(K)ein Hauch von Schnee im Süden

Wie schon in den vergangenen Tagen sorgte auch heute ein ausgedehntes Hochdruckgebiet verbreitet für viel Sonnenschein. Allerdings gab es dabei auch Ausnahmen – und wer suchte, fand sogar dichtere Bewölkung.

Man musste aber schon mit geschärftem Blick nach Niederschlag forschen, um fündig zu werden.


Auf der Cimetta (1670 müM) oberhalb von Locarno hinterliessen die schwachen Niederschläge einen Hauch von Neuschnee. Quelle: www.cardada.ch

Wie kam es zum kurzen «Wintergruss» im Süden?

Bei einer wechselhaften Wetterlage wäre der Niederschlag im Süden ja nur eine Randnotiz, aber bei einer langandauernden Hochdrucklage wie der aktuellen ist er doch eine Erwähnung wert.

Am Südrand des Hochs mit Zentrum über den Britischen Inseln gelangte in der Nacht auf Samstag in den unteren Luftschichten etwas feuchtere Luft insbesondere vom Piemont und der nördlichen Lombardei zur Alpensüdseite. Durch den vorübergehend nachlassenden Nordüberdruck konnte die Feuchte ins Mittel- und Südtessin sowie ins Misox vorstossen, wo sie für viel Bewölkung und ganz lokal für schwachen Niederschlag sorgte. Die Schneefallgrenze lag bei rund 400 Metern. Es war allerdings nicht mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf den heissen Stein bzw. das Flöckchen auf ein kaltes Steindach.

Die feuchte Schicht reichte über der Poebene bis auf eine Höhe von etwa 3000 müM hinauf, sie kam aber zu wenig weit Richtung Norden voran, sodass das nördliche Tessin weitgehend von den Wolken «verschont» wurde.

Das Intermezzo dauerte allerdings nur kurz. Bald schon liess die Zufuhr feuchter Luft nach und im Laufe des Vormittags begannen sich die Wolken vielerorts bereits aufzulockern bzw. mit der Einstrahlung in Quellwolken umzuwandeln. Diese vermochten aber keine Schauer mehr auszulösen.


Auch über der Alpe Bardughe auf 1630 müM im Verzascatal war der Himmel am Morgen bewölkt und der Blick auf den Lago Maggiore verwehrt. Die relative Luftfeuchtigkeit lag bei 94%, die Temperatur um -6 Grad bei leichtem Südostwind. Quelle: www.bardughe.ch

Kaum messbare Mengen

Die Niederschlagsmengen waren insgesamt sehr gering, was auf der untenstehenden Abbildung erkennbar ist. Diese kombiniert die Radardaten mit Niederschlagsmessungen. Am «meisten», wenn auch sehr wenig, fiel im westlichen Tessin, insbesondere vom Centovalli über das südliche Maggiatal bis zum südlichen Verzascatal.


24-stündige Niederschlagssumme bis am Samstagmittag (aus Radardaten und Niederschlagsmessungen). Quelle: MeteoSchweiz

Niederschlagsarmut dauert an

Selbstverständlich vermögen diese schwachen Niederschläge das grosse Defizit auf der Alpensüdseite nie und nimmer auszugleichen. Der vergangene Winter (Dezember bis Februar) war bekanntlich sehr regen- und schneearm und die Summe blieb unter einem Viertel der Norm von 1991 bis 2020. Gemäss Schnee- und Lawinenforschungsinstitut SLF wurde Ende Februar an den meisten Messfeldern am Alpensüdhang noch nie so wenig Schnee registriert wie seit Messbeginn.


Schneehöhenverlauf in Bosco/Gurin auf 1525 müM., aktueller Winter als rote Kurve. Nach einem kurzen «Aufbäumen» des Winters ist es seit Ende Februar wieder aper. Quelle: MeteoSchweiz

Verteilung von Sonne, Wolken und Niederschlag

Während sich der Himmel über weiten Teilen West- und Mitteleuropas nahezu wolkenlos zeigte, konzentrierten sich die Wolken und der Niederschlag vor allem auf einen Streifen über Frankreich im Zusammenhang mit einer Okklusion, auf Norditalien sowie auf weite Teile von Osteuropa mit mehrheitlich konvektivem Niederschlag im Einflussbereich des Höhentroges.


