Wetter: Wo bleibt die Sonne?

Das haben sich heute vermutlich viele gefragt, denn vorhergesagt wurde nämlich ein meist sonniger Tag.

Ein weiterer Schub Saharastaub hat jedoch dafür gesorgt, dass die Besonnung und die Sicht ordentlich eingeschränkt wurden.


Auf der morgendlichen Bodenanalyse sind die beiden kräftigen Hochdruckgebiete über dem Atlantik und über Osteuropa sowie die nach Nordosten abziehende Warmfront über der Schweiz zu sehen.
Quelle: Deutscher Wetterdienst

Der Alpenraum lag heute zwischen einem kräftigen Hoch über dem Atlantik und einem weiteren kräftigen Hoch über Osteuropa. Mit einer südwestlichen Höhenströmung wurde im Tagesverlauf milde und mit Saharastaub angereicherte Luft zur Schweiz geführt.


Morgenstimmung in Richterswil.
Foto: Meteomeldung/App

Teils dichter Nebel

Wie erwartet zog die Bewölkung der gestrigen Warmfront am Abend nach Osten ab und es wurde klar. Die gute Abstrahlung ermöglichte in den Morgenstunden besonders dem Jurasüdfuss entlang, in der Nordwestschweiz sowie im Mittelland bis stellenweise in die Region Zürich die Bildung von tiefen Nebelfeldern. Diese lösten sich in der Region Zürich rasch wieder auf, am Jurasüdfuss waren die Nebelfelder deutlich zäher. Dort konnten erst kurz vor dem Mittag Sichtweiten über 5 km gemessen werden.


Auf der MeteoSchweiz Webcam bei Frienisberg konnten um 10:20 Uhr noch einige Nebelfelder in den unteren Schichten ausgemacht werden, darüber sind die hohen Wolkenfelder bereits so dicht, dass kaum mehr Sonne verzeichnet wird.

Die Auswirkungen des Saharastaubs

Entgegen den Erwartungen hatte der Saharastaub heute einen deutlich stärkeren Einfluss auf die Besonnung. Im Laufe des Vormittags stellte sich heraus, dass die hohen Wolkenfelder aus Südwesten nicht nur früher aufziehen, sondern aufgrund des nächsten Schubes Saharastaub auch deutlich dichterer sein werden. Dadurch wurde bereits im Laufe des Vormittags im Westen kein bis wenig Sonnenschein verzeichnet. Bis Mittag wurde auch in der Ostschweiz kaum noch Sonnenschein gemessen.


Der Aufzug dieses Saharastaub-Schubes war auf dem NOAA-19-Satellitenbild von heute Morgen um 8:20 Uhr deutlich anhand der gerippelten Struktur der Wolken («Dusty Cirrus) zu erkennen (siehe blauer Pfeil).
Quelle: NOAA-19, Remote Sensing Research Group, Universität Bern

Die Saharastaubschicht war vom Hagenturm (bei Merishausen auf dem Randen) aus heute Morgen um 8:30 Uhr gut sichtbar.
Quelle: https://hagenturm.roundshot.com/#/

Die Tiefstwerte lagen im Mittelland wie vorhergesagt zwischen 2 und 6 Grad, in erhöhten Lagen und in der Nähe von grösseren Seen wurden um 7 Grad gemessen. Die deutlich geringer als erwartete Besonnung hatte einen starken Einfluss auf die Tageshöchsttemperaturen.


Animation des HRV-Satellitenbildes zwischen 8 UTC und 11:30 UTC. Die Zahlen zeigen die Sonnenscheindauer der letzten 10-Minuten an (10=volle Besonnung, 0=keine Sonne). Im Laufe des Vormittags schränkten die dichten hohen Wolkenfelder die Besonnung immer stärker ein. Bis am Mittag wurde nur noch an einzelnen Stationen Sonne verzeichnet.
EUMETSAT/MeteoSchweiz

