Schweiz: Wechselhafter und nasser Juli mit negativen Superlativen
Nach einem bemerkenswerten Juni mit unwetterartigen Gewittern, brachte zuletzt auch der Juli gröbere Wetterkapriolen. Grosse Regenmengen und die sehr heikle Hochwassersituation waren zuletzt die prägenden Themen!
Der Juli 2021 ist zwar erst zu 2/3 vorbei, trotzdem kann er in Sachen Wetter bereits mit einigen negativen Superlativen aufwarten! Ruhige und sonnige Tage waren relativ selten, schon in den ersten 11 Tagen zogen immer wieder Regengüsse oder Gewitter durch.
Den negativen Höhepunkt bildete aber die vergangene Woche. Im Vorfeld einer sich von Frankreich her nähernden Kaltfront bildeten sich in der Romandie und auf der Alpensüdseite erste Gewitterzellen, die zwar lokal kräftig, aber noch nicht unwetterartig ausfielen.
In der folgenden Nacht zog dann von Südwesten her eine Superzelle quer über das Land. Neben Hagel brachte sie auch Sturm-, lokal sogar Orkanböen. Die Folgen waren enorme Schäden, dies vor allem auch im Grossraum Zürich! Am Dienstag lag die Schweiz im Bereich einer stationären Luftmassengrenze, welche in eine straffe Südströmung eingebettet war.
Das Resultat waren anhaltende, intensive und gewittrig durchsetzte Niederschläge. Im Süden staute sich die Luft, in Robiei fielen allein an diesem 13. Juli 151 mm Regen. Die Niederschläge griffen auf breiter Front auf die Alpennordseite über und liessen die Bach-, Fluss- und in weiterer Folge auch Seepegel massiv anschwellen. Ab der Wochenmitte prägte ein Höhentief das Wettergeschehen in weiten Teilen Mitteleuropas. In der Schweiz gab es mit Unterbrechungen weitere zum Teil kräftige Regenfälle, der Schwerpunkt verlagerte sich dabei aber auf die Alpennordseite. Mit Ausnahme des Bodensees erreichten im Norden die grossen Schweizer Seen alle die Warnstufen 4 bis 5, der Genfersee erreichte Stufe 4 nur ganz knapp nicht. Auch die Unwetterkatastrophe in Deutschland war eine Folge dieser heiklen Wetterlage („Tief Mitteleuropa“), am vergangenen Wochenende war schliesslich auch Österreich betroffen.
So war der Juli, bis auf wenige regionale Ausnahmen wie etwa das Südtessin und grosse Teile Graubündens, bis jetzt viel zu nass! Das Monatssoll ist oft sogar schon um 30% bis 60% überschritten. An einigen Stationen handelt es sich bereits jetzt um den nassesten Juli seit Messbeginn – so zum Beispiel in Göschenen oder am Gütsch. Bei vielen Stationen belegt dieser Monat Spitzenplätze, zum Teil fehlen nur noch wenige Liter zu neuen Rekordmarken (etwa in Andermatt, Bristen und in Robiei). In Engelberg belegt dieser Juli aktuell Platz 4, das wird sich aus heutiger Sicht bis zum Monatsende wohl (leider) noch deutlich nach oben verändern. Dies ist nur eine unvollständige Momentaufnahme!
Auch bei den Temperaturen hinkt der Juli deutlich hinterher, aktuell liegt das Defizit auf der Alpennordseite zwischen 1 und 2 Grad. Durch das heisse Wochenende liegen die Werte im Süden schon wieder fast wieder im Bereich der Norm. Beim Sonnenschein besteht ebenfalls noch Aufholbedarf.
Seit gestern hat sich das Wetter überall beruhigt, Hoch Dana beschert uns nun eine Reihe schöner, ruhiger und vor allem mehrheitlich trockener Sommertage! Die Pegelstände sinken, bei den grossen Seen ist dies allerdings ein langwieriger Prozess. Sonne, sommerliche Temperaturen und Bise sorgen für hohe Verdunstungsraten, wodurch die Böden langsam abtrocknen und so in der Regel für die Bauern auch wieder die Heuarbeit ermöglichen. Diese Aussage trifft natürlich nicht flächendeckend zu! Bei hohem Grundwasserspiegel, in Gewässernähe sowie in Mulden und Senken bleibt es oft feucht.
Auf der Alpensüdseite steigt das Risiko für erste Platzregen oder lokale Gewitter im Laufe des Mittwochs an, im Norden passiert dagegen bis Freitagabend noch nicht viel. Erst im Laufe des Wochenendes steigt im Vorfeld eines sich annähernden Tiefs die Gewitterbereitschaft deutlich an. Es besteht dann auch wieder Potenzial für kräftige Gewitter, für Details ist es aber noch zu früh.
Tabellen finden sich hier.
Quelle: MeteoNews
Titelbild: Michael Derrer Fuchs – shutterstock.com