Seniorinnen und Senioren am Steuer - eine Herausforderung für die Unfallprävention
Viele Seniorinnen und Senioren fahren bis ins hohe Alter Auto. Das ist eine Herausforderung für die Unfallprävention, weil ältere Personen bei Unfällen ein höheres Risiko für schwere und tödliche Verletzungen haben.
Gleichzeitig verursachen sie am Steuer überdurchschnittlich viele Unfälle. Mit dem soziodemografischen Wandel dürften die Unfallzahlen weiter steigen. Um nicht mehr fahrgeeignete ältere Personen zu identifizieren, setzt die Schweiz heute vor allem auf medizinische Kontrolluntersuchungen ab 75 Jahren. Die BFU erachtet andere Massnahmen als zielführender.
Autofahren bedeutet für viele Seniorinnen und Senioren Mobilität und ein aktives Leben. Ältere Autolenkende sind jedoch bei Unfällen stärker gefährdet: Sie sind verletzlicher als jüngere Personen und Verletzungen haben häufiger schwerwiegende Folgen. Ausserdem sind ältere Autolenkende überdurchschnittlich häufig an Unfällen beteiligt und verursachen diese auch überproportional häufig: Das Risiko, einen schweren Autounfall zu verursachen, ist für Lenkende ab 65 Jahren kilometerbereinigt doppelt so hoch wie bei Lenkenden im mittleren Alterssegment (25 bis 64 Jahre). Bei Personen ab 75 Jahren steigt das Unfallrisiko um das Fünffache. Gründe dafür sind beispielsweise Leistungseinschränkungen und Erkrankungen, die mit zunehmendem Alter auftreten.
Nicht mehr fahrgeeignete Seniorinnen und Senioren identifizieren
Deshalb müssen sich in der Schweiz alle Autofahrenden ab 75 Jahren alle zwei Jahre einer medizinischen Kontrolluntersuchung unterziehen. Dabei wird geprüft, ob sie noch fahrgeeignet sind. Die BFU hat dieses System umfassend evaluiert. (Evaluation ab 15 Uhr verfügbar auf www.bfu.ch/medien). Sie kommt zum Schluss: Die medizinischen Kontrolluntersuchungen sind zwar breit akzeptiert, bringen jedoch nicht den erhofften Sicherheitsgewinn.
Anpassungen am heutigen System sinnvoll
Die Kontrolluntersuchungen bedeuten einen grossen Aufwand, der sich ohne nachgewiesenen Nutzen der Screenings nur schwer rechtfertigen lässt. Aus Sicht der BFU ist es deshalb sinnvoll, das System schlanker zu gestalten. Die Kontrolluntersuchung abzuschaffen, wäre jedoch verfrüht. Zunächst müsste untersucht werden, ob sich die erst 2019 erfolgte Anhebung des Alters für die medizinische Kontrolluntersuchung von 70 auf 75 Jahre negativ aufs Unfallgeschehen ausgewirkt hat. Auch wäre es notwendig, vorgängig ein alternatives Untersuchungssystem aufzubauen – z. B. in Form von gezielten, reaktiven Abklärungen bei bestimmten Auffälligkeiten.
Unabhängig von der Anpassung der medizinischen Kontrolluntersuchungen sind weitere Präventionsansätze zu stärken: Auf technischer Ebene muss die konsequente und richtige Benützung von Sicherheitsassistenten im Auto gefördert werden. Weniger komplexe, selbsterklärende und fehlerverzeihende Strassen bringen ebenfalls einen Sicherheitsgewinn. Die Umsetzung ist jedoch langwierig. Vergleichsweise schnell realisierbar sind Tempo-30-Zonen. Tieferes Tempo reduziert unter anderem die mentale Belastung beim Autofahren. Das kommt insbesondere den älteren Autolenkenden zugute.
Auch die älteren Autofahrenden selbst können einen Beitrag zur Sicherheit leisten. Es ist wichtig, dass sie sich frühzeitig mit altersbedingten Veränderungen auseinandersetzen. Die BFU bietet mit dem FahrsicherheitsCheck ein massgeschneidertes Instrument, mit dem sie mögliche Einschränkungen rechtzeitig erkennen und geeignete Massnahmen ergreifen können.
Veranstaltungshinweis
Sicheres Autofahren im Alter: Am BFU-Forum Strassenverkehr diskutieren Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung und Prävention die Herausforderungen durch den steigenden Anteil älterer Autofahrerinnen und Autofahrer. Mit dabei: Nationalrätin Isabelle Pasquier-Eichenberger (GRÜNE), Pro-Senectute-Direktor Alain Huber, ASTRA-Direktor Jürg Röthlisberger und BFU-Direktor Stefan Siegrist. Moderiert wird der Anlass von Sonja Hasler (SRF).
Quelle: BFU
Titelbild: Symbolbild © Rob Marmion – shutterstock.com