Wetter: Föhn im Norden - Regen im Süden
Für einmal stellte sich auch in diesem Jahr die im April normalerweise typische Südlage ein. Sie brachte der Alpensüdseite seit langer Zeit wieder einmal kräftigen Niederschlag und den nördlichen Alpentälern Föhn.
Er hatte allerdings bis am Nachmittag Mühe, sich überall durchzusetzen. Die Sonne zeigte sich – wie bei Föhn sehr oft – hauptsächlich am zentralen und östlichen Alpennordhang und in Nordbünden, allerdings schien sie auch dort nur gerade an 2 bis 4 Stunden.
Endlich wieder einmal kräftiger Niederschlag auf der Alpensüdseite
Die sich aufbauende Südstaulage sorgte heute auf der Alpensüdseite für trübe und nasse Verhältnisse. Während aber die Niederschlagsmengen beispielsweise im Mendrisiotto mit 2 bis 5 mm noch bescheiden waren, kamen im westlichen Tessin immerhin 30 bis 50 mm zusammen. In Camedo im Centovalli gab es letztmals am 3. November 2021 – also fast vor einem halben Jahr – letztmals mehr als 30 mm.
Im April gab es im Tessin schon ganz andere Niederschlagsmengen
Der April ist ein Monat mit häufigen Südstaulagen. Extrem waren die Verhältnisse im April 1986. Damals wurde eine Monatssumme von 1239 mm aufgezeichnet. Dies übertrifft sogar die durchschnittliche Jahressumme des Niederschlags in weiten Teilen des Schweizer Mittellandes. In diesem extremen Monat fiel an 23 Tagen Niederschlag, wobei allein zwischen dem 22. und 24. April – also während 72 Stunden – 456 mm totalisiert wurden. In der Höhe oberhalb von 1700 bis 2000 Meter fiel ein Grossteil des Niederschlags als Schnee. In Robiei im hinteren Maggiatal konnte deshalb Ende Monat eine 6.81 Meter mächtige Schneedecke gemessen werden.
In den Alpentälern teils starker Föhn
Die südlichen Höhenwinde lösten auf der Alpennordseite Föhn aus. Der warme Fallwind hatte allerdings örtlich Mühe, bis in die äusseren Alpentäler vorzustossen. So erreichte er die Station Altdorf bis am späteren Nachmittag noch nicht. Grund war eine kühle Grundschicht, welche der Föhn nur mit Mühe beseitigen konnte. Immerhin erreichte er aber in Meiringen und Chur respektable Böenspitzen von 79 bzw. 78 km/h. Dies ist zwar kräftig, aber für den Monat April keinesfalls etwas Aussergewöhnliches, jedenfalls für den Föhn nicht.
Vor knapp 10 Jahren blies der Föhn „etwas“ stärker
Vor knapp 10 Jahren, nämlich zwischen dem 28. und 30. April 2012 kam es in den Alpen zu einem heftigen Föhnsturm. Auf dem Gütsch ob Andermatt blieb der Windmesser bei 208 km/h stehen, der sich in der Nähe befindliche Windpark registrierte sogar 238 km/h. Nicht schlecht «wehte» der warme Fallwind aus dem Süden auch in den Alpentälern. In Meiringen wurden 146 km/h aufgezeichnet, in Bad Ragaz und in Adelboden sowie in Evionnaz rund 135 km/h.
Auch in früheren Jahren gab es im April schwere Föhnstürme, so zum Beispiel am 4. April 1987. Speziell erwähnt sei noch der 17. April 1962, der am Alpennordhang örtlich schwere Schäden verursachte, so unter anderem im Val d’Illiez im Unterwallis. Wer hätte damals geahnt, dass bereits im darauffolgenden Herbst, nämlich um den 7. und 8. November 1962 herum, der westliche Alpennordhang von einem Föhnsturm heimgesucht werden würde, wie er zuvor seit Menschengedenken nie aufgetreten war und dort seither auch nicht mehr vorgekommen ist. Das Val d’Illiez wurde gleich nochmals schwer betroffen und verlor damals die Hälfte seiner Wälder. Auch ganze Holzhäuser wurden total demoliert, und die Einheimischen hatten laut Zeitungsberichten fortan grosse Angst vor stürmischem Föhn und wagten sich in solchen Fällen kaum mehr in die Häuser. Augenzeugen in Les Diablerets sagten auch noch nach 40 Jahren aus, dass der damalige Föhnsturm den berühmten Weststurm Lothar an Wucht übertraf.
Sonne trotz Föhn Mangelware
Wie üblich bei Föhn war auch heute der zentrale und östliche Alpennordhang sowie Nordbünden am sonnigsten. Allerdings zeigte sich die Sonne auch dort höchstens an 3 bis 4 Stunden. Im Frühjahr kommt es dann normalerweise auch im östlichen Mittelland zu sonnigen Abschnitten. Dies war heute nicht der Fall, weil sich bis in den Nachmittag hinein tiefgelegene Bewölkung halten konnte.
Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz
Titelbild: Urs Graf