock.com)


Abschliessend haben wir einige der interessantesten Einsätze zur Rettung von entwischten Schlangen der letzten Jahre zusammengestellt:

Im Sommer 2019 war eine Boa Constrictor im Kanton Uri unterwegs. Möglicherweise wurde das wunderschöne Tier ausgesetzt. Hinter einer Tankstelle versteckt, wurde es entdeckt und zunächst für eine Ringelnatter gehalten. Der Kantonstierarzt stellte jedoch fest, dass es sich um prächtiges, aus Südamerika stammendes, Exemplar handelte.

Im März 2021 wurde in Luzern eine Frau in der Waschküche von einer Schlange überrascht. Die sofort gerufene Luzerner Polizei fand, wie ein Experte erklärte, eine Königspython vor. Die Würgeschlange wurde eingefangen und nach dem Besitzer gesucht.

Eine Königsphyton wurde auch schon in Zürich gefunden. Im Herbst 2018 sah ein Passant das prächtige Tier bei der Kirche Fluntern und rief die Polizei. Das aus Afrika stammende Reptil war einen Meter lang. Auch in diesem Fall war die Schlange nicht als vermisst gemeldet worden.

Die Boa Constrictor, welche eine Familie im Fischenthaler Mülibach Ende November 2020 fand, überlebte ihren Aufenthalt im Freien leider nicht. Die Schlangenart hat keine Chance, die winterlichen Temperaturen im Freien zu überstehen.

Das müssen Sie wissen, wenn Sie in der Schweiz Reptilien halten möchten

Das Halten von Riesenschlangen oder Giftschlangen erfordert in der Schweiz eine Bewilligung des Kantonalen Veterinäramtes.

Lesen Sie im Merkblatt für die Haltung von Riesenschlangen, welche Voraussetzungen zu erfüllen sind.

 

Titelbild: Wahyudi_1904 © shutterstock.com

Für Aargau:

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