Wetter: Vorsicht beim Tiramisu

Speisen mit rohen Eiern sind ein heikles Thema in der Lebensmittelhygiene.

Im heutigen Meteoblog beschäftigen wir uns aber nicht mit den möglichen Gefahren des feinen Italienischen Desserts, sondern es geht um Gefahren in Verbindung mit Saharastaub und Schnee. Selbstverständlich sind auch die heutigen Neuschneemengen ein Thema…

Höhentief führt zu Gegenstromlage

Ein Höhentief verlagerte heute sein Zentrum von Nord- nach Südfrankreich. Im Bodenfeld lag ein Tiefdruckzentrum über Norditalien. Diese Konstellation führte zu einer sogenannten Gegenstromlage. Während in den oberen Schichten südliche Winde wehte, führten in den untersten rund 2000 bis 3000 Metern nördliche Winde kühle Luft zu uns.


Links: 500hPa (rund 5 km Höhe) Isohpysen, Radar- und Satellitenbild um 8 Uhr. Rechts: Bodenanalyse und Fronten um 8 Uhr. Durch die südliche Höhenströmung und der nördlichen Strömung in den unteren Schichten hat sich eine Gegenstromlage eingestellt.
MeteoSchweiz / Deutscher Wetterdienst

Durch das Aufgleiten der wärmeren Luft auf die kältere wurden auf der Alpennordseite verbreitet Niederschläge ausgelöst.


Im Windprofiler Schaffhausen ist die Gegenstromlage (oben Süd, unten N) ebenfalls gut zu erkennen.

Die Schneefallgrenze lag tagsüber zwischen 400 und 700 Metern, im Westen generell tiefer als im Osten. Ebenfalls höher war die Schneefallgrenze zunächst inneralpin, bei rund 900 Metern sowie auf der Alpensüdseite bei rund 1000 bis 1300 Metern.


In Hallwil/AG lag die Schneefallgrenze bereits am Vormittag in tiefen Lagen.
Andreas Walker

Was bisher geschah…

Bis Freitagmittag sind in den vergangenen 24 Stunden den Voralpen entlang bereits 20 bis 30 mm gefallen, lokal auch mehr. In den angrenzenden Regionen fielen 10 bis 20 mm Niederschlag. Am Jura entlang, inneralpin und im Tessin war es meist deutlich weniger.


Niederschlagssumme 24 Stunden bis 12 Uhr.

Oberhalb rund 1200 Meter wurden am Alpennordhang heute Morgen um 8 Uhr rund 15 bis 30 cm Neuschnee registriert, oberhalb 800 Meter waren es 1 bis 10 cm.


Neuschneemenge um 8 Uhr.

Vielerorts trüber Vormittag

Während es im Norden bei starker Bewölkung häufig regnete oder schneite, blieb es im Mittel- und Südtessin wegen des Nordwinds meist trocken, es zeigten sich längere sonnige Abschnitte.


Im Gegensatz zur Nordseite blieb es im Tessin am Vormittag häufig trocken mit sonnigen Abschnitten.
roundshot.ch

Am Nachmittag in Norditalien gewittrig

Winter und Sommer lagen heute nahe beisammen. Während sich auf der Alpennordseite der Winter zurückmeldete, kamen mit Annäherung des Höhetiefs in Norditalien und durch Konvergenzen kräftige Schauer und Gewitter auf.


Radaranimation und Blitze am Nachmittag: Über Italien bildeten sich einige Schauer und Gewitter, auf der Alpennordseite fiel weiterhin häufig Niederschlag. Die Radarechos waren zum Teil zu schwach oder auch gar nicht vorhanden, weil die Niederschläge im Gegensatz zum Süden nicht sehr hochreichend waren. Daher „schaute“ der Radarstrahl mit zunehmender Entfernung vom Radar über die Niederschläge hinweg. Ausserdem wurde der Radarstrahl auch durch Berge abgeschattet.

Was für ein Unterschied! Weniger als 200 km Luftlinie trennen den Murtensee von Vaprio d’Agogna in Norditalien. Der winterliche Murtensee steht dem sommerlich gewittrig anmutenden Norditalien gegenüber.
B. Kunz; intercom.com

Weitere Schneefälle

Bis Morgen dreht auch die Höhenströmung auf Nordost. Damit konzentrieren sich die Niederschläge allmählich auf den Alpennordhang, insbesondere auf die Bisenstaugebiete (nach Nordosten exponierte Hügellagen an den Voralpen). Auch im Mittelland ist am Samstagmorgen stellenweise mit etwas Neuschnee zu rechnen. Eine Warnung der Stufe 2 ist deshalb weiterhin aktiv.


Niederschlagsprognose 24h von Freitag 20 Uhr bis Samstag 20 Uhr. Am meisten Niederschlag wird an den Bisenstaugebieten an den Voralpen und am Jura gerechnet.

Frau Holle staubt endgültig ab

Dank des Schneefalls / Niederschlags sind wir auch den letzten Rest Saharastaub allmählich losgeworden. Durch die Sedimentation mit und ohne Niederschlag sowie neuem Schneefall entstehen in den Bergen schöne Schneeprofile. Diese erinnern stark an ein feines Tiramisu.


Das Schneeprofil in der Sierra Nevada erinnert an ein Tiramisu.
Twitter, @MeteoSN

Kritisches Magnetfeld

Das Bild oben zeigt ein Schneeprofil aus der Sierra Nevada in Spanien. Dort wurden in den vergangenen Wochen enorme Staubmengen sedimentiert. Dieses Tiramisu aus Schnee und Staub ist gar nicht so harmlos wie es aussieht. Da der Saharastaub magnetisch ist, entsteht bei derartigen Mengen doch ein erhebliches Magnetfeld. Für den Menschen zwar völlig ungefährlich, allerdings kann es für Bergbahnen zum Problem werden, vor allem wenn eine grosse Staubschicht nah an der Oberfläche liegt. In der Sierra Nevada mussten in den vergangenen Tagen einige Bahnen vorübergehend den Betrieb einstellen. Weil es durch das Magnetfeld zu Schwingungen bei Tragseilen gekommen ist und man die Bahnen sicherheitshalber gestoppt hatte.

In der Schweiz dürfte das hoffentlich in den kommenden Tagen kein Problem sein, da hier die Mengen an Staub deutlich geringer sind. Auch fällt jetzt eine grosse Schicht Schnee auf den Staub, was das Problem zusätzlich dämpft. Somit sollte das Schweizer Skisaisonende ungestört über die Bühen gehen.

Titelbild: Winterliche Marchbachegg auf knapp 1500 Meter am Mittag.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz
Titelbild: roundshot.ch

Für Jura

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