Das Satellitenbild von heute Morgen früh zeigt die Wolken- und Niederschlagsverteilung über West- und Mitteleuropa; weisse Linien markieren das Geopotential auf dem Druckniveau von 500 hPa (entspricht über der Schweiz einer Höhe von rund 5550 m ü.M.). Der Alpenraum liegt zwischen einem Hochdruckkeil, der sich von der Biskaya bis zur Ostsee ausdehnt und einem langgezogenen Höhentrog über Osteuropa. Im Einflussbereich des Troges ist die Luftmasse recht labil geschichtet, was zu einer etwas erhöhten Schauerneigung führt. Quelle: MeteoSchweiz

Im Norden weiterhin Hochdruckeinfluss

Auf der Bodenwetterkarte wird der Einfluss der Hochdruckzone über Nordeuropa auf das Wetter nördlich der Alpen ersichtlich. Sie teilt sich auf in zwei Zentren: ein sich verstärkendes Hoch nordwestlich von Irland und ein sich abschwächendes über Südschweden. Sie nehmen in ihrer Mitte eine Tiefdruckrinne in die Zange, die sich ausgehend von einem Tief über dem Nordmeer nordwestlich von Norwegen bis nach Südfrankreich schlängelt. Ihr Vorankommen wird blockiert, sodass weder die Rinne noch die Okklusion unter diesen Voraussetzungen eine Chance auf eine grosse Zukunft hatten. Die Frontalzone zeigte sich entsprechend heute nicht mehr sehr aktiv und schwächte sich im Tagesverlauf ab.


Bodenwetterkarte des DWD um 00UTC.

Noch zum Wetter im Norden

Die Hochdruckzone sorgte mit der Subsidenz bzw. Absinkbewegung der Luft über weiten Teilen von West- und Mitteleuropa für nahezu ungehinderte Einstrahlung. Über den Alpen bildeten sich am Nachmittag nur vereinzelt ein paar flache Quellwolken, da die Luftmasse durch den Höhentrog bei uns etwas labiler geworden war. Insgesamt war aber die Luftmasse zu trocken für eine namhafte Quellwolkenbildung nördlich der Alpen.

Unterhalb der schwachen Inversion bzw. Sperrschicht bei rund 2200 müM. war es allerdings etwas dunstig, es gab jedoch keine nennenswerte Sichtreduktion. Die Trübung der Luft in den untersten Schichten hat ihre Ursache in der gealterten Luftmasse, die eine erhöhte Fremdstoffkonzentration enthält, was die Streuung erhöht. Die austauscharme und trockene Wetterlage hat aber nicht nur erhöhte Feinstaubwerte, sondern auch eine meist mässige Pollenbelastung zur Folge. Immerhin wird letztere etwas reduziert durch die Abkühlung, welche die Blühphase verlangsamt.


Die Trübung der Luft bzw. der Dunst war auch vom Berggasthaus „Alter Säntis“ aus erkennbar. Quelle: altersaentis.ch

Verhaltene Temperaturen

Im Norden vermochten die Minima aufgrund der relativ tiefen Taupunkte und der guten Abstrahlung in der klaren Nacht bis am frühen Morgen nochmals teils deutlich unter den Gefrierpunkt zu sinken. Die Tiefstwerte auf 2 Metern erreichten im Flachland und in den Voralpentälern -4 bis -8 Grad, in den höher gelegenen Alpentälern -15 bis -22 Grad. Leicht über Null Grad blieben sie einzig in der Nähe des Genfersees. Im Mittel- und Südtessin gab es infolge der nächtlichen Bewölkung und der damit verbundenen Gegenstrahlung zum grossen Teil positive Werte zwischen 0 und +4 Grad.

Am Nachmittag erreichte das Quecksilber im Flachland der Alpennordseite 6 bis 8 Grad, im Süden 8 bis 10 Grad – mit höheren Startwerten, aber weniger Sonne. Oberhalb von rund 1500 müM. herrschte heute durch die Zufuhr relativ kalter Festlandluft aus Nordosten Dauerfrost.

Auch wenn die Bise im Norden meist nur schwach blieb, fühlten sich die Temperaturen nicht wirklich frühlingshaft an.

Allerdings sind die verhaltenen Temperaturen für das Fortschreiten der Vegetation eher günstig, da sonst bei einer zu raschen Entwicklung die Gefahr von späteren Frostschäden steigt. Dies insbesondere weil die Vegetation momentan bereits einen Vorsprung von rund 2 Wochen im Vergleich zum langjährigen Mittel hat.

Da die Nächte auch in den nächsten Tagen frostig bleiben (was zusammen mit den bisherigen Frostnächten im Übrigen eher ungewöhnlich ist), dürfte die Bremswirkung weiter anhalten.


Gutes Flugwetter herrschte heute nicht nur bei den grossen, sondern auch bei den kleinen Flugobjekten. Von links oben nach rechts unten: Biene an Kornelkirschenblüte sowie an Aprikosenblüte, Mauerbienenmännchen wartet auf ausschlüpfendes Weibchen, Fliege auf Gänseblümchen. Foto: C. Hayoz

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz
Titelbild / Quelle: www.bardughe.ch

Für Bern

Publireportagen

MEHR LESEN