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Wetter: Föhn-Nebel-Regen-Staub

Das Wetter in der Schweiz brachte heute praktisch alle Facetten zum Vorschein. Im Mittelland begann der Tag teilweise neblig, in den nördlichen Alpentälern föhnig und im Süden fiel zunehmend Regen.

Und dann mischte auch noch Saharastaub mit.

Allgemeine Lage

Die Schweiz befand sich heute zwischen Tief „Beatrice“ mit Zentrum knapp westlich der Bretagne und einem Hoch über Südosteuropa. Mit einer südwestlichen Höhenströmung wurde zunehmend feuchte Atlantikluft zum Alpenraum geführt. Dabei verstärkte sich die Südstaulage, während der Norden dank Föhn noch entlastet wurde.


Wetterlage um 12 UTC: Modellkarten des IFS (ECMWF) mit 500 hPa Geopotential und rel. Feuchtigkeit (links), Bodendruckfeld mit 700 hPa rel. Feuchtigkeit und 6 h-Niederschlagsmenge (rechts).
Quelle: ECMWF / MeteoSchweiz


Nebel im Mittelland

In der vergangenen Nacht zogen aus Südwesten einige teils dichtere hohe Wolkenfelder über die Schweiz hinweg. Dies reichte jedoch nicht aus, um die Nebelbildung zu verhindern. Bis zum Tagesanbruch hatte sich in den tiefsten Lagen des Mittellandes verbreitet Nebel mit einer Obergrenze um 500 Meter gebildet. Vom Nebel betroffen waren vor allem die Gebiete vom Berner Seeland der Aare entlang bis zum Zürcher Unterland und bis in die Region Schaffhausen. Aber auch im unteren Reusstal, über dem Zürichsee und dem Glattal lag verbreitet das feuchte Nebelgrau.

Die Auflösung verlief im Tagesverlauf jedoch zäher als erwartet, besonders im zentralen Mittelland hielt sich der Nebel bis zum frühen Nachmittag. Schuld daran war einerseits die ausgeprägte Inversion, welche durch die starke Südströmung über der Inversion aufrecht erhalten blieb. Andererseits zogen darüber hohe Wolkenfelder durch, welche die Besonnung, die für die erforderliche Erwärmung der bodennahen Luftschicht nötig wäre, stark einschränkte.


Hochaufgelöstes Satellitenbild (MODIS) über dem Alpenraum um ca. 10 UTC.
Quelle: https://wvs.earthdata.nasa.gov


Im Süden Stau

Südlich der Alpen wurde die feuchte Atlantikluft, welche aus Südwesten herangeführt wurde, gestaut und reichte teilweise nordwärts über den Alpenkamm hinaus. Entsprechend blieb es auf der Alpensüdseite ganztags bedeckt und es gab auch etwas Niederschlag, der sich am Abend allmählich verstärken wird.

In den kommenden 30 Stunden werden auf der Alpensüdseite zwischen 60 und 100 mm Niederschlag erwartet. Lokal können die Mengen auch noch deutlich höher ausfallen.


Animation des Satelliten- und Radarbildes von 9 bis 14 UTC.


Föhn auf der Alpennordseite

Durch den Südstau erreichte die Druckdifferenz zwischen Lugano und Altdorf am späteren Vormittag ca. 7 hPa und der Föhn setzte nördlich der Alpen ein und verstärkte sich im weiteren Tagesverlauf. Über den Kammlagen der Alpen erreichte der Südwest- bis Südwind bis am späteren Nachmittag Windspitzen von 90 bis 123 km/h, in den Alpentälern 50 bis 70 km/h. Aber auch auf den Jurahöhen erreichte der Südwestwind Sturmstärke mit 107 km/h auf dem La Dôle bzw. 102 km/h auf dem Chasseral.

Üblicherweise ist die Sicht in der trockenen Föhnluft sehr gut. Heute vermieste aber herangeführte Saharaluft die guten Sichtbedingungen. Ausserdem zog am Nachmittag auch mehr mittelhohe Bewölkung als erwartet über die Schweiz hinweg.


Föhneinsatz in Altdorf am späteren Vormittag (um 9.10 UTC) zeigt den sprunghaften Anstieg des Windes (oben) und der Temperatur bzw. Abnahme der rel. Feuchtigkeit (Mitte). Unten dargestellt die Sonnenscheindauer.
Quelle: MeteoSchweiz


Sommertag in Vaduz, Glarus und Delémont

Die Erwärmung durch trockenadiabatisches Absinken der Luft in den Föhngebieten machte sich natürlich deutlich bemerkbar. Bis zum Redaktionsschluss wurden in den klassischen Alpentälern Temperaturen über 20 Grad, in Vaduz und Glarus wurde mit 25.3 bzw. 25 Grad sogar ein Sommertag registriert. Aber auch der starke Südwestwind im Jura brachte föhnige Effekte und liess die Temperatur beispielsweise auch in Delémont sogar auf 25.5 Grad ansteigen. Dieser Wert ist die höchste gemessene Temperatur in der zweiten Oktoberhälfte seit Messbeginn 1959.


Höchsttemperatur am 23.10.2022 bis 14 UTC.


Leebewölkung an den Pyrenäen

Ein klassisches Phänomen trat heute auf den Satellitenbildern deutlich in Erscheinung. Die starke südwestliche Höhenströmung traf fast senkrecht auf die Gebirgskette. Leeseitig, also nördlich davon bildete sich eine ausgedehnte und dichte hohe Wolkenschicht, sogenannte „propagated lee wave“. Voraussetzung ist eine feuchtere Luftschicht, eine Windzunahme mit der Höhe und eine Änderung der Stabilität. Diese stehende Welle verändert sich kaum, so dass die Bewölkung den Anschein erweckt in der wellenförmigen Strömung stehenzubleiben.


Satellitenbild (Infrarot) und Radar mit Überlagerung des 500 hPa Geopotential (links) und Temperaturprofil einer Flugzeugmessung (AMDAR-Profil) um 5.30 UTC. Die ausgedehnte Schichtbewölkung (grosse weisse Fläche) entstand leeseitig der Pyrenäen im Übergang der hohen zur geringeren Labilität.
Quelle: MeteoSat / ECMWF / MeteoSchweiz


Titelbild: Blick vom Bachtelturm (ZH Oberland) Richtung Westen um 9 Uhr. Der flache Nebel reichte bis kurz vor Dürnten, im Vordergrund die Gemeinde Hadlikon.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz
Titelbild: Züri Oberland Tourismus AG

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