Nochmals sonniger Spätsommertag

Der Spätsommer präsentierte sich heute nochmals (und wahrscheinlich letztmals) von seiner mehrheitlich sonnigen Seite. Sommerlich muteten auch die Gewitter am Vorabend südlich der Alpen an (mit „bildhübschen“ nächtlichen Erscheinungen).

Ab morgen ist mit eher unbeständigem Wetter zu rechnen und am Donnerstag hält meteorologisch gesehen bereits der Herbst Einzug.

Noch hochdruckbestimmt

Im Bodendruckfeld befand sich die Schweiz am Montag am Südrand eines Hochdruckgebietes mit Zentrum über dem Nordmeer in einer eher flachen Druckverteilung. In der Grundschicht herrschte entsprechend eine etwas schwächere Bisenströmung als noch am Vortag, stellenweise war etwas Restfeuchte vorhanden.

Im Höhenfeld dehnte sich im Tagesverlauf ein kleiner, aber wetterwirksamer Höhenrücken Richtung Alpenraum aus und sorgte für eine Stabilisierung und weitere Abtrocknung der Luftmasse, insbesondere nördlich der Alpen. Südlich davon befand sich nach wie vor etwas feuchtere und labilere Luft.


Das hochaufgelöste Satellitenbild im sichtbaren Bereich vom frühen Morgen zeigt die Druckverteilung in der Höhe sowie die Wolken-, Niederschlags- und Blitzverteilung über West- und Mitteleuropa; weisse Linien markieren das Geopotential auf dem Druckniveau von 500 hPa (entspricht über der Schweiz einer Höhe von rund 5800 m ü.M.). Die Schweiz präsentiert sich – abgesehen von wenigen Hochnebelfeldern – nahezu wolkenlos. Am Jura ist ein erstes Band von Schleierwolken erkennbar, welche vom Höhentief über den Britischen Inseln abgeschwemmt werden. Stromaufwärts über Spanien, Südwestfrankreich-Biskaya und dem angrenzenden Atlantik sorgt ein Höhentrog für eine grössere Gewitteraktivität. Von den Gewitterwolken über Südwestfrankreich werden mit der westlichen Höhenströmung heute Nachmittag und Abend vermehrt Cirrenfelder zu uns geführt. Der Trog zieht am Dienstag über Frankreich hinweg, sodass von Dienstag auf Mittwoch auch in der Schweiz einige Gewitter zu erwarten sind. Über dem Golf von Genua sind noch die Überbleibsel der Gewitter zu sehen, welche sich am Abend und in der Nacht über Norditalien und am Alpensüdhang entladen haben. Quelle: MeteoSchweiz

Restfeuchtigkeit

In der im Vergleich zum Vortag trockeneren Luft hatten Nebel- und Hochnebelfelder heute keine gute Ausgangslage. Während sich vor allem am Jurasüd- und –nordfuss und teils auch im Mittelland in der zweiten Nachthälfte ein paar Bodennebelfelder bilden konnten, entstanden in der Innerschweiz (insbesondere in der Region um Zug), am Zürichsee, im Thurgau sowie im Unterengadin Hochnebelfelder; insgesamt waren sie also deutlich weniger ausgedehnt als noch gestern. Die Obergrenze der feuchten Schicht lag bei etwa 1000 Metern. Während sich die Nebelbänke am Morgen rasch auflösten, ging es bei den Hochnebelfeldern etwas zögerlicher. Zunächst gab es am Zürichsee und im Unterengadin grössere Lücken, dann in der Innerschweiz und am späteren Vormittag lockerte sich auch im Thurgau der Hochnebel auf, bzw. wandelte sich in Quellwolken um.


Satellitenbild (HRV-Kanal) vom Morgen, überlagert mit der Sonnenscheindauer der vergangenen 10 Minuten. Bereits in Auflösung begriffen sind die Nebelfelder im Unterengadin und am Zürichsee, die übrigen noch in Ausdehnung begriffen. Sonst wird die volle Sonnenscheindauer verzeichnet (ausser in den Alpentälern, in denen die Sonne noch nicht zum Vorschein gekommen ist). Quelle: MeteoSchweiz

Blick vom 1580 m hohen Wildspitz oberhalb von Arth-Goldau Richtung SSE am Morgen. Die Stratocumulus-Felder über dem Lauerzersee zeigen noch eine scharfe Obergrenze, bevor sie sich im Laufe des Vormittags weiter auflockern und in Cumuli umwandeln. Quelle: roundshot.com

Im Süden feuchter und labiler

Am Alpensüdhang bildeten sich am Vorabend und in der Nacht auf Montag in der feuchteren und labileren Luft einige Schauer und teils auch kräftige Gewitter. Inbesondere im Verzascatal sowie in der Region um Bosco Gurin fielen dabei auch grössere Regenmengen.