Durch die hohen Staubkonzentrationen in der Luft gab es deutlich mehr Kondensationskeime und somit konnten sich deutlich mehr Wolken bilden. Durch die dichten Wolkenfelder wurde die Sonneneinstrahlung im Tagesverlauf immer mehr eingeschränkt, so dass es teilweise nur wenig Sonnenschein gab. Der Saharastaub hatte somit indirekt einen Einfluss auf die Temperaturen, die deutlich geringere Höchstwerte erreichten als zunächst gedacht. Bis Redaktionsschluss um 16 Uhr wurden im Mittelland Temperaturmaxima von 11 bis 15 Grad gemessen. In den östlichen Voralpen und Alpen wurden immerhin 2 bis 4, lokal bis 6 Stunden Sonnenschein verzeichnet. Mit etwas mehr Sonnenschein erreichten die Temperaturen in den östlichen Alpentälern und im Wallis 17 bis 19 Grad.


Die Aussicht vom Säntis war heute Morgen um 10:10 Uhr durch den Saharastaub deutlich getrübt. Hinter den Churfirsten sind die Berge kaum mehr zu erkennen. Am Nachmittag um 16 Uhr war die Trübung noch stärker. Die Churfirsten sind kaum mehr sichtbar.
Quelle: https://saentis.roundshot.com/#/

Die Bildung dieser dichten Wolkenfelder wurde unterschätzt, da der heutige Saharastaub-Schub mit einem Schub trockener Luft zusammenfiel. Daher gingen wir davon aus, dass die Luftmasse zu trocken sein dürfte für solch dichte hohe Wolkenfelder. Zudem lag der Alpenraum heute zunächst auf der Vorderseite eines Höhenrückens und mit der hier wirkenden Subsidenz (grossräumige Absinken von Luftmassen) haben wir damit gerechnet, dass die Luft zusätzlich abgetrocknet wird. Es kam jedoch anders: Der Schub mit trockener Luft war nur von kurzer Dauer, bereits am Vormittag wurde aus Südwesten wieder feuchtere Luft mit viel Saharastaub zur Schweiz geführt. Die Subsidenz hatte gegen die mit Saharastaub angereicherten Wolkenfelder keine Chance.


Auf der Radiosondierung von Payerne um 12 UTC sind die hohen Wolkenfelder zwischen etwa 9 und 12 km erkennbar (graue Fläche). Da die Bewölkung durch Saharastaub angereichert war, war sie ausgesprochen dicht und liess kaum mehr Sonnenstrahlen hindurch.
MeteoSchweiz

Trotz der getrübten Sicht konnten von der Halbinsel Au die Mürtschenstöcke noch knapp ausgemacht werden.
D. Gerstgrasser

Deposition

Während gestern der Saharastaub teilweise mit dem Regen ausgewaschen wurde («nasse Deposition»), fand heute vor allem die trockene Deposition statt. Das Absinken der Staubschicht wurde auch in den Ceilometer-Messungen sichtbar. Weitere Informationen zum Saharastaub und zur Deposition finden Sie im Blog vom 13.3.2022 .


Zeitverlauf der Ceilometer-Messung in Payerne: Das Messgerät sendet eine elektromagnetische Welle senkrecht in die Atmosphäre und misst die Stärke des zurückgestreuten Signals. Die stärkeren Echos im gelb/orangen Bereich stammen von den Saharastaubpartikeln.
MeteoSchweiz

Der Saharastaub ist auch auf dem Schnee gut sichtbar, wie auf dem Pizol. Quelle: https://www.foto-webcam.eu/webcam/pizol/

Oberhalb von Martigny-Croix wurde ebenfalls einiges an Saharastaub auf dem Schnee abgelagert.
Foto: Meteomeldung/App

Oder auf einer schwarzen Motorhaube. Dies ist das Resultat der nassen Deposition von gestern (mit Regen ausgewaschener Staub).
Foto: D. Gerstgrasser

Titelbild: Ausblick von der Halbinsel Au heute Vormittag. Die Trübung durch den Saharastaub ist deutlich zu erkennen.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz
Titelbild: D. Gerstgrasser

Für Obwalden

Publireportagen

MEHR LESEN