Wetter-Schweiz: Gegenstromlage auf der Alpensüdseite
Normalerweise wirken sich Gegenstromlagen eher nördlich der Alpen aus, indem feuchtwarme Südwinde auf die aus Norden eingesickerte Kaltluft treffen und in der Folge auf der Kaltluft aufgleiten.
Dies führt dann in der Regel zu ergiebigen Niederschlägen. Heute kam ausnahmsweise die Alpensüdseite in den «Genuss» einer Gegenstromlage. Was diese bewirkte, wird im heutigem Blog näher erläutert.
Typische Gegenstromlage – oder wenn kühlere Luft aus dem Norden auf wärmere Luftmassen aus dem Süden trifft
Eine Gegenstromlage entsteht, wenn in einem grösseren Bereich Strömungen aus mehr oder weniger entgegengesetzter Richtung aufeinandertreffen. Meistens haben diese Luftmassen ganz unterschiedliche Eigenschaften. Speziell ausgeprägt sind diese Unterschiede, wenn warme und feuchte Luft aus südlicher Richtung auf eine deutlich kältere Luftmasse aus dem Norden trifft. In diesen Fall schiebt sich die kalte Luft keilförmig unter die warme Luft, welche ihrerseits aufgleitet. Das Aufgleiten der feuchten und warmen Luftmasse führt dann zu Kondensationsprozessen und in der Folge zu grossflächigen Niederschlägen.
Typische Gegenstromsituationen führen oft zu ergiebigen Niederschlägen beidseits der Alpen
Die oben beschriebene Wetterlage führt oft in weiten Teilen der Schweiz zu ergiebigen Niederschlägen. Allerdings ist dann nicht überall der Aufgleitprozess für die Niederschläge verantwortlich. Vielmehr sorgen in diesem Fall die feuchtwarmen Südwinde auf der Alpensüdseite zu einem gewöhnlichen Südstau mit ausgiebigen Niederschlägen, welche eventuell auch konvektiv durchsetzt sind.
Die Südwinde überqueren anschliessend die Alpen, können dann aber – weil nördlich der Alpen in den unteren Luftschichten aus Norden kalte Luft zugeführt wird – nicht absinken. Vielmehr sind sie gezwungen, am Kaltluftkeil aufzusteigen, was auch nördlich der Alpen kräftige Niederschläge auslöst.
Die Lage ist allerdings kompliziert, denn bei tiefdruckbestimmter Südlage greifen die Niederschläge der Alpensüdseite oftmals weit über den Alpenkamm noch Norden aus, auch wenn nördlich der Alpen keine Kaltluft lagert. Es herrscht dann eine sogenannte Dimmerföhnlage. „Dimmer“ ist ein ein Urner Mundartausdruck und bedeutet dunkel oder dämmrig. Mit „Dimmerföhn“ ist also ein kräftiger Südwind in den Alpentälern bei gleichzeitig trübem Wetter und strömendem Regen gemeint.
Bei einer typischen Gegenstromlage herrscht in den Alpentälern aber kein Dimmerföhn, sondern eher ein schwacher, kalter Nordwind. Die Niederschläge, welche dann am Alpennordhang fallen, sind dann zu einem Teil bedingt durch das Übergreifen der kräftigen Niederschläge von der Alpensüdseite her, anderseits aber auch durch die oben beschriebenen Aufgleitprozesse. Ein typischer Fall war der 3. Mai 2002.
Heutige Gegenstromlage auf der Alpensüdseite
Heute kam es ausnahmsweise auf der Alpensüdseite zu einer Gegenstromlage. Dabei floss in den unteren Luftschichten kühle Luft aus Osten bis Südosten zum Alpensüdfuss. In der Höhe herrschten hingegen westliche bis nordwestliche Winde vor. Allerdings war heute der Aufgleitprozess der wärmeren Luft kaum massgebend. Vielmehr konnten sich an der Untergrenze der etwas wärmeren Luft einige Schauer bilden, welche für den trüben Wettercharakter auf der Alpensüdseite verantwortlich waren.
Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz
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