12-Stunden-Regenmengen bis heute Morgen, kombiniert aus Radar- und Bodenmessdaten. In weiten Teilen des Tessins sowie auch im Bergell und Puschlav wurde es am Vorabend und in der Nacht auf Montag nass. Die ersten Schauer und Gewitter entwickelten sich am Abend im südlichen Wallis, im Nordtessin sowie in den Bündner Südtälern. Sie verlagerten sich langsam südostwärts über die Landesgrenze hinaus, sodass die Stationen auf Schweizer Boden bald keinen Regen mehr registrierten. Im Nord- und Mitteltessin hingegen entluden sich am späteren Abend teils kräftige Gewitter, was zu grösseren Niederschlagsmengen führte. In der Region um Bosco Gurin sowie im Verzascatal fielen verbreitet 60 bis 80 mm, im oberen Verzascatal lokal auch über 100 mm. Im Mendrisiotto blieb es meist trocken. Im Laufe der zweiten Nachthälfte liessen die Regenfälle von Nordwesten her nach.

Blick vom Klein Matterhorn Richtung SE, wo über dem Aostatal auch in der zweiten Nachthälfte noch Gewitter aktiv waren und entsprechend einige Cb zu sehen waren. Links angeschnitten das Breithorn.

Elmsfeuer

Die nächtlichen Gewitter auf der Alpensüdseite brachten noch eine weitere spezielle Erscheinung hervor, sogenannte Elmsfeuer. Diese wurden am Windmesser der MeteoSchweiz auf dem Pizzo Matro auf 2100 m ü. M. ausgelöst. Solche Leuchterscheinungen entstehen durch elektrostatische Aufladungen in der Nähe von Gewittern. Sie können aber auch bei Schnee- und Sandsturm sowie bei Eisnebel auftreten. Sie kommen im Alpenraum zwar relativ häufig vor, Live-Beobachtungen aus der Nähe sind allerdings eher selten und teils auch gefährlich (im Sommer Gewitter-, im Winter Schneesturm).

Seit in den Alpen viele hochauflösende und Nacht-taugliche Webcams stehen, lässt sich das Phänomen jedoch recht häufig beobachten. Der Arbeitskreis Meteore hat Beobachtungen ausgewertet und in ihrer Zeitschrift mit schönen Bildern publiziert. Den Link dazu finden Sie hier.


Quelle: Collage von D. Gerstgrasser aus Bildern der Roundshot-Kamera der Swisscom

Passend zur Gewitteraktivität im Süden treffen sich übrigens diese Woche in Locarno mehr als 300 ExpertInnen in Radar-Meteorologie aus über 30 Ländern an der ERAD (European Conference on Radar in Meteorology and Hydrology). Sie diskutieren über neue Technologien und präsentieren Ergebnisse aus 380 Forschungsarbeiten. Hier der Link zum entsprechenden Blog unserer KollegInnen von Locarno-Monti.

Ruhiger Nachmittag

Im Tagesverlauf bildeten sich über den Bergen einige Quellwolken. In den meisten Gebieten der Schweiz blieb es niederschlagsfrei, einzig im Nordtessin, im Oberengadin sowie in den Bündner Südtälern reichte es am späteren Nachmittag für einzelne Schauer.

Die Temperaturen erreichten verbreitet 26 bis 29 Grad. In der Nordwestschweiz, im Genferseegebiet sowie im Tessin gab es nochmals (und wahrscheinlich in diesem Spätsommer letztmals) einen Hitzetag mit Temperaturen von 30 bis 31 Grad. In den nächsten Tagen liegen die Höchstwerte dann auch in letzteren Regionen unter der Hitzemarke. Am Donnerstag beginnt zwar bereits der meteorologische Herbst, allerdings bleiben die Maxima gesamtschweizerisch bei Werten um 25 Grad, sodass durchaus noch mit „Sommertagen“ gerechnet werden darf.


Sich auftürmende Quellwolke, vom Fluebrig SZ aus gesehen. Blick Richtung NE/Innerthal um die Mittagszeit. Aufnahme: R. Beerenwinkel

Titelbild: Blick von der Fuorcla Val Sassa ins „Tal der Steine“: nomen est omen! Wenige flache Quellwolken stehen vielen mehr oder weniger flachen Steinen gegenüber.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz
Titelbild: U. Graf

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