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Wetternews: Das Grau und eine alte Bekanntschaft

Ein umfangreiches Tief befand sich heute über dem Atlantik. Ein darin eingelagertes Randtief zog über die Bretagne und führte eine Kaltfront zur Schweiz.

Mit der zunehmenden Südwestlichen Strömung setzte in der Nacht auf Donnerstag ein Überströmen über dem Alpenraum ein, was sich auf der Leeseite (windabgewandten Seite) als schwacher Föhn bemerkbar machte.

Hochnebel und Frontbewölkung

Der heutige Tag startete in circa 65% der Schweiz grau. Die Grautöne reichten von Hochnebelgraugrau zu Cirrenhellgrau über Altostratusgrau. Besonders die Alpensüdseite und das Graubünden hatten etwas mehr Glück und konnten der Himmelgraupalette noch etwas Blau beimischen.


Unser Kollege war am richtigen Ort und konnte etwas Sonne erwischen.
Foto: U.Graf


Gestern Abend und in der Nacht hatte sich auf der Alpennordseite wieder Hochnebel gebildet und ausgebreitet. Mit der Frontannäherung wurde darüber zunehmend mittelhohe und hohe Bewölkung geschoben. Dies führt in der Regel dazu, dass unter der aufziehenden Bewölkung die Abstrahlung und dementsprechend Abkühlung reduziert wird. Zudem hilft die Gegenstrahlung, welche durch die Bewölkung entsteht, den Nebel oder Hochnebel aufzulösen. Diese Nacht hat es jedoch nicht ganz gereicht, da die Bewölkung zum Teil nicht dicht genug war und auch zu hoch war (je tiefer die Bewölkung desto grösser die Gegenstrahlung und so die Auflösungschancen).

Tagsüber ist eine Bewölkungsschicht über dem Nebel oder Hochnebel jedoch eher kontraproduktiv. Die Sonneneinstrahlung auf den Nebel oder Hochnebel wird dabei reduziert und die Auflösungsprozesse verlangsamt.


Blick von der Albis Hochwacht auf den tiefen Hochnebel. Darüber die Frontbewölkung und dazwischen eine wolkenfreie Schicht, um den Sonnenaufgang zu geniessen.
Foto: D. Gerstgrasser


Widmer und sein Föhn

Bereits gestern Abend setzte auf der Alpennordseite Druckfall ein und die Druckdifferenz zwischen Kloten und Lugano vergrösserte sich im Verlauf der Nacht zunehmend. Insgesamt hatte sich heute ein Südüberdruck zwischen 5-7 hPa eingestellt.


Druckdifferenz zwischen Kloten und Lugano. Die blaue Linie ist die gemessene Druckdifferenz. Weiter dargestellt ist der Verlauf aus dem Cosmo und ECMWF Modell (Flächen sind 50% und 100% Perzentile)


In den Alpen, hier anhand der Station in Göschenen repräsentiert, hat bereits gestern Abend der Föhn eingesetzt. Dies ist anhand der steigenden Temperatur (rote Linie) und dem Rückgang der Luftfeuchtigkeit (grüne Fläche) gut zu erkennen.


Die Föhnströmung ist auch anhand der Bewölkung deutlicht zu erkennen (Alcomulus Lenticularis), wie hier in Davos Wiesen.
Foto: Meteomeldungen/App


Ein Index auf den wir häufig zurückgreifen, um abzuschätzen ob und wann der Föhn einsetzt, ist der sogenannte Widmer Index. Dieser wurde von Widmer 1966 für die Station Altdorf entwickelt und später von Courvoisier und Gutermann vereinfacht.

Zur Berechnung des Indexes werden verschiedene Differenzen des Geopotentials auf 850 und 500 hPa bestimmt. Dabei werden fünf verschiedene Standorte, welche quer über Europa verteilt sind, verwendet. Das Resultat der Berechnung ist eine dimensionslose Grösse – ein Index. Je stärker der Föhn umso höher ist dieser Index. Für die Darstellung wurde die y-Achse umgedreht, so dass der Index nach unten (nach Süden) zunimmt.

Überschreitet der Index eine gewisse Stelle (Föhnlimit zwischen 18 und 23, Jahreszeitabhängig) so erfolgt der Föhndurchbruch in Altdorf in der Regel in einem Zeitfenster von plus/minus 8 Stunden.


Widmer Index, wie er aktuell im operationellen Dienst in Verwendung ist. Dargestellt ist das Ensemblemittel, die 50%, 75% und 100% Quantile, der Kontrolllauf (ctrl), sowie der aktuelle deterministische Lauf (HRES) und der deterministische Lauf vor 12 und vor 24 Stunden (HRES-12, HRES-24h). Zusätzlich sind noch die Indizes auf 850 hPa (IW850), sowie auf 500 hPa (IW500) eingetragen.


Der Widmer Index unterschreitet die Föhnlimite am Donnerstag um 15Z, das bedeutet, dass in Altdorf der Föhn in der Zeitspanne 8 Stunden vor- oder nachher einsetzen wird. Der Index dient als Einschätzungshilfe und ist mit Vorsicht zu verwenden. Anhand des Index-Verlaufs können verschiedene prognostische Aussagen gemacht werden. Zum Bespiel deutet ein steiler Abfall normalerweise auf einen gut definierten Föhnbeginn hin oder ein gerader Verlauf im Bereich des Föhnlimits ist ein Hinweis auf eine schleifende Front.


In Bad Ragaz hatte es bereits in der Nacht ein föhniges Ausfliessen, dies sorgte dafür, dass die Temperatur zum Morgen hin leicht Anstieg. Am Vormittag stieg die Temperatur dann zusätzlich mit der Sonne merklich an. Am Ende der Grafik, sorgte ein kurzzeitiger Druckanstieg auf der Alpennordseite für eine Reduktion des Südüberdrucks und eine Abschwächung der Föhnströmung.


Die Föhnluft erreichte gestern Abend bereits die erhöhten Lagen auf der Alpennordseite, wie hier das Hörnli.


Der Föhn sorgte an einigen Stationen für warme Temperaturen.


Niederschlag

Mit dem letzten Satz, kommen wir wieder zurück zum aktuellen Wettergeschehen. Anfangs wurde etwas von einer sich annähernden Kaltfront geschrieben. Diese Kaltfront befand sich heute Vormittag noch über Frankreich. Im Tagesverlauf näherte sie sich weiter an, erreichte jedoch nicht ganz die Schweiz. Im Vergleich zu der südwestlichen Strömung befand sich die Front eigentlich fast Strömungsparallel. Dies sorgte dazu, dass sie kaum vorankam und der Schweiz entlang schleifte. Um den Bogen zurück zum Widmer Index zu spannen, ist diese „schleifende“ Front anhand des flachen Verlaufs des Indexes am Freitag zu erkennen.


Bis zum Redaktionsschluss ist besonders in Juranähe und im Westen des Wallis Niederschlag gefallen.


Eine schleifende Front kann aufgrund ihres stationären Charakters lokal viel Niederschlag bringen. Mit der südwestlichen Anströmung werden in den südwestlichen Teilen der Schweiz und auf der Alpensüdseite am meisten Niederschlag erwartet. Diese Regionen wurden mit einer Regenwarnung der Stufe 2 gewarnt. Jedoch auch in den übrigen Regionen der Alpennordseite wird bis am Samstag einiges an Niederschlag erwartet.

Saharastaub

Last but not least – unsere alte Bekanntschaft – der Saharastaub. Mit dem weit ausgreifenden Trog wurde mit der südwestlichen Strömung eine Ladung Saharastaub mitgebracht und sorgte so zusätzlich für trübe Verhältnisse.


Modellprognose zur Saharastaubsituation um 15 UTC. Vorhersage der Aerosol-optischen Dicke des Copernicus Modell. Die optische Dicke ist ein Mass für die Abschwächung der Sonnenstrahlung durch Partikel in der Atmosphäre- Mit diesem dimensionslosen Mass kann die atmosphärische Trübung abgeschätzt werden. Je höher der Wert, desto trüber die Atmosphäre wobei der Zusammenhang nicht linear ist. Dargestellt ist die optische Dicke bei einer Wellenlänge von 550 nm, was etwas in der Mitte des sichtbaren Lichtspektrums der Sonne liegt.


Titelbild: Farbenfroher Sonnenaufgang zwischen der Bewölkung.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz
Titelbild: D.Gerstgrasser

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