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Bergrettung und Ermittlung bei Unfällen im Gebirge

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Immer wieder ändernde Vorschriften, strenge Auflagen und allgemeine Unsicherheit sorgen dafür, dass viele Schweizer ihre Ferien im eigenen Land verbringen. Auch aus dem europäischen Ausland, besonders aus Deutschland, kommen deutlich mehr Touristen zu uns in die Berge als noch vorletztes Jahr.

So manch einer entdeckte im vergangenen Jahr erstmals die Schönheit und Vielfalt unserer Bergwelt. Nicht alle verfügen jedoch über die nötige Erfahrung und Ausrüstung. Es sind jedoch nicht nur Touristen, die die Gefahren unterschätzen.

Bergwandern ist die Bergsportart mit den meisten tödlichen Unfällen

Im Jahre 2020 starben in den Schweizer Bergen 112 Menschen während verschiedener sportlicher Tätigkeiten. Wie auch in den Vorjahren, passierten die meisten tödlichen Bergunfälle beim Wandern. 55 Wanderunfälle mit Todesfolge waren im vergangenen Jahr zu beklagen. Die Anzahl liegt damit deutlich über dem Mittelwert, der, berechnet aus den Jahren 1984 bis 2020, 45 beträgt.

Passieren Unfälle, die schwere Verletzungen nach sich ziehen oder gar mit Todesfolge, wird neben der Bergrettung die Polizei aktiv.

Bergspezialisten ermitteln

In den Bergkantonen wird die Kantonspolizei von Kollegen mit alpiner Ausbildung unterstützt. Diese Polizisten und Polizistinnen müssen die verschiedensten Bergsportarten nicht nur kennen, sondern auch selbst ausüben. Sie sind Bergführer oder begeisterte Bergsteiger und Kletterer. Oft werden sie in unwegsamen Gelände eingesetzt und sehen sich grossen Herausforderungen gegenüber. Nicht selten riskieren die Retter dabei ihr eigenes Leben. Bei schlechten Witterungsbedingungen stellen selbst relativ einfach zu begehende alpine Wanderrouten eine Gefahr dar.


Bergwanderweg

Auf blau-weiss gekennzeichneten Wegen sollte nur wandern, wer die entsprechende Erfahrung und Kondition besitzt. (Bild: Mario Krpan – shutterstock.com)


Zerklüftete Berge, Unwetter, Neuschnee oder schlechte Sicht erschweren in vielen Fällen die Arbeit. Ist der genaue Unfallort unbekannt, kann das Handy nicht geordnet werden oder wurde eine Person als vermisst gemeldet, kommen verschiedene Spezialisten zum Einsatz. Die Alpine Rettung Schweiz, der SAC, Bodentruppen mit Spürhunden und Helikopter mit Wärmebildkameras werden aufgeboten.

Bergunfälle sind in den meisten Fällen auf Pech oder Leichtsinn zurückzuführen. Selten steckt ein Verbrechen dahinter. Die Polizei ist jedoch gesetzlich verpflichtet, jeden gravierenden Fall zu untersuchen. Häufig sind neben dem Verunglückten weitere Personen beteiligt. Seien es Kletterpartner, Wanderkollegen oder Geschäfte, die Ausrüstung verleihen.

Wird ein Unfall gemeldet, ist Eile geboten. Sowohl bei der Bergung als auch bei der Unfallaufnahme zählt jede Minute. Wie bei jedem anderen Unfall auch, müssen Spuren gesichert, Zeugen – sofern vorhanden – vernommen und der Sachverhalt rekonstruiert werden. Das sollte möglichst am gleichen Tag geschehen, da sonst wichtige Spuren verlorengehen. Einerseits muss das Gelände nach Spuren abgesucht werden, anderseits können die Verletzungen, aber auch das Material Auskunft über das Geschehen geben. Die Dokumentation dient der Ermittlung der Unfallursache. Nicht jeder Bergunfall ist plausibel und sofort nachvollziehbar.

Waren eine oder mehrere weitere Personen am Unfall beteiligt oder hielten sich in unmittelbarer Nähe auf, muss abgeklärt werden, inwieweit diese involviert waren. Auch wenn ein Bergunfall selten einen kriminellen Hintergrund hat, gilt es, diesen auszuschliessen. Für die Angehörigen, die mitunter im Ausland leben, ist es wichtig, dass der Fall aufgeklärt wird und sie erfahren, was genau passiert ist.


Warnschild Steinschlag

Steinschlag ist eine der häufigsten Ursachen für Bergunfälle (Bild: mylmages-Micha – shutterstock.com)


Gebirgsspezialist bei der Polizei werden

Polizisten, die im alpinen Raum arbeiten, haben die gleiche Ausbildung durchlaufen, wie ihre Kollegen. Sie verfügen jedoch über zusätzliche Spezialfähigkeiten. Wer sich für diese anspruchsvolle Tätigkeit interessiert, sollte mit der Kantonspolizei Kontakt aufnehmen und weitere Informationen einholen. Grundsätzlich gilt in allen Bergkantonen, dass vertiefte Erfahrungen und Kenntnisse in diversen Bergsportarten vorausgesetzt werden. Sie sollten in der Freizeit begeisterter Wanderer, Kletterer und Skifahrer sein. Es ist unerlässlich, die neusten Ausrüstungen und Materialien zu kennen sowie Engagement und überdurchschnittliches Interesse am Bergsport mitzubringen. Dass Gebirgsspezialisten topfit und sowohl körperlich als auch psychisch belastbar sein müssen, versteht sich von selbst.

Alpine Rettung Schweiz – ein Stiftung der Rega und des SAC

Bei der Bergung und Rettung im Gebirge kommt die Alpine Rettung zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um eine selbstständige, gemeinnützige Stiftung, die durch den Schweizer Alpen Club SAC und die Rega getragen wird. Sie zählt 2’500 Bergretterinnen und -retter, die in 86 Rettungsstationen in den Voralpen, Alpen und im Jura organisiert sind. So ist sichergestellt, dass überall in der Schweiz Hilfe innert kürzester Zeit vor Ort sein kann. Die Finanzierung übernehmen die Stiftungsorganisationen, die durch Beiträge vom Kanton sowie Einnahmen aus Spenden und von Einsätzen finanziert werden.

Wie aus dem Jahresbericht 2020 der Alpinen Rettung Ostschweiz zu entnehmen ist, führt diese Einsätze in verschiedenen Kantonen und sogar ausserhalb der Landesgrenze durch. So begleitete sie im Mai eine REGA Crew nach Füssen im Allgäu zur Unterstützung der dortigen Bergrettung bei der Suche nach einer vermissten Person.

Im November mussten drei Berggänger in Österreich in der Nacht mit dem Helikopter während des Abstieges von der Zimbaspitze in Vorarlberg evakuiert werden.

Nicht für jeden Einsatz der Alpinen Rettung Schweiz musste im letzten Jahr die Polizei hinzugezogen werden. Erschöpfung, Verlaufen oder ein Sturz, der leichte bis mittlere Verletzungen nach sich zog, war häufig der Grund für den Notruf. Es gab jedoch auch Fälle, bei denen die Polizei die Ermittlungen aufnahm. Dabei handelte es sich nicht immer um Unfälle in alpinem Gelände. Beispielsweise wurde die Alpine Rettung aufgeboten, als im August 2020 eine Person in Rorbas, im Kanton Zürich, von einer Brücke stürzte und schwerverletzt gerettet werden konnte.


Bergung Rega

Eine verletzte Person wird von der Rega geborgen und ins Spital geflogen. (Bild: Paolo Sgarbanti – shutterstock.com)


Bergunfälle, die nach Jahrzehnten aufgeklärt werden

In letzter Zeit konnten mehrfach Jahrzehnte alte Fälle aufgeklärt und Bergsteiger, die nie mehr nach Hause zurückkehrten, tot geborgen werden. Durch die Klimaerwärmung legen die Gletscher lange Zeit vermisste Personen frei. So entdeckten beispielsweise vor 4 Jahren Alpinisten im Kanton Wallis einen seit 30 Jahren vermissten deutschen Bergsteiger. Sie fanden am Lagginhorn seine sterblichen Überreste. Nach seiner Befreiung aus dem Eis konnte der tote Wanderer mit dem Helikopter nach Bern geflogen werden. Hier klärte die Rechtsmedizin seine Identität. Es handelte sich um einen im Jahre 1943 geborenen Deutschen, der im August 1987 als vermisst gemeldet und nie gefunden wurde.

Was tun bei einem Bergunfall?

Nicht umsonst wird dringend geraten, niemals allein auf Bergtouren zu gehen. Auch die erfahrensten Berggänger können Pech haben. Ein falscher Tritt und der nachfolgende Sturz können zu Verletzungen führen, die ein Weiterwandern unmöglich machen. Auch ein Steinschlag hat oft fatale Folgen. Die Begleitperson sollte die nötigen Kenntnisse haben, um Erste Hilfe leisten zu können, Blutungen zu stoppen und bei schweren Verletzungen den Verunfallten, bis ein Notarzt eintrifft, zu betreuen. Ein Erste Hilfe Set gehört in jeden Wanderrucksack!

Setzen Sie einen Notruf ab, wenn die Verletzungen so schwer sind, dass ärztliche Hilfe nötig ist.

Versuchen Sie, die Ruhe zu bewahren. Die Helfer können umso schneller zu Ihnen gelangen, wenn Sie genaue Angaben machen:

  • Wer meldet den Unfall?
  • Was ist geschehen?
  • Wo ist der Unfall passiert?
  • Wer ist verletzt, bzw. wie viele Personen sind verletzt?
  • Wie ist der Zustand der Verunfallten?

Wählen Sie die 112, um mit der Alarmzentrale der Polizei verbunden zu werden. Diese Nummer funktioniert auch mit einer ausländischen SIM-Karte, bzw. mit einer Prepaid-Karte, selbst dann, wenn diese kein Guthaben mehr enthält.

Die Alarmnummer der Rega lautet innerhalb der Schweiz 1414, aus dem Ausland 141 333 333 333.

 

Titelbild: Mario Krpan © shutterstock.com

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