Rückkehr zum Frühling

Nachdem gestern kühlere und feuchte Polarluft das Wetter im Alpenraum dominierte, brachte uns ein Hoch über den Britischen Inseln den Frühling zurück.

Nach einem auf der Alpennordseite teils nebligen Start brachte die Sonne wieder wärmere Temperaturen, wenn auch durch die Bise etwas gedämpft.

Frischer, teils nebliger Start

In der vergangenen Nacht verlagerte sich das Höhentief, welches gestern auf der Alpennordseite noch die letzten Schauer verursachte, Richtung Österreich. Heute übernahm ein Hoch über den Britischen Inseln den Einfluss auf unser Wetter. In der meist klaren Nacht sorgte die Strahlungsabkühlung für einen frischen Start in den Tag, vereinzelt mit leichten Bodenfrost. In der Deutschschweiz bildete sich teilweise sogar flacher Nebel, wie z.B. im Nordosten, oder Hochnebel, wie z.B. im Entlebuch und in der Nordwestschweiz. Ausgedehntere Restbewölkung blieb auch noch in der Surselva hängen. Ansonsten präsentierte sich der Start in den Tag weitgehend wolkenfrei.


Bewölkungsverteilung über der Schweiz im hochaufgelösten sichtbaren Kanal von MeteoSat um 06.00 UTC.
Quelle: MeteoSchweiz/EumetSat

Blick auf den flachen Nebel von der SwissMetNet-Kamera in Frauenfeld kurz vor Tagesanbruch um 03.20 UTC.
Quelle: MeteoSchweiz

Nur flache Quellwolken

Abgesehen von den erwähnten Nebel- und Hochnebelgebieten blieb es aber nicht wolkenlos. Mit der tageszeitlichen Erwärmung wurde die vom Niederschlag hinterlassene Bodenfeuchte durch die Thermik in Form von flachen Quellwolken zur Kondensation gebracht. Die subsidente Wirkung des Hochs über den Britischen Inseln (Abtrocknung und Erwärmung durch Absinken der Luft) brachte eine schwache Inversion zustande. Im Mittelland lag die Basis der Quellwolken am frühen Nachmittag bei ca. 1800 Metern, sie wurden aber bereits bei ca. 2200 Metern vertikal begrenzt. In den Alpen lag die Basis der Quellwolken typischerweise etwas höher, bei 2000 bis 2400 Metern. Wegen der recht trockenen Luft darüber war deren vertikalen Ausdehnung ebenfalls begrenzt.


Links der Blick vom Bachtelturm auf 1190 m ü.M. (ZH) Richtung Westen um 12.30 UTC und rechts die berechnete Höhe der Quellbewölkung nach der Vorhersage des IFS-Modells (ECMWF) um 12.00 UTC
Quelle: Zürioberland Tourismus / MeteoSchweiz

Hier noch ein Zeitraffer vom Flughafen Zürich-Kloten mit der Entwicklung der flachen Quellwolken.


Durch Bise reduzierte Erwärmung

Da wir uns am Südostrand des Hochs über den Britischen Inseln befanden, setzte auf der Alpennordseite in den unteren Schichten allmählich die Bise ein und erreichte am Nachmittag mässige Stärke.

Damit wurde die Erwärmung der Luft etwas reduziert. Im Mittelland wurden dabei Höchstwerte von 15 bis 18 Grad gemessen. Ohne die Bise wäre eine um ca. 2 Grad höhere Temperatur möglich gewesen. Im Wallis und im Tessin erreichte die Temperatur Werte von 20 bis 22 Grad.


Höchsttemperatur an den SwissMetNet-Stationen am 27.04.2022.
Quelle: MeteoSchweiz

Bisentage in diesem Jahr

Bestimmt haben schon viele Blog-LeserInnen gedacht, schon wieder Bise…das hatten wir doch schon oft dieses Jahr. Wenn man die Statistik in Bezug auf die Bise betrachtet, liegen wir allerdings ungefähr im Mittel von jeweils 10 Jahren. So wurden beispielsweise am Flughafen-Kloten mit dem heutigen Tag dieses Jahr ca. 20 Tage mit Bise verzeichnet. Betrachtet man etwa die letzten 40 Jahre, dann beträgt das langjährige Mittel ca. 28 bis 35 Tage pro Jahr mit Bise. (Kriterium Windrichtung 20° bis 100°, Tagesmittel des Windes ≥ 10 km/h).

Angesichts dessen, dass Bise häufiger von Januar bis April, als in den übrigen Monaten vorkommt, liegen wir als im „statistisch üblichen Bereich“. Am Jurasüdfuss, wie z.B. in Grenchen ist die Anzahl Bisentage typischerweise höher als am Flughafen Zürich-Kloten, weil durch die Kanalisierung des Windes gegen Westen hin dort höhere Windgeschwindigkeiten erzeugt werden.


Anzahl Bisentage pro Jahr an den SwissMetNet-Stationen Grenchen (links) und Zürich-Kloten (rechts) von 1981 bis 2022. (Das langjährige Mittel (graue Kurve) ist ein 10-Jahres Gaussfilter berechnet).
Quelle: MeteoSchweiz

Titelbild: EumetSat sichtbarer Kanal überlagert mit Radar und 500 hPa Geopotential des IF-Modells um 06.00 UTC. (die Rückenachse ist gelb strichpunktiert eingezeichnet).

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz
Titelbild: EumetSat/ECMWF/MeteoSchweiz

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