Pfefferspray & Co. – Wie können sich Frauen gegen Gewalt schützen?
Das mulmige Gefühl auf dem Heimweg im Dunkeln oder in der Dämmerung kennen nahezu alle Frauen. Auch in anderen Situationen wie Belästigungen in öffentlichen Verkehrsmitteln machen das Erlernen verschiedener Techniken zur Selbstverteidigung sinnvoll.
Wer auf den Einsatz von Pfefferspray setzt, sollte vorher den Umgang üben.
Pfefferspray in der schweizerischen Gesetzgebung
Pfefferspray in der Handtasche verleiht ein Sicherheitsgefühl und soll potenzielle Angreifer wirkungsvoll ausser Gefecht setzen, ohne dass ein dauerhafter Schaden entsteht. In der Schweiz gelten „Geräte, die dazu bestimmt sind, durch Versprühen oder Zerstäuben von Stoffen auf die Gesundheit von Menschen auf Dauer zu schädigen“. In der Waffenverordnung des schweizerischen Waffengesetzes wird jedoch nach Inhaltsstoffen getrennt und Produkte mit folgenden Reizstoffen gelten als Waffen:
- Brombenzylcyanid CA
- Chlorbenzylidenmalonsäureredinitril CS
- Cloracetophenon CN
- Dibenzoxazepin CR
Pfeffersprays, die im Fachhandel zum freien Verkauf erhältlich sind, basieren nicht auf diesen Wirkstoffen, sondern enthalten Oleoresin Capsicum OC. Die Reizstoffe werden aus Pfefferschoten hergestellt. Die enthaltenen Stoffe gelten als gefährlich und dürfen nach den Vorgaben der schweizerischen Chemikalienverordnung nur an volljährige Personen abgegeben werden.
Oftmals gibt es Pfeffersprays in Form eines Lippenstifts oder eine Schlüsselanhängers, was es einfach machen soll, die Abwehrsprays getarnt mit sich zu führen. In der Schweiz ist das jedoch nicht erlaubt, es muss immer erkennbar sein, um was sich handelt.
Bei der Verwendung des Pfeffersprays findet das Strafgesetzbuch Anwendung: Eine Person darf das Abwehrspray in Notwehr verwenden. Das heißt also bei unmittelbaren Bedrohungen oder einem Angriff gegen die eigene oder eine Dritte Person ist der Einsatz erlaubt.
Wer sich für ein Pfefferspray entscheidet, sollte also unbedingt darauf achten, ein legales und in der Schweiz zugelassenes Produkt zu erwerben. Ideal für den Einkauf ist ein Fachhandel.
Die Handhabung von Pfefferspray
Nachdem die rechtlichen Grundlagen geklärt sind, bleibt die Frage der Handhabung: Wer in Panik gerät, kann sich bei Verwendung des Sprays leicht selbst verletzen und nicht nur den Angreifer, sondern auch sich selbst schädigen. Ein Angriff spielt sich innerhalb von wenigen Sekunden ab, viel Zeit zum Überlegen bleibt dabei nicht. Beim Einsatz des Sprays spielt die Reichweite eine wesentliche Rolle. Mit echtem Pfefferspray ist das Training nicht zu empfehlen. Vielmehr gibt es im Fachhandel Übungssprays, die um Aussehen und der Funktion dem Reizspray gleichen, aber eben keine schädlichen Inhaltsstoffe enthalten. Frauen trainieren also idealerweise die Verwendung des Sprays. Die maximale Sprühdauer, die Stärke und das sichere Halten der Spraydose können effektiv simuliert werden.
Sinnvollerweise tragen Frauen das Pfefferspray in der Jackentasche mit sich. So ist es mit einem Griff zur Hand. Bei einem Angriff bleibt kaum Zeit, das Abwehrspray umständlich in der Handtasche zu suchen. Anwendende sollten sich auch mit einem eventuellen Schutzmechanismus an der Dose vertraut machen.
Arten von Pfefferspray
Zu unterscheiden sind Abwehrsprays nach der Sprüheigenschaft: Es gibt Produkte mit einem Sprühnebel, dabei wird der Wirkstoff breit verteilt und ein direktes Zielen ist nicht unbedingt erforderlich. Bei Wind kann der Anwender sich jedoch leicht selbst treffen.
Produkte mit einem Sprühstrahl haben eine größere Reichweite und können daher auch bei größerem Abstand eingesetzt werden. Allerdings muss hier genau gezielt werden, was bei einem Gewaltangriff problematisch sein könnte.
Wichtig ist als in jedem Fall, die eigene Treffsicherheit mit einem Übungsspray zu trainieren.
Weitere Möglichkeiten zur Verteidigung
Täter rechnen häufig nicht mit Gegenwehr, daher sollten Frauen verschiedene Methoden der Selbstverteidigung trainieren. Es gibt Anbieter von Selbstverteidigungskursen, in denen Frauen diese Situationen üben können. Wichtig dabei ist auch die innere Haltung, denn durch ein selbstbewusstes Auftreten und das Setzen von Grenzen können Frauen in gefährlichen Situationen handeln. Rollenspiele in den Trainings unterstützen gezielt, um sich auf diese Szenarien vorzubereiten.
Wer von einem Angreifer geschubst und zu Boden gestossen wird, ist automatisch in einer schlechteren Position. Wichtig ist darum ein sicherer Stand, der dem Täter Selbstbewusstsein und Standfestigkeit signalisiert. Die Angegriffene präsentiert sich nicht als Opfer, sondern zeigt, dass sie dem Täter etwas entgegenhalten kann. Oberkörper und Schultern sollten gerade aufgerichtet sein, es ist nicht hilfreich, dem Gegner Angst zu zeigen. Die gesamte Körpersprache sollte Selbstbewusstsein ausdrücken. Frauen können das daheim vor dem Spiegel oder in einem entsprechenden Kurs üben.
Oftmals geht einem Angriff eine andere Situation voraus: Wer bemerkt, dass er von einem Dritten beobachtet wird, sollte versuchen, sich aus dieser Situation zu entfernen. Experten raten, wachsam zu sein und die Wahrnehmung zu schärfen. Die Beobachtung der Umgebung ist daher entscheidend. Sind andere Personen in der Nähe, hilft lautes Schreien, um Aufmerksamkeit zu erregen. Hilfreich kann es auch sein, Personen, die helfen sollen, direkt anzusprechen und um Hilfe zu bitten, damit sie einschreiten.
Nicht immer sind andere Menschen in der Nähe und angegriffene Frauen sind auf sich allein gestellt. Einem Bericht der „Frankfurter Rundschau“ zufolge zeigen Statistiken, dass es 90 Prozent aller Frauen gelungen ist, einen Angreifer zu verscheuchen, indem sie sich körperlich gewehrt haben. Wichtig ist also, zu schlagen, zu treten und zu beißen. Hilfreich können Gegenstände wie Regenschirme oder Handtaschen sein, um den Täter zu vertreiben.
Mit Alarm für Aufmerksamkeit sorgen
Hilfreich kann ein Taschenalarm sein. Dabei handelt es sich um einen kleinen Lautsprecher, der nach dem Ziehen eines Sicherheitsstifts oder dem Drücken eines Knopfs einen lauten Ton ausstösst. Wichtig ist, den Taschenalarm griffbereit in der Jackentasche mit sich zu tragen, sodass im Notfall eine schnelle Aktivierung möglich ist.
Inzwischen gibt es zudem Apps für Smartphones, die im Notfall einer zuvor eingerichteten Person eine Nachricht zukommen lassen. Durch die Funktion „Follow me“ ist es der anderen Person auch möglich, das Opfer, das den Alarm ausgelöst hat, per Smartphone App zu orten und so weitere Schritte einzuleiten. Das Smartphone kann auf einsamen Wegen ein hilfreicher Begleiter sein: In vielen Ländern und Städten gibt es das Heimwegtelefon, das Frauen kontaktieren können, während sie heimgehen. Dort, wo diese Leistung nicht verfügbar ist, können auch Anrufe bei Freunden oder Familienmitgliedern helfen.
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