Historische Hitze auf der Südhalbkugel

Schon in den letzten Tagen machte die Hitze in Südamerika Schlagzeilen, nun setzt aber Australien einen neues Ausrufezeichen.

Mit 50,7 Grad in Onslow wurden gleich mehrere Rekorde egalisierte oder gebrochen!

In Südamerika und Australien kann es in den Sommermonaten heiss werden, das war schon immer so. Wie auch anderswo auf der Welt verschiebt sich der Rahmen des zu Erwartenden langsam aber sicher nach oben. Dass die aktuelle Hitze in Südamerika und Australien das übliche Mass sprengt, war zu befürchten und zeigte sich in den letzten Tagen beispielsweise schon in Argentinien, Chile, Uruguay und Paraguay. Heute Nachmittag um 14:26 Uhr westaustralischer Zeit (AWST, Australian Western Standard Time, UTC +8) wurde an der Station Onslow Airport mit 50,7 Grad der alte australische Rekord sowie der Rekord für die Südhalbkugel egalisiert. Der alte Rekord stammt aus dem Jahr 1960 und wurde in Oodnatta registriert.

Onslow ist eine Kleinstadt im Bundesstaat Western Australia mit rund 850 Einwohnern. Sie liegt unmittelbar an der Küste, was diesen Temperaturwert noch aussergewöhnlicher macht. Es ist nämlich die höchste global je gemessene Temperatur in einem Küstenort! Er übertrifft die 49,5 Grad in Port Augusta (ebenfalls Australien) aus dem Jahr 2019 um über ein Grad.

Dass es in Australien, vor allem im Landesinneren (Outback), sehr heiss wird, ist keine Neuigkeit. Aber Temperaturen um 50 Grad sind auch hier eine absolute Seltenheit. Der letzte 50er liegt schon 24 Jahre zurück! Und mit 50,5 Grad an den Stationen Mardie und Roebourne wurde diese Marke heute noch zweimal geknackt.

In Argentinien wird der Höhepunkt der Hitze zwischen heute und Samstag erreicht. Dabei dürften etliche Stationsrekorde fallen. Der Landes- und gleichzeitig auch kontinentale Südamerikarekord ist schon sehr alt und stammt aus dem Jahr 1905. Er liegt bei 49,1 Grad in Villa de Maria (48,9 Grad in Rivadavia). Diese beiden Messwerte werden aber stark angezweifelt. Wahrscheinlicher liegt der Rekord eher bei 47,3 Grad in Campo Gallo aufgestellt am 16. Oktober 1936. Wie dem auch sei, er liegt dieser Tage durchaus in Reichweite! Schon zuletzt brachte die Hitze die Infrastruktur des Landes an den Anschlag – und darüber hinaus, wie massive Stromausfälle zeigen. Auch die Landwirtschaft leidet unter Trockenheit (La Niña) und Hitze.

Anfang nächster Woche gehen die Temperaturen in Argentinien deutlich zurück, dies dürft mit zum Teil ergiebigen Niederschlägen und starken Gewittern einhergehen. Die Hitze zieht sich in der Folge etwas weiter nach Norden nach Paraguay und das südliche Brasilien zurück.

Auf den ersten Blick weniger spektakulär – aber ins Bild passend: In der Polarstation Belgrano 2, einer von 13 argentinischen Forschungsstationen in der Antarktis, wurde mit 11,4 Grad der höchste Januarwert seit Aufzeichnungsbeginn erfasst. Normalweise liegen hier die Höchstwerte zu dieser Jahreszeit nur um oder knapp über 0 Grad. An diesem Tag sanken sie nie unter den Gefrierpunkt, was ebenfalls ein Novum darstellt.

Extreme Temperaturkontraste

Zuletzt scheinen sich generell die globalen Temperaturkontraste zu verstärken. Auch auf der Nordhalbkugel ist es in der Fläche gesehen überdurchschnittlich warm. Es gibt nur wenige Kaltluftpools, in denen dann allerdings die Temperaturen zum Teil extrem tief sind. Ein solcher Bereich liegt beispielsweise aktuell über dem östlichen Kanada. Rund um die Hudson Bay, in den Provinzen Nunavut, Ontario und Quebec kratzen die Tiefstwerte regional am unteren Rand dessen, was hier an Frost überhaupt möglich ist. An etlichen Stationen lagen die Minima unter -50 Grad. Auch der Nordosten der USA ist von dieser Kälte randlich betroffen. Grosse Temperaturkontraste führen üblicherweise auch zu mehr oder weniger heftigen Wetterereignissen, da die Natur diese Gegensätze auszugleichen versucht. Und tatsächlich bildet sich bis zum Samstag über dem Atlantik ein massives Orkantief. Seinen Ursprung nimmt es ab heute Abend als flaches Tief in der nördlichen Karibik. Es verlagert sich morgen Freitag über dem offenen Meer nordwärts und verstärkt sich dabei rasch. Vor der Nordostküste der USA und der Ostküste Kanadas (hauptbetroffen die Provinz Nova Scotia sowie Neufundland) explodiert es schliesslich regelrecht zu einem ausgewachsenen Orkan. Angefeuert durch die extremen Temperaturgegensätze – an seiner Westflanke die sehr kalte Luft über Kanada, an seiner Ostflanke milde Atlantikluft.

Abbildungen finden sich hier.

 

Quelle: MeteoNews
Titelbild: Peter Hermes Furian – shutterstock.com

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