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Wetter: Aus dem Leben eines Kalttropfens

Auf den Bodenwetterkarten sind sie kaum ersichtlich. Trotzdem haben sie einen grossen Einfluss auf das Wetter. Auf den Höhenwetterkarten dagegen erscheinen sie prominent. Mit der Vorhersage ihrer Zugbahn haben die Wettermodelle oft noch Mühe. Dementsprechend kann auch die Wetterprognose mit grösseren Unsicherheiten behaftet sein.

Die Rede ist von Kaltlufttropfen.

Situation heute

Ein solcher Kaltlufttropfen lag heute über Italien. Untenstehende Animation veranschaulicht schön wie er über Italien seine Kreise zieht. Die Einfärbung zeigt die Temperaturverteilung auf einer Höhe von ca. 5600 m. Die violetten und braunen Farben verdeutlichen, dass der Kaltlufttropfen kälter als seine Umgebung ist. Dadurch gibt es dort einen grossen Temperaturunterschied zwischen den tieferen und den höheren Luftschichten. Je grösser dieser Unterschied ist, desto grösser ist die Labilität einer Luftmasse. Und je labiler eine Luftmasse, desto eher neigt sie zur Konvektionsbildung. Das konnte heute über Italien beobachten werden. So entstanden dort verschiedene Gewitterherde. Im Sommer, wenn sich die unter dem Kaltlufttropfen befindliche Luftmasse aufgrund der Sonneneinstrahlung stark erwärmen kann, können die Gewitter auch unwetterartig sein.


Die Animation zeigt die Temperaturverteilung auf 500 hPa (ca. 5600 m) sowie die Höhe der 500 hPa-Druckfläche (schwarze Linien). Gut zu sehen ist, wie sich der Kaltlufttropfen heute und morgen von Italien über die Alpen nach Norden verlagert.
Quelle: MeteoSchweiz


Typischerweise zeigen Kaltlufttropfen auf der Bodenwetterkarte kein abgeschlossenes Tief. Ganz im Gegenteil: Sie können am Rand eines Hochs vorkommen oder sind allenfalls nur als zyklonale Krümmung der Isobaren zu erkennen. Eine solche finden wir heute über dem Tyrrhenischen Meer. Eine weitere Eigenschaft von Kaltluftropfen ist, dass damit keine Fronten am Boden verbunden sind. Auch das zeigt die aktuelle Bodenwetterkarte des Deutschen Wetterdienstes.


Bodenwetterkarte des Deutschen Wetterdienstes (DWD).


Entwicklungsstadien eines Kaltlufttropfens

Im Laufe seines Lebens durchläuft ein Kaltlufttropfen verschiedene Zyklen. Am Anfang seiner Entstehungsgeschichte steht ein polarer Kaltluftvorstoss, der weit Richtung Süden reicht. Daraus entsteht durch einen Abtropfungsprozess eine Ausbuchtung.


Abtropfungsprozess eines Kaltlufttropfens. Mit C ist die Kaltluft gekennzeichnet, mit W die Warmluft. Quelle: resources.eumetrain.org


In einem nächsten Schritt schnürt sich der Kaltlufttropfen ganz von der Hauptströmung ab und ist jetzt als eigenständiges Gebilde auf der Höhenwetterkarte zu sehen. Die Auswirkungen sowie die Zugbahn solcher Kaltlufttropfen können von den Wettermodellen oft nur mit grösseren Unsicherheiten vorhergesagt werden. Ihre Bewegung ist jetzt von der Hauptströmung abgekoppelt.

Kommende Wetterentwicklung

Wie in der Animation am Anfang des Blogs zu sehen ist, zieht der Kaltlufttropfen auf morgen über die Alpen nach Norden. Damit beeinflusst er zunehmend das Wetter in der Schweiz. So setzen in der Nacht auf Montag zunächst dem Alpensüdhang entlang Niederschläge ein. Sobald sich der Kaltlufttropfen über den Alpen befindet, setzen auch dort und auf der Alpennordseite Niederschläge ein. Lokal können diese auch konvektiv durchsetzt sein. Im Laufe des Dienstags wird der Kaltlufttropfen im Bereich der Deutschen Nordseeküste wieder in die Westströmung eingegliedert und löst sich anschliessend auf.

Bilder des heutigen Tages


Aufnahme aus dem Wallis. Ein Druckunterschied von rund 5 hPa führte heute dazu, dass die aufziehende Bewölkung im Süden über die Berge nach Norden verfrachtet wurde.


Über der Alpennordseite lag heute eine Hochnebeldecke mit einer Obergrenze von rund 1000 Meter. Dies führte an den Nebelrändern zu schönen optischen Erscheinungen, wie hier in Sattel-Hochstucki, wo sich Nebelstrahlen bestaunen liessen. Foto: D. Gerstgrasser


Ausserhalb des Nebels schien heute grösstenteils die Sonne, wie hier in Zillis (GR) im Hinterrheintal. Quelle: Meteomeldungen / App


 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz
Titelbild: pexels.com